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Birgit Heide ist kürzlich als neuer Theologischer Vorstand des Diakonie Michaelshoven e.V. eingeführt worden

Mit der 51-jährigen Birgit Heide hat der Diakonie Michaelshoven e.V. einen neuen Theologischen Vorstand. Anfang Dezember 2008 trat sie ihr Amt an. Offiziell eingeführt wurde sie Ende März 2009 in der Erzengel-Michael-Kirche. Mitwirkende des Gottesdienstes in Michaelshoven waren die beiden Pfarrer Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, und Dr. Reinhard Witschke, ehemaliger Direktor des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Neubesetzung dieses Vorstandspostens war notwendig geworden, weil Heides Vorgänger Pfarrer Martin Steinbrink aus persönlichen Gründen auf eine Fortführung seiner Tätigkeit verzichtet hatte.



Ganz bewusste Entscheidung
Die verheiratete Mutter Birgit Heide ist seit 2000 im Diakonie Michaelshoven e.V. tätig. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie und Germanistik war sie zunächst Referentin in der CDU-Bundesgeschäftsstelle. Anschließend 13 Jahre Bundesgeschäftsführerin des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. In Michaelshoven wirkte Heide bislang entscheidend an der Entwicklung des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit mit. Aktiv auch im Fundraising, baute die im niedersächsischen Verden Geborene maßgeblich die 2008 gegründete Stiftung „einfach leben“ der Diakonie Michaelshoven auf. Die Stiftung, deren Geschäfte Heide zunächst führte, wirbt zusätzliche Spenden ein, um langfristig die bestmögliche Unterstützung für auf diakonische Hilfe angewiesene Menschen sicher zu stellen.

Die diakonisch-theologische Konzeption von Michaelshoven maßgeblich mit entwickelt und geprägt
Im Auswahlverfahren für den öffentlich ausgeschriebenen Vorstandsposten setzte sich Heide gegen mehr als dreißig, ausnahmslos männliche Mitbewerber durch. „Sie hat im Vergleich mit den anderen, hochrangigen Kandidaten aus dem gesamten Bundesgebiet die wirklich allerbeste Vorstellung gegeben. In allen Feldern, die in diesem Amt bearbeitet werden müssen, hat sie die klarsten, auf die Zukunft ausgerichteten Vorstellungen überzeugend darstellen können“, so der Kuratoriums-Vorsitzende Gerhard von Dreusche. In den Jahren ihres bisherigen Wirkens in der Diakonie Michaelshoven habe sie deren diakonisch-theologische Konzeption maßgeblich mit entwickelt und geprägt, und so bereits unbeabsichtigt den überzeugenden Nachweis für ihre Qualifikation erbracht. „In vielen Bereichen zuhause, schöpft Birgit Heide auch aus einem großen politischen Erfahrungsschatz“, konstatiert von Dreusche. Das sei wichtig, da Diakonieeinrichtungen nun mal über öffentliche Töpfe finanzierte Unternehmen seien. „Da kommt man schnell auf politisches Terrain.“Mit Birgit Heide wurde erstmals eine Frau in den Vorstand des größten diakonischen Trägers in und um Köln berufen. Das Geschlecht habe bei der Findung keine Rolle gespielt, betont von Dreusche. Gleichwohl freut es den Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums außerordentlich, „dass nun eine Frau eine der beiden Spitzenpositionen einnimmt“. Man müsse sehen, dass die Mehrzahl der 1700 hauptamtlichen und rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Diakonie Michaelshoven weiblich ist. Und zu Heides Aufgaben gehöre wesentlich die Arbeit mit den Mitarbeitenden. Diese hätten die Kuratoriums- Entscheidung sehr begrüßt.

Zuständig für die berühmten drei Ks: Kirche, Kultur, Kommunikation
„Ich wollte nicht nach Berlin umziehen“, begründete Heide ihren beruflichen Wechsel 2000 „von der Politik zur Kirche“. Ihre tatsächlich bewusste Entscheidung für eine diakonische, christlich geprägte Einrichtung hat die ehemalige langjährige Presbyterin der Kirchengemeinde Meckenheim – wo sie wohnt – nicht bereut. „Es war und ist in Michaelshoven nie langweilig. Ständig warten neue Aufgaben. Zudem konnte und kann ich hier sehr viel im Austausch mit anderen Menschen arbeiten und erreichen.“ Büroarbeit zu erledigen und Konzepte zu verfassen gehöre weiterhin zu ihren Aufgaben. Entscheidend sei jedoch die Beschäftigung mit den Mitarbeitenden und den Menschen, die hier leben oder andernorts die Dienstleistungen der Diakonie in Anspruch nehmen. „Weil gerade das mir besondere Freude macht, bin ich in Michaelshoven geblieben.“
„Wir haben grundsätzlich eine gemeinsame Verantwortung“, erläutert Heide das Zusammenspiel mit ihrem Vorstandskollegen Dr. Stefan Ziegler – er ist der kaufmännische Vorstand der diakonischen Einrichtung. „Das heißt, wir machen viele Dinge im Alltag gemeinsam und haben daneben unsere eigenen Schwerpunkte.“ Für Heide – „ich bin zuständig für die drei Ks: Kirche, Kultur, Kommunikation“ – sind das die Bereiche Theologie, Kultur und Unternehmenskommunikation. An Ziegler schätzt sie seine Bereitschaft zum permanenten Austausch. Außerdem, dass er sich nicht nur als Kaufmann begreife, sondern auch in die wichtige Diskussion über Leitbild und diakonisches Profil einbringe, wie sie sagt.

Auch ein Ziel: Vermittlung von religiösem und kirchlichem Wissen
Als besonderes Anliegen nennt Heide die Auseinandersetzung innerhalb der Diakonie mit zentralen Themen wie etwa Nächstenliebe. Ebenso die Vermittlung von religiösem und kirchlichem Wissen. „Entsprechende Kenntnisse gehen zurück, dadurch entwickeln viele Leute eine Scheu, sich damit auseinander zu setzen.“ Aber gerade auch Diakonie-Mitarbeitende sollten auf religiöse Fragen Antworten geben können. „Dafür müssen sie etwas wissen und eigene Erfahrungen einbringen können.“ Ein neues Seminarangebot hat Heide bereits gestartet. „Was ist Diakonie?“ informiert über biblische Grundlagen, Diakonie-Geschichte, institutionelle Zusammenhänge von Diakonie und Kirche. „Wir wollen verdeutlichen, dass vieles davon die eigene tägliche Arbeit tangiert.“ In Vorbereitung sind zusätzliche kleinere Fortbildungen, unter anderem zu kirchlichen Feiertagen. Erfreut hat die Hobbygärtnerin festgestellt, dass die Mitarbeitenden, „wider einem oft vermuteten Trend“, diesen Themen großes Interesse entgegen bringen. „Dieses Bedürfnis müssen wir aufgreifen und fördern.“
Auf Heides Agenda steht weiter die Intensivierung der guten Kontakte zu den benachbarten Kirchengemeinden, dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, dessen Diakonischem Werk und vier Kirchenkreisen. „Ich habe bereits mit allen Superintendenten Gespräche geführt und einen regelmäßigem Austausch vereinbart.“ Wichtig ist ihr ebenso eine verstärkte Kommunikation mit allen politischen Parteien und Gremien. „Dabei werden mir die Erfahrungen aus meiner früheren politischen Tätigkeit zugute kommen“, glaubt sie.

MIt Kultur auf sich aufmerksam machen: zum Beispiel mit Wolf Doldingers Gruppe „Sounds of Jazz
„Wenn man auf die Zahlen schaut, sind wir beständig gewachsen“, betrachtet die lesefreudige Heide die Entwicklung des Diakonie Michaelshoven e.V.. Die Einrichtung sei „heute moderner und offener, deutlich flexibler. Das hat damit zu tun, dass sie sich weitaus stärker auf die Märkte und Kunden einstellen musste und konnte. Hätte die Marktorientierung nicht so schnell funktioniert, ständen wir nicht da, wo wir heute sind.“ In der Diakonie Michaelshoven erkennt sie beispielhaft, dass „sich Moderne und Religiosität sehr wohl vertragen“. Zukunftsorientierte Diakonie müsse nicht zwangsläufig ihre Tradition und damit christliche Orientierung aufgeben. Dafür stehe als eines der Symbole im Diakoniedorf die Erzengel-Michael-Kirche, deren Raum in Heides Zuständigkeitsbereich fällt. „Zwar ist sie keine Gemeindekirche mehr, gleichwohl versuchen wir, sie mit Leben zu füllen“, nennt Heide etwa diakonieeigene Gottesdienste, Einführungen für Mitarbeitende sowie Konzerte. Überhaupt hält sie kulturelle und festliche Veranstaltungen für geeignet, die Diakonie und deren Dorf (wieder) verstärkt ins Bewusstein der Öffentlichkeit zu bringen. „Den Kontakt nach außen dürfen wie nicht vernachlässigen.“ Für Samstag, 27. Juni 2009, ist im Park des Dorfes ein Sommerfest mit Musik geplant. Auftreten soll Wolf Doldingers Gruppe „Sounds of Jazz“.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich