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„Der Kran steht, die Römer sind verpackt!“

„Ich freue mich wie ein Honigkuchenpferd! Der Kran steht, die Römer sind verpackt. Es kann losgehen!“, freut sich Pfarrer Markus Herzberg auf das AntoniterQuartier, das neue Gemeindezentrum an der Antoniterkirche. Nach einigen Jahren Abrissarbeiten und Ausgrabungen setzten die Bauherren Herzberg und Mathias Bonhoeffer, Vorsitzender der Evangelischen Gemeinde Köln, Architekt Hanno Kreuder, Bauunternehmer Ulrich Müntefering (Ed. Züblin AG) und Projektentwicklerin Iris Hartung (ulrich hartung gmbh) am 28. März den ersten Spatenstich für die Bauphase.

Noch nieselt es zwar in ein riesiges Loch, wo schon im Spätsommer 2019 ein lauschiger Innenhof mit einem Baum, einem Café und Räumen für die Gemeinde sein soll. Aber um Verzögerungen brauchen sich Herzberg und Bonhoeffer keine Sorgen zu machen. Denn die ulrich hartung gmbh hat hervorragende Arbeit geleistet. Die zu erwartenden archäologischen Ausgrabungen waren von vornherein eingeplant und haben den Baufortschritt kaum aufgehalten. Ein Teil der dabei gefundenen römischen Mauern sind nun in den Entwurf integriert worden und werden in der Tiefgarage zu sehen sein. Der Rest der Mauern ist für spätere Ausgrabungen nachfolgender Generationen konserviert worden. Dazu musste die Bodenplatte angehoben und die statische Konstruktion angeglichen werden. Kosten von rund 25 Millionen Euro waren veranschlagt. Durch die gefundenen „Römer“ werden geringfügige Kostensteigerungen erwartet, die derzeit berechnet werden.
Um die gut geschützten römischen Mauerreste wird herum gebaut
Oberirdisch entsteht in den nächsten rund anderthalb Jahren ein U-förmiges Gebäude mit drei unterschiedlich hohen Bauteilen, dessen Innenhof von der Schildergasse aus über einen vorgelagerten Kirchplatz zu erreichen ist. Der gemütliche Hof mit viel Freiraum soll dann wieder zum Mittelpunkt des Gemeindelebens werden. „Es wird ein Ort, wo Leben ist, und wo man zur Ruhe kommen kann“, stellt sich Pfarrer Herzberg die Nutzung vor. Neben dem Gemeindezentrum beherbergt das neue architektonische Highlight Kölns nach wie vor das Café Stanton und frei vermietete Wohnungen. Zusätzlich entstehen weitere Gewerbeflächen, die noch nicht vergeben sind. Diese und die Räume der Gemeinde sind flexibel einteilbar und reagieren auf sich verändernde Anforderungen.
Der Blick in den Innenhof des AntoniterQuartiers
„Es ist immer etwas ganz Besonderes, durch einen wirklichen Raum zu gehen und ihn zu erfahren, wenn man ihn bisher nur aus Bildern und Animationen kennt“, sagt Herzberg. Der durchgehend sandsteinfarbene Bodenbelag reagiert farblich auf die Antoniterkirche. Die Fassade ist mit Ziegeln und rau geschaltem Beton gestaltet und erhält ein enges Netz aus horizontal verlaufenden Profilen, das der Optik eines Ziegelbaus ähnelt. Die trapezförmigen großen Fenster der Innenhoffassade können als abstrahierte, kantige Interpretation von Arkaden gesehen werden, ähnlich eines Kreuzgangs, und geben dem Raum eine dezente Dynamik und zeitgenössische Spiritualität.

Vom Foyer des Citykirchenzentrums, das als Brücke den östlichen und westlichen Bauteil verbinden wird, hat man einen hervorragenden Blick auf die Antoniterkirche und das Gewusel auf der Schildergasse. Sämtliche Fenster sind als Nischen entworfen, in die man sich hineinsetzen kann. Ein Höhepunkt ist aber sicher der Dachgarten auf dem östlichen Bauteil. Auf die Frage, was er als erstes tun will, wenn das AntoniterQuartier fertig ist, strahlt Pfarrer Herzberg: „Als erstes will ich in den Dachgarten, der dann hoffentlich schon grün ist!“

Bis es so weit ist, sind die Gemeindeaktivitäten auf umliegende Räumlichkeiten verteilt und musikalische Projekte bei der katholischen Nachbargemeinde untergebracht. Aber das Ende dieser „Diaspora“ ist bereits abzusehen und rückte vergangenen Mittwoch einen Schritt näher. Die nächste Etappe ist die Grundsteinlegung, die für Mai dieses Jahres geplant ist.

Text: Felix Eichert
Foto(s): Felix Eichert/Trint + Kreuder d.n.a (Visualisierung)