Noch heute prägt die Lukaskirche das Ortsbild von Porz-Mitte. Die Weihe der im expressiven Jugendstil errichteten Saalkirche mit geradem Chorabschluss und vorgesetztem Fassadenturm erfolgte 1927 nach Vollendung der Innenausstattung. Bereits 1914, am 26. Juli, wurde ihr Grundstein gelegt. Nun, hundert Jahre später, erinnerte die Evangelische Kirchengemeinde Porz an den symbolischen Akt. Zuletzt mit der Feier eines gesamtgemeindlichen Gottesdienstes, in dem der Posaunenchor, die Kantorei und Organistin Laura Kalnina mitwirkten.
Künstlerische Sonderstellung
Beim anschließenden Empfang gratulierten unter anderem Andrea Vogel, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, und Bezirksamtsleiter Norbert Becker für die Stadt. Eine kleine Ausstellung informierte über die Historie des Gotteshauses. Wolf-Dieter Raudsep, früherer Presbyter und pensionierter Geschichtslehrer, teilte in Führungen sein Wissen über den von Max Benirschke entworfenen Bau mit. Er informierte über dessen gewachsene „Mischung von Altem und Neuem“ sowie „überregionale architektonische und künstlerische Sonderstellung“.
Friedensethik der Feldrede
Pfarrer Martin Garschagen, der mit einer halben Stelle an der Lukaskirche amtiert, und sein inzwischen pensionierter Kollege Oskar Greven, der dort von 1978 bis 1984 Dienst versah, gestalteten wesentlich den liturgischen Teil des Gottesdienstes. In der gemeinsam gehaltenen Predigt spielten sie sich die Bälle zu. Dialogisch gingen sie auf miterlebte Entwicklungen und Ereignisse in der Gemeinde und an der Lukaskirche ein. So thematisierten sie etwa die Nachrüstungsdebatte in den 80er Jahren. Aufgrund der damals großen Zahl von Bundeswehrangehörigen in Porz habe man auch in der evangelischen Gemeinde verstärkt über die Friedensethik der Feldrede (Bergpredigt) diskutiert. Dabei habe man versucht, im Ton sachlich zu bleiben, wahrhaftig und tapfer zu predigen.
Extrem kritische politische Lage
Ebenso nahmen beide Pfarrer die Vorgeschichte und Anfänge der Gemeinde und der Lukaskirche in den Blick. Insbesondere ab den 1870er Jahren folgte eine stetig wachsende Zahl von Evangelischen den im katholisch geprägten Porzer Rheinbogen eröffneten Industriebetrieben. 1909 wurde die Gemeinde Porz von der Mutter-Gemeinde Kalk in die Selbstständigkeit entlassen, der vormalige Pfarrvikar Ernst Mühlendyck als Pfarrer eingesetzt. Unter ihm zählte 1914 die Gemeinde rund 1.100 Mitglieder. Das bedeutete eine Verzehnfachung seit dem Jahr 1881. In unmittelbarer Nachbarschaft zur zehn Jahre zuvor eröffneten evangelischen Volksschule legte man nur wenige Tage vor Beginn des Ersten Weltkrieges den Grundstein für die Lukaskirche. Zweifellos habe man um die extrem kritische politische Lage gewusst, so Garschagen im Gespräch.
Zuvor hieß sie Jesuskirche
Zwar wurden die Bauarbeiten nach Ausbruch des Krieges fortgesetzt und der früh für gottesdienstliche wie andere Zwecke genutzte Kirchsaal im Souterrain fertiggestellt. Jedoch folgte auf den Abschluss des Außenbaus 1915 eine längere Pause. Fehlende Geldmittel bedingten auch nach Kriegsende einen nur schleppenden Fortgang. Schließlich ermöglichte laut Garschagen maßgeblich eine Zuwendung des Gustav-Adolf-Werkes, dass das Vorhaben 1927 zu Ende geführt werden konnte. Ihren heutigen Namen erhielt die Lukaskirche erst 1966. Davor trug sie den (inoffiziellen) Namen Jesuskirche. Garschagen begründet die Namensänderung: Im Zusammenhang mit dem Anwachsen der Gemeinde und dem notwendigen Bau weiterer Kirchen habe die Gemeinde sich entschieden, jene nach den Evangelisten zu benennen. So sei 1958 die Matthäuskirche (Köln-Porz-Gremberghoven) und 1965 die Markuskirche (Porz-Eil) eingeweiht sowie kurz darauf die Jesuskirche umbenannt worden. 1974 sei die Johanneskirche (Porz-Westhoven), 1983 die Hoffnungskirche (Porz-Finkenberg) und schließlich 2003 die Pauluskirche hinzugekommen.
Lukaskirche als besonderes Denkmal
Bereits im Mai hatten anlässlich der 100-jährigen Grundsteinlegung zwei gut besuchte Kultur-Veranstaltungen stattgefunden. Die Dassie-Revival-Band gab im „Lukaskeller“ ein Benefizkonzert zugunsten des Fördervereins Lukaskirche Köln-Porz e.V. Dabei animierte die Musikgruppe fünf „mittelalte“ Herren und eine Dame mit ihren Interpretationen von Rock-, Pop- und Country-Klassikern zahlreiche Besuchende zum Mitsingen und Tanzen. Der Förderverein wurde 2013 gegründet, „um die Lukaskirche als besonderes Denkmal im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu halten und für das Gemeindeleben zu erhalten“, erläutert Garschagen. Diesem Zweck diente auch die vom Förderverein im Kirchsaal organisierte Tagung „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Lukaskirche in Köln-Porz". Sie wurde inhaltlich wie finanziell unterstützt vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz.
Vortrag von Dr. Ulrich Krings
„Die Vorträge zur Bau-, Kunst- und Kirchengeschichte sowie Denkmalpflege wurden mit theologischen Gedanken zu der ältesten evangelischen ´Mutterkirche´ in Porz verbunden“, resümiert der Fördervereins-Vorsitzende Dr. Klaus-Dieter Kleefeld. Das Symposium habe „auf die Vergegenwärtigung der besonderen regionalen, aber auch überregionalen Qualität der Lukaskirche und damit die Vermittlung der Bedeutung als Bau und als Verkündigungsort“ gezielt. Unter anderem referierte der frühere Kölner Stadtkonservator Dr. Ulrich Krings unter dem Titel „Lukaskirche: Jugendstil und Expressionismus im Dienst der Verkündigung“ wesentlich über die außergewöhnliche Architektur und Ausstattung des denkmalgeschützten Gotteshauses. Raudsep sprach über die „Lukaskirche als Denkmal der Porzer Gemeindegeschichte“. Sein bearbeiteter und ergänzter Vortrag bestimmt wesentlich die 48-seitige Festschrift, die zum Jubiläum“erschienen ist.
Saal diente als Luftschutzraum
„Die Lukaskirche ist die Mutterkirche für das evangelische Porz“, betont auch Garschagen im Interview deren besondere Qualität. Die über 80-Jährigen in der Gemeinde seien mehrheitlich hier getauft, konfirmiert und getraut worden. Nicht nur sie verbänden mit dem Gebäude verschiedene Erinnerungen. Beispielsweise habe der Saal im Zweiten Weltkrieg auch als Luftschutzraum gedient. „Aber die Gemeinde wird kleiner, die wirtschaftlichen Herausforderungen größer“, spricht Garschagen von einem Rückgang der Mitgliederzahl auf aktuell 11.200. Seit sieben Jahren sei die Gemeinde dabei, die Weichen für ihre Zukunft zu stellen. „Lukas-, Markus-, Johannes-, Hoffnungs- und Pauluskirche werden als Verkündigungs- und Gottesdienstorte erhalten“, nennt der seit 1980 in Porz amtierende Pfarrer einen wichtigen Beschluss. „Die Matthäuskirche in Gremberghoven ist bereits an eine Sinti-Gemeinde verpachtet.“
Lukas und Paulus gehen zusammen
„Die Lukaskirche also bleibt erhalten“, konstatiert Garschagen. Mit dem ebenfalls denkmalgeschützten, aus der früheren evangelischen Schule hervorgegangenen Gemeindehaus bilde sie künftig die Adresse für die gesamtgemeindliche Kinder- und Jugendarbeit. Auch kraft des bereits dort durchgeführten zentralen Konfirmandenunterrichts wolle man das Zentrum weiter stärken. Dessen ungeachtet würden in der Lukaskirche unverändert Gottesdienste angeboten, Amtshandlungen durchgeführt sowie im Saal Treffen verschiedener (Gemeinde-)Gruppen ermöglicht. Laut Garschagen werden nach seiner Pensionierung Ende Juli 2015 die Bezirke Lukaskirche und Pauluskirche zu einem Pfarrbezirk zusammengelegt. Überhaupt, so der Pfarrer, würden in den nächsten 15 bis 20 Jahren die momentan sechs Seelsorgebezirke auf drei reduziert.
Foto(s): Engelbert Broich