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Diakoniespende 2003: Das ‚Armenbett‘, Krankenversorgung für Flüchtlinge

… sagen wir mal, sie hieße Mascha. Mascha kommt aus der Ukraine, wo sie unter sehr schlechten Bedingungen gelebt hat, nach Deutschland. Sie heiratet einen Deutschen, der nach zwei Jahren durch einen Unfall stirbt. Damit verliert sie ihre Aufenthaltserlaubnis als Ehefrau und muss Deutschland verlassen. Freunde versprechen ihr Hilfe, um in Deutschland bleiben zu können, aber die Hoffnung auf diese Hilfe erfüllt sich nicht, alles scheitert – sie muss zurück in die Ukraine. Sie hofft trotzdem, dass ein Wunder geschieht und sie in Deutschland bleiben kann.
Untergekommen bei Freunden, hört sie nachts Martinshörner der Polizei, gerät in Panik und springt aus Angst vor einer Razzia aus dem Fenster: bricht sich beide Beine und verletzt sich das Rückgrat. In ihrer Situation ist sie nicht krankenversichert, trotzdem wird sie im Krankenhaus behandelt. Dann drängt die Verwaltung auf Bezahlung, sonst wird Anzeige erstattet.

Mascha weiß, dass sie in Haft genommen wird, wenn die Polizei auf sie trifft, und durch eine Anzeige vom Krankenhaus wäre das unausweichlich. Inzwischen weiß sie, dass sie keine Chance hat, in Deutschland zu bleiben, sie will aber nicht in Abschiebehaft, sondern freiwillig ausreisen und bittet ihre Schwester in der Ukraine, sie heimlich abzuholen. Sie hieß zwar nicht Mascha – aber genauso ist es wirklich passiert. Und ähnliche Fälle gibt es viele.

Mascha hätten wir in dieser Situation mit Geld helfen können, einen „geordneten Rückzug“ anzutreten. Sie hätte das Krankenhaus bezahlen können, es wäre keine Anzeige erstattet worden, und sie hätte mit Hilfe ihrer Schwester in die Ukraine zurückreisen können. Ihre Diakoniespende 2003 soll kranken Flüchtlingen künftig ermöglichen, gesund zu werden und sie aus Zwangslagen, Angst und Verzweiflung zu befreien. Mit Hilfe Ihrer Spende kann Evangelische Kirche handeln und Not lindern. Hilfe ist sowohl nötig für Menschen, die durch Folter in ihrem Herkunftsland krank oder traumatisiert in Deutschland leben als auch für Menschen, die hier erkranken.

Der Brief des Stadtsuperintendenten zur Diakoniespende 2003
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Aufgabe, für die ich in diesem Jahr von Ihnen die Diakoniespende erbitte, ist vielleicht nicht unumstritten, in jedem Fall ist sie ungewöhnlich: Wir benötigen Geld für erkrankte Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Es handelt sich zum Beispiel um Frauen mit Aids, um traumatisierte Jugendliche, chronisch Erkrankte oder Opfer von Unfällen. Allen gemeinsam ist, dass sie ohne Aufenthaltsstatus in Deutschland leben.

Sicher werden Sie fragen: Darf sich die Evangelische Kirche für sogenannte „illegale Menschen“ einsetzen? Ich meine: ja, sie darf. Es ist sogar ihre Pflicht. Weil wir allen Menschen helfen, die in Not geraten sind, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem juristischen Bestimmungsort. Weil wir nicht danach fragen, welchen Status ein Mensch hat. Weil wir dort zur Stelle sein wollen, wo sich Lücken in unserem sozialen Gesellschaftssystem auftun.

„Armenbetten“ – eine gute alte christliche Tradition
Trotz des eng geknüpften Netzes in der Gesundheitsversorgung fallen erkrankte „illegale Menschen“ durch alle Maschen hindurch. Mit Ihrer Spende könnten wir sie auffangen und ihnen ein Bett im Krankenhaus mit ärztlicher Versorgung bieten. „Armenbetten“ nannte man das früher, als es noch keine Krankenversicherung gab. Wir wollen diese gute alte christliche Tradition mit Ihrer Hilfe wieder aufleben lassen. Wer sich illegal bei uns aufhält, ist nicht krankenversichert. Auf der Suche nach einem Kostenträger informiert der behandelnde Arzt daher in der Regel das Sozialamt und dieses wiederum die Ausländerbehörde. Aus Angst vor Konsequenzen suchen „illegale Kranke“ oft weder Arzt noch Krankenhaus auf. Trotz schwerer Erkrankungen und Verletzungen begeben sie sich erst gar nicht in Behandlung oder brechen sie vorzeitig ab, um aus dem Hospital zu fliehen. Sie stellen damit eventuell auch eine Gefahr für ihre Mitmenschen dar, die sie anstecken können.

Menschenwürdig medizinisch versorgt
Wir wollen Krankenhäuser, Ärzte und Therapeuten gewinnen, diese Kranken zu behandeln. Mit der Diakoniespende wollen wir den Behandelnden zumindest einen Teil ihrer Kosten erstatten. Kirche und Diakonie wollen Illegalität nicht stabilisieren, sondern dafür Sorge tragen, dass Menschen, die unter uns leben, würdig behandelt und medizinisch versorgt werden. Wir entlassen Menschen nicht ins Nichts, sondern in ein Netz von Hilfeangeboten und gegebenenfalls auch in eine Zukunft, die zurück in ihr Herkunftsland führt – aber nicht mehr krank. Mit Ihrer Diakoniespende tragen Sie einen Teil zu diesem humanitären Ziel bei und helfen Menschen, die schon viel erleiden mussten, in einer schwierigen Situation.

Mit herzlichem Dank
Ihr
Ernst Fey
Stadtsuperintendent, Evangelischer, Stadtkirchenverband Köln


Die Diakoniespende kann von der Lohn- und Einkommensteuer abgesetzt werden. Einzahlungen werden auf folgendes Konto des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln erbeten: Kreissparkasse Köln 4404 (BLZ 370 502 99).

Weitere Informationen
Den kompletten Spendenaufruf finden Sie als pdf-Datei hier.

Text: Evangelischer Stadtkirchenverband Köln
Foto(s): Evangelischer Stadtkirchenverband Köln