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Diakon Helmut Werner in Hürth verabschiedet

In einem bewegenden Gottesdienst am zweiten Adventssonntag hat die Evangelische Kirchengemeinde Hürth ihren langjährigen Diakon Helmut Werner in den Ruhestand verabschiedet. Zahlreiche Weggefährten füllten die Martin-Luther-King-Kirche am Villering im Stadtteil Hermülheim. Gemeindepfarrerin Christiane Birgden leitete die Liturgie. Die Entpflichtung des 65-Jährigen nahm die Gleueler Pfarrerin Ute Grieger-Jäger vor. Diakon Werner hielt die Predigt zu „Jesu Rede über die Endzeit“ (Matthäus 24,1-14). Der leidenschaftliche Kirchenmusiker sang außerdem im Kantorei-Chor mit, der die Liturgie musikalisch gestaltete.

In seiner Predigt knüpfte Diakon Werner an Jugendfreizeiten in Jerusalem und das Aufsuchen von biblischen Sehenswürdigkeiten an. „Es wird hier kein Stein auf dem anderen bleiben“, zitierte er aus dem Matthäus-Evangelium. „Jesus verlässt den Tempel und blickt in die Zukunft. Die Bauten sind immer noch beeindruckend, aber leer, weil sie ihren Inhalt verloren haben.“

Weihnachtsmann statt Kind in der Krippe
„Solche Endzeit-Gedanken stören mitten im Weihnachtstrubel, aber wir müssen uns fragen, ob sich Gottes Herrlichkeit aus dem Fest verabschiedet hat, ohne dass sie jemand vermisst“, so der Diakon weiter. Im Blickpunkt würden heute eher der Weihnachtsmann und der Rentierschlitten stehen, seltener das Kind in der Krippe. Oft habe er sich selbst verwirklicht in seiner 30-jährigen Dienstzeit, räumte Werner ein. Rückblickend fragte er sich: „Habe ich Gott zu Gehör gebracht oder mich selbst?“

Leere Kirche ist nicht das Ende
Doch verheißungsvoll geht der unbequeme Predigttext weiter. Denn Jesus Rückzug aus dem Tempel markiert einen Neubeginn. Unter Geburtsschmerzen zwar, aber „Der Anfang der Wehen“, so die Überschrift des Abschnitts über Jesu anschließende Zusammenkunft mit den Jüngern auf dem Ölberg, ist eine Folge der Liebe des Gottessohnes zu den Menschen. Im Bild vom zerstörten Tempel erkennt Diakon Werner eine Warnung vor den Gefahren für Gemeinden. „Gott mag zurückgedrängt sein in Festen wie Weihnachten, ohne vermisst zu werden“, sagte Werner und fügte hinzu: „Ich bin froh, in einer Stadt zu sein, in der viele Menschen mit Gott leben wollen.“

Die Triangel als Symbol
Die Musik hat Helmut Werner seit seiner Kindheit stark geprägt. Bereits mit 15 Jahren bekam er seinen ersten Arbeitsvertrag als nebenberuflicher Hilfsorganist in der damaligen Evangelischen Matthäus-Kirchengemeinde Hürth. Zum Abschluss seiner Predigt schlug er eine Triangel mit den Worten an: „Ich möchte die Dreifaltigkeit zum Klingen bringen und mit ihren scharfen Obertönen auch das, was unbequem daran ist.“ Weil die dreieckige Form für ihn ein Symbol der Beziehung zwischen Gott, dem Menschen und seinen Nachbarn ist, forderte er die Gottesdienstbesucher auf, einander Segenszeichen wie das Kreuz oder das Herz in die Hand zu malen. „Denn wir sind das Abbild Gottes“, so Werner.

Fragen zur Zukunft der Kirchengemeinde
An die Fusion der Evangelischen Matthäus-Kirchengemeinde Hürth und der Evangelischen Johannes-Kirchengemeinde Hürth-Gleuel erinnerte Pfarrerin Christiane Birgden. Sie knüpfte mit ihren Anmerkungen an Werners Predigt an. „Wir sind gehalten, als fusionierte Gemeinde eine neue Konzeption zu schreiben, mit der wir nicht unbedingt alte Gewohnheiten fortführen, sondern uns auch die kritische Frage stellen müssen, ob wir nicht selbst zur Entchristianisierung beitragen“, sagte sie.
Nach der Entpflichtung erhoben sich alle Gottesdienstbesucher zu einem langen Applaus, den Helmut Werner sichtlich gerührt entgegennahm. Im Schlusslied der Kantorei „Rejoice in the Lord alway“ sang er das Tenor-Solo.

Nachhaltiges Wirken über die Gemeinde hinaus
Der Hürther Bürgermeister Dirk Breuer dankte der Gemeinde, dass sie dem Diakon die Freiheit gelassen habe, in der Stadt zu wirken. Werner, der sich im Jugendhilfeausschuss des Stadtrats engagierte, habe sich unter anderem für die mobile Jugendarbeit und den Ausbau der offenen Ganztagsbetreuung stark gemacht. Von katholischer Seite dankte Pastoralreferentin Regina Oediger-Spinrath für die Momente lebendiger Ökumene, die Werners Wirken ermöglichte. Katrin Bauer, die früher oft bei Jugendfreizeiten dabei war, zeichnete den zweifachen Vater und Großvater mit der goldenen Suppenkelle aus. Werner fuhr nicht nur Kleinbusse zu den Camps, sondern schaffte es, die jeweils etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer lecker zu bekochen.

Ein deftiges Luther-Wort zum Abschied
Pfarrer i.R. Dieter Steves überbrachte Grüße von Amtskollegen aus Hürther Partnerstädten, darunter der Gruß „Love from Brexit-England“. Er zitierte Martin Luther mit einem deftigen Bonmot: „Pastoren sind wie Mist. Sind sie alle auf einem Haufen, stinkt es gewaltig. Aber übers Land verteilt, können sie Wunder wirken.“

Statt Abschiedsgeschenken wünschte sich Helmut Werner, dass Geld für die Schulbildung von Kindern in Kabarnet, der Partnerstadt Hürths in Kenia, Afrika, gesammelt wird.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert