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Die kleinen Jecken der integrativen KiTa „domino“

„Kamelle schmeißen!“ Dies ist haargenau das, was sich die Kinder im Bergischen Land derzeit sehnlichst herbeiwünschen. Und mittendrin sind die kleinen Jecken der Evangelischen Integrativen Kindertagesstätte „domino“ im Lindlarer Ortsteil Frielingsdorf, einer Hochburg des Karnevals. Seit dem 11. November erschallt immer wieder Karnevalsmusik in den Gruppen, wovon drei im lichten, ökologisch-errichteten Gebäude untergebracht sind; die vierte residiert als Waldgruppe auf dem Außengelände in einem Bauwagen.

Die Vorfreude auf die Karnevalszeit ist gewaltig und läuft ihrem ersten Höhepunkt entgegen, wenn die Erzieherinnen gemeinsam mit den 68 Kindern die Räume schmücken – mit Luftballons, Luftschlangen und bunten Bildern. Fragt man die Zwei- bis Sechsjährigen, davon 13 mit Handicap, worauf sie sich an Karneval besonders freuen, so schallt es aus den Kindermündern: „Süßigkeiten!“ und ein Mädchen ruft: „Verkleidungen!“ Eine andere verrät, dass sie Karneval so mag, „weil die Häuser so bunt sind.

Karneval ja, aber im geschützten Rahmen
Die Leiterin, die über die quirlige Kindermenge wacht, heißt Barbara Wirth. Die Pädagogin der vor 21 Jahren gegründeten Integrativen Kindertagesstätte, aus der 2008 das Familienzentrum domino hervorging, achtet besonders darauf, dass Karneval in der KiTa ein kindgerechtes, fröhliches Fest bleibt. Ein geschützter Rahmen für ungetrübte Freude – mit Kostümen, die auch wirklich dazu passen.

Masken und Kampfkostüme sind tabu
Erstmals hat Barbara Wirth dieses Jahr einen Brief an die Eltern verschickt. „Ich habe verboten, dass Gesichtsmasken getragen werden.“ Und das hat einen guten Grund: Letztes Jahr war ein Kind mit Star-Wars-Maske in die KiTa gekommen. „Da flossen sofort Tränen.“ Das sei nicht nur für die Kita-Kinder unschön gewesen, sondern auch für den Star-Wars-Fan, der sein Kostüm habe abgeben müssen. Pädagogin Wirth hat die Eltern ebenfalls gebeten, „auf Kostüme mit Kampfcharakter zu verzichten“ – beispielsweise Ninja-Kämpfer. „Camouflage – das ist so düster, das ist für mich kein fröhlicher Karneval.“ Traditionelle Verkleidungen wie Ritter, Cowboy oder Indianer seien dagegen „vollkommen in Ordnung“.

Die Kinder haben ihre eigenen Vorstellungen…
Aber Indianer und Co. sind bei den Jüngsten gar nicht angesagt. Rowena erzählt: „Ich verkleide mich als Biene. Mein anderes Kostüm Schneewittchen passt mir nicht mehr, weil ich schon fünf bin.“ „Meins ist ganz neu“, sagt Hannah stolz, die als Eiskönigin geht – übrigens der Knüller der Saison! Und Tore verrät: „Ich verkleide mich als Clown.“ Der kleine Jonas geht als Wikinger und Johanna wird in ihr Feen-Kostüm schlüpfen. Julius, der als Dino unterwegs ist, fand sich schon mal besser verkleidet: „Mein Lieblingskostüm war Spinne“, resümiert er.

Kindergerechtes Programm an Weiberfastnacht
Das karnevalistische Highlight in der integrativen KiTa ist wie jedes Jahr Weiberfastnacht. Die Eltern sorgen für ein opulentes Frühstücksbufett, während ihre Sprösslinge ihre Kostüme stolz auf dem Laufsteg präsentieren. Die KiTa-Leiterin schwärmt: „Es ist den ganzen Morgen Party!“ Um 12 Uhr gibt es in der Turnhalle ein weiteres Highlight, das Barbara Wirth, als sie die Leitung übernahm, eingeführt und seither auch meist eigenhändig, zur großen Freude der Kinder, ausführt: Das „Kamelle schmeißen“.

Und einen Karnevalsmuffel gibt es doch:
Ginge es nach Jonas, der sich schon sehr auf den Rosenmontagszug in Frielingsdorf freut, würde es Karneval „hundertmillionenmal“ geben. Alleine wegen der „Kamelle“. Die KiTa hat übrigens einen neuen Mitarbeiter, den Süßigkeiten überhaupt nicht interessieren: Therapiehund Kabby. Statt „Kamelle!“ wird man von ihm bestenfalls ein „Wuff!“ hören, und ob er sich verkleidet, bleibt allein sein Geheimnis.

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser