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Die „Luxus-Version“ im theologischen Fortbildungsangebot der Melanchthon-Akademie: das Laienstudium STARK. Im September beginnt es wieder – anmelden kann man sich jetzt schon

Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es zuhauf. Aber wie sieht es dabei mit dem Fach Theologie aus? Nun, die Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region führt seit zehn Jahren regelmäßig drei bis vier entsprechende Fortbildungen für Ehrenamtliche im Halbjahresprogramm. Die „Luxus-Version“ im theologischen Fortbildungsangebot der Melanchthon-Akademie verkörpert das 1998 eingeführte Laienstudium STARK – ausgeschrieben bedeutet das: „Studium an der Akademie: Theologie“. Jeder Kurs dauert zwei Jahre. In vier Semester gegliedert, umfasst er insgesamt 16 Wochenend-Seminare. Die finden jeweils freitags von 17 bis 22 Uhr und Samstag vormittags statt. In den ersten zwei Semestern wird Biblische Theologie behandelt. Das dritte ist der Systematischen Theologie und Kirchengeschichte gewidmet. Im abschließenden Semester stehen innerchristliche/ interreligiöse Ökumene, praktische Theologie und christliche Praxis auf dem Plan. Die nächste STARK-Reihe startet an dem Wochende des 18. und 19. September 2009. Informationen finden Sie hier, telefonische Auskunft gibt es unter 0221-9318030.

Exemplarische, praktische Zugänge zum theologischen Denken
Den Impuls zu STARK gab Pfarrer Marten Marquardt, bis 2008 Leiter der Melanchthon-Akademie in der Kölner Südstadt. Dessen Idee entwickelte Dr. Martin Bock, damals Pfarrer zur Anstellung mit einer halben Stelle an der Melanchthon-Akademie und seit 2008 Marquardts Nachfolger, zu einem tragfähigen Konzept. „Die Idee war und ist, dass viele in Kirchengemeinden ehrenamtlich Engagierte, etwa Presbyterinnen und Presbyter, aber auch andere Menschen mit religiösen, theologischen und kirchlichen Fragen ihr Interesse weiter verfolgen und vertiefen können“, so Bock. Womöglich komme man damit auch denjenigen entgegen, die sich zu den häufig eher karg ausfallenden theologischen Angeboten in Gemeinden zusätzliche Anregung wünschten. Insgesamt gehe es um eine intensive Beschäftigung mit Arbeitsweisen und Ergebnissen der Theologie, „um exemplarische, praktische und zugleich neuartige Zugänge oder Wege zum theologischen Denken“ – mit Einbeziehung der Stadt Köln und von Alltagssituationen auch jenseits sakraler Räume.

Stark durch Kompetenz
Das Fortbildungsprojekt sei ein Angebot mit emanzipatorischem Ansatz: Es gehe um einen Kompetenzgewinn aus dem Lesen der Bibel und anderer Schriften. Es gelte, Menschen „stark“ zu machen für ihre Suche nach neuen Erkenntnissen und für die freie Entwicklung eigener Meinungen. Es gelte, sie zu ermutigen: zur Auseinandersetzung und Frage, zum Zweifel und Widerspruch. „Dass sie auf Augenhöhe mit ihrer Pfarrerin und ihrem Pfarrer, mit ihren Hauptamtlichen, mit denen, die in der Kirche was zu sagen haben, reden können“, so Bock. Die Zusammenziehung des Projektnamens „Studium an der Akademie: Theologie“ zu STARK verdeutlicht dieses Stärkungsvorhaben.

Kosten: jede Woche 25 Euro, inklusive Imbiss
In den vergangenen Jahren zählte das STARK-Projekt jeweils zwanzig bis dreißig Teilnehmende. Hausfrauen waren darunter und Naturwissenschaftler, Beamte und Philosophen, schildert Bock die weit gefächerte berufliche Ausrichtung der Teilnehmenden. Ausgedehnt ist auch das Einzugsgebiet. „Unsere Studierenden stammen aus dem gesamten Gebiet des Kirchenverbands, ein Großteil von ihnen aus dem Rhein-Erft- und dem Rheinisch-Bergischen-Kreis“, erläutert Bock. Zugangsvoraussetzungen gibt es keine. Die Kosten belaufen sich pro Semester auf 100 Euro. „Das macht je Wochenende inklusive Imbiss nur 25 Euro“, rechnet der Akademieleiter. Am Ende des vierten Semesters steht in der Regel die Anfertigung einer Arbeit zu einem selbst gewählten Thema. Als Anerkennung wird den Teilnehmenden am Ende ein Zertifikat ausgehändigt. In ihm finden sich sämtliche Lerninhalte aufgelistet. „Die Bescheinigung hat zwar nur informellen Charakter“, sagt Bock. Doch weiß er aus sozialen Bereichen, dass die Absolvierung von STARK vielerorts als Praktikum angesehen wird.

Und wie geht das alles praktisch vor sich? „Absolventen“ berichten
Zu den Absolventen zählen Petra Paulick und Dr. Alfred Paulick. „Vertieftes Kennenlernen unseres evangelisch-christlichen Glaubens auf wissenschaftlich-theologischer Grundlage, eine kritische Auseinandersetzung mit theologischen Aussagen, Erfahrungen sammeln mit Methoden der Theologie und eine gemeinsame anspruchsvolle Freizeitgestaltung“, nennt das Pulheimer Ehepaar als Motivation für seine Teilnahme. „Für die Arbeit in der Gemeinde war der Kurs rückschauend betrachtet nützlich, das spielte für unsere Motivation aber weniger eine Rolle.“ Ihre Erwartungen sehen die Paulicks mehr als erfüllt. „Wir haben den Kurs mit großer Begeisterung besucht und könnten uns gut vorstellen, an einem Vertiefungskurs mit ähnlicher Konzeption teilzunehmen.“ Positiv überrascht waren sie von der „Vielfalt des Angebots“. Ebenso vom „Zusammenwachsen der ziemlich unterschiedlichen Kursteilnehmenden zu einer guten und offen miteinander umgehendem Arbeitsgemeinschaft“. Schließlich davon, „sehr interessante Menschen als Referenten kennen gelernt zu haben, die ganz neue Perspektiven eröffneten“. Dazu zählen nach wie vor Professoren der Universität Köln, aber auch andere Menschen mit universitärem Hintergrund, die zudem in der Gemeindearbeit stecken. „Hinzu kommen theologisch bewanderte Vertreter anderer Religionen und Leute aus interreligiösen Zusammenhängen“, nennt Bock etwa Mitglieder der liberalen jüdischen Gemeinde Kölns oder Mitarbeitende islamischer Einrichtungen.
Zwar sind an eine Teilnahme keine fachlichen Bedingungen geknüpft. Vorausgesetzt wird gleichwohl die Bereitschaft zum regelmäßigen Seminar-Besuch und zur vorbereitenden Lektüre ausgewählter Texte. „Schon die Teilnahme am Kurs war recht zeitaufwändig, aber auch notwendig. Die empfohlene Vorbereitung haben wir nicht immer zeitlich schaffen können. Auch dann war aber eine sinnvolle Teilnahme noch möglich“, schildert das Ehepaar Paulick seine Erfahrung. „Die Vorbereitung erforderte, wenn man sie gründlich erledigen wollte, oft den drei- bis vierfachen zeitlichen Aufwand der Veranstaltung, gelegentlich auch deutlich mehr, selten weniger.“

Die Stadt unter theologischen Gesichtspunkten kennenlernen
„Die Idee von STARK funktioniert, weil konzeptionell vieles zusammen passt“, hat Bock in über zehn Jahren erfahren. So sei an der Akademie nicht der Ort, wo alles vertraut, vielleicht eingefahren sei. Hier lerne man Menschen aus anderen Gemeinden kennen. Menschen mit unterschiedlichen persönlichen und gemeindlichen Erfahrungen. Zudem sei die Melanchthon-Akademie als ein Ort in der Stadt ein guter Ausgangspunkt, um von hier Theologie in der Stadt zu erfahren – die Stadt kennen zu lernen unter theologischen Gesichtspunkten, berichtet Bock vom Besuch etwa des evangelischen Geusenfriedhofes, der katholischen Kirchen St. Maria im Kapitol und Maria Lyskirchen, islamischer Kulturzentren oder der „Ma`alot“-Installation des israelischen Künstlers Dani Karavan auf dem Heinrich-Böll-Platz. Insgesamt sei STARK als ein offener Prozess zu verstehen, betont der Akademie-Leiter, „in dem die Teilnehmenden die theologischen Fragen und Antworten der Tradition in ihrem je eigenen lebensgeschichtlichen Erfahrungshorizont ´verorten´ und konkretisieren“.

„Süßer als Honig“ – ein Schnupper-Wochenende
Im Vorgriff auf den am 18./19. September 2009 beginnenden neuen STARK-Kurs bot die Melanchthon-Akademie im Februar erstmals ein „Schnupper-Wochenende“ für Interessierte. Überschrieben war es mit „Süßer als Honig: Eine Werkstatt zum ´Studium an der Akademie: Theologie´“. Martin Bock und Pfarrerin Dorothee Schaper, Akademie-Mitarbeiterin mit Arbeitsschwerpunkt christlich-muslimische/ interreligiöse Begegnung, führten die Teilnehmenden in der Akademie und an Lernorten in der Stadt in das „Theologie-Treiben“ ein. „An der Person von Abraham haben wir das Lernen von Glaubenstradition ´geschmeckt´“, so Bock. Dabei ging es neben einem Schnellkurs in Hebräisch etwa um die christliche, jüdische und islamische Schriftlektüre. Mit dem Fokus auf Abraham und der Frage, was er in den drei Religionen erschließen, wo er sie verknüpfen kann.

Vorkenntnisse nicht erforderlich
Eine der Teilnehmerinnen an diesem Schnupper-Wochenende war Karin-D. Witthöft. Sie ist Presbyterin und Leiterin der Frauenhilfe der Evangelische Kirchengemeinde Bensberg. Momentan lässt sich die 63-Jährige zur Prädikantin ausbilden. „Das Seminar hat mir außerordentlich gut gefallen.“ Allein schon aus der Erklärung weniger hebräischer Wörter habe sie einen Gewinn gezogen. Insgesamt bescheinigt sie dem „Schnupper-Wochenende“ ein hervorragendes Konzept und eine gute pädagogische Aufbereitung. „Das Alte und Neue Testament wurden behandelt, ebenso der christlich-muslimische Dialog.“ Man habe quasi Muslimen/Muslima beim Koran-Lernen über die Schulter schauen können. Interessant fand sie das gemeinsame, konzentrierte Arbeiten am Thema, bei dem Vorkenntnisse nicht erforderlich gewesen seien. Die gute Erfahrung hat sie darin bekräftigt, nach Abschluss ihrer Prädikantinnen-Ausbildung im Herbst mit dem STARK-Studium weiter zu machen. „Ich sehe das als Unterfütterung meines Prädikantinnenamtes. Erhoffe mir durch den Blick auch über den Tellerrand wichtige Impulse.“ Andererseits möchte Witthöft mit STARK die Gelegenheit nutzen, „etwas für mich persönlich zu machen. Ich muss mich selber ´nähren´, um wiedergeben zu können.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Marquardt