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60 Jahre JoJo und KiTa Löwenherz

Unter dem Dach wohnte die Gemeindeschwester, darunter waren Jugendheim und Kindergarten untergebracht. Vor kurzem wurde das 60. Jubiläum der beiden Einrichtungen gefeiert. Vieles hat sich in den Jahren verändert, aber immer noch füllen heute das Jugendzentrum JoJo und die Kindertagesstätte „Löwenherz“ das Haus mit Leben.

Ein Kinder- und Jugendzentrum in einem Haus mit Geschichte
Von außen sieht das braunrote Backsteinhaus aus wie eine Villa Kunterbunt. Das blau-gelbe Logo des Jugendzentrums mit dem roten „JoJo“ in der Mitte leuchtet unübersehbar in der Mitte der Front. Wände in sonnigem Gelb, grüne Pflanzen und ein blauer Billardtisch begrüßen im Eingangsbereich die Besucher. Vom großen Flur aus geht es in eine kleine Küche mit Theke und in mehrere Räume. Eine gemütliche Sofaecke lädt zum Quatschen ein, die Spiele-Sammlung in den Regalen lässt keine Wünsche offen. Rechts führt die alte Holztreppe hoch ins Dachgeschoss, in die ehemalige Wohnung der Gemeindeschwester. Heute befindet sich dort das Büro von Leiterin Jacqueline Hartwich und zwei Räume für Gruppenangebote. Auf die Frage, wie das JoJo früher gewesen sein könnte, vermutet Hartwich, dass „da alles noch ein bisschen frommer und noch nicht so offen wie heute war."

Das JoJo: verlässlich und beständig
Seit dem 1. Januar 2012 leitet Sozialpädagogin Jacqueline Hartwich das Kinder- und Jugendzentrum. Aber das JoJo kennt sie schon lange. Zum ersten Mal kam sie als schüchterne 14-jährige hierher, erinnert sich die ehemalige Leiterin Katharina Dominik, die das JoJo 15 Jahre lang leitete. Das Jojo bot und bietet vielen Kindern und Jugendlichen Beständigkeit und Verlässlichkeit. Rund 40 Kinder und Jugendliche kommen jeden Tag hierher. Sie kommen zum offenen Treff oder nehmen an einem der Gruppenangebote teil.

Ohne ehrenamtliche Jugendliche geht garnichts
Diese sozialpädagogische Arbeit wird im JoJo von einem Team aus ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen geleistet. Ehrenamtliche einzubinden und zu schulen hatte im JoJo schon immer einen hohen Stellenwert. Auch Jacqueline Hartwich war mehr als zehn Jahre lang als Ehrenamtliche im JoJo aktiv, bevor sie nach ihrem Studium der Sozialarbeit erst eine halbe Stelle übernahm und vor knapp zwei Jahren die Nachfolgerin von Katharina Dominik wurde. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie schön es ist und wie wertvoll es sein kann, wenn man in der Jugend etwas Festes und Beständiges außerhalb des Elternhauses hat, deswegen möchte sie diesen „gemütlichen Charme“ des JoJo mit seinem Wohncharakter auch weiterführen.

Capoeira und Lollipop
Von ihrer Vorgängerin hat Jacqueline Hartwich viel gelernt, wurde von ihr geprägt. Gut anderthalb Jahre nachdem sie die Leitung übernahm, hat sie dem Jugendzentrum ihren eigenen Charakter verliehen. Sie selbst tanzt für ihr Leben gern und nicht nur deshalb gibt es inzwischen drei Tanzgruppen im JoJo, sondern auch weil es den Kindern und Jugendlichen sehr viel Spaß macht. Außerdem gibt es nachmittags Capoeira für Kinder und Jugendliche, eine Schauspielgruppe und Entspannungsangebote mit Klangschalen. Währenddessen läuft unten noch die offene Kinder-Treff, zu dem jeden Tag etwa15-20 Kindern ab sechs Jahren kommen. „Da läuft schon einiges durchs Haus“, stellt Hartich fest. Eine lange Tradition haben auch die Ferienangebote unter dem Namen „Lollipop“, die manchen berufstätigen Eltern die Sorge um eine Betreuung ihrer Kinder nimmt. Im JoJo ist der Nachwuchs gut aufgehoben.
Zum festenTeam gehören noch Diplom- Pädagogin Carina Tüting, Hausmeisterin Eryka Day, diverse Honorarkräfte und jede Menge ehrenamtliche Betreuer. In der Gemeinde ist Pfarrer Sven Torjuul für die Jugendarbeit zuständig. In drei Wochen geht es mit 25 Jugendlichen für zwei Wochen nach Spanien in die Nähe von Barcelona.„Da fahre ich natürlich mit in die Sonne", strahlt Jacqueline Hartwich.

Nachschub für die Jugendarbeit
Seit Beginn ihrer Tätigkeit als Leiterin des JoJo bietet Jacqueline Hartwich für zehn Stunden eine offene Beratung für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrer im Rahmen der Schulsozialarbeit in der Realschule in Frechen an. Sie vertritt das Bildungs- und Teilhabe-Paket der Bundesregierung und berät bei Anträgen. Außerdem gibt es ein Übermittagsangebot für die sechste Jahrgangsstufe. Die Jugendlichen essen in der Schule, kommen von 12-14 Uhr ins JoJo und haben dann dort ihre Mittagspause. Viele kommen dann auch außerhalb der Schule ins JoJo und nehmen an Angeboten teil. Manchmal kommen auch die Vorschulkinder aus der benachbarten KiTa rüber in das „große“ JoJo, um zu schauen, was es dort so alles gibt. Für die Zukunft wünscht sich Jacqueline Hartwich „dass das JoJo niemals zu gemacht wird, weil das einfach eine ganz wichtige Einrichtung ist und ich hoffe, dass das die wichtigen Menschen auch so sehen.“ Beständigkeit und der familiäre Charakter sollen auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben.

Kita Löwenherz
Direkt neben dem Jugendzentrum führt rechts eine Treppe ins Untergeschoss, zur evangelischen Kindertagesstätte „Löwenherz“. Die Räume dort befinden sich noch im ursprünglichen Zustand mit viel Charme und viel Holz, kleinen Fenstern und einem direkten Zugang zu einem idyllischen Gartengelände. Das liegt direkt hinter der evangelischen Kirche und bietet unter den Schatten spendenen alten Bäumen genügend Platz zum Toben mit Rutsche und Sandkasten. Seit den Anfängen hat sich aber einiges geändert, der Kindergarten heißt jetzt Kindertagesstätte und nimmt im Rahmen der U3-Betreuung auch zweijährige Kinder auf. Dazu mussten gesetzliche Auflagen erfüllt werden und ein Ausbau wurde nötig, erzählt Leiterin Christiana Moos. Seit 2009 leitet sie die Kita, hat aber schon vorher dort als Erzieherin gearbeitet. Früher gab es jedoch weder einen eigenen Personalraum für die Erzieherinnen noch einen eigenen Wickelraum für die Kleinkinder. Beides wurde mit dem An- und Umbau möglich, der 2009 fertig wurde. Im angebauten Obergeschoss befindet sich neben dem Personalraum jetzt das Büro der Leiterin, eine gemeinsame Terrasse mit dem JoJo und eine Turnhalle. Das frühere Büro im Untergeschoss wurde zu einem Schlafraum für die Kleinsten umfunktioniert, der von allen Seiten einsehbar sein muss.

Mutige Löwenkinder und christliche Werte
Die zweigruppige Kita Löwenherz besuchen zur Zeit 43 Kinder, davon essen 36 zu Mittag. Seit 2009 können auch Kinder ab zwei Jahren in die Kita kommen, sie gehen in die normale Regelgruppe. Ab diesem Sommer werden in jeder Gruppe fünf neue U3-Kinder aufgenommen. Sie und die anderen Kinder sollen zu „Löwen“ mit einem gesunden Selbstbewusstsein heranwachsen. „Wir wollen die Kinder unterstützen, sich zu starken Persönlichkeiten zu entwickeln, die Nein sagen können und die mit den immer größer werdenden Anforderungen in der Gesellschaft gut zurechtkommen.“ So steht es im pädagogischen Konzept der Kita. Und weiter: „Das Herz steht für die christlichen Werte, die Regeln eines respektvollen Miteinanders und andere wichtige Inhalte der Sozialerziehung, die wir den Kindern mit unserer täglichen Arbeit vermitteln und näher bringen wollen.“
Schon sehr lange gibt es beispielsweise das Bibelprojekt für Vorschulkinder, erinnert sich Christiana Moos. Die Kinder hören biblische Geschichten und gestalten ihre eigene Bibel, die sie dann mitnehmen, wenn sie zur Schule gehen. An den christlichen Feiertagen besucht der zuständige Pfarrer Bernd Stollewerk die Kita und zwei bis dreimal im Jahr gestaltet das Team der Kita gemeinsam den normalen Gottesdienst.

Vorbildfunktion für Jungs
Früher gab es im Kindergarten keine männlichen Erzieher. Heute heiß der männliche Erzieher Daniel Nagel ist Fußballer und Sportler „und dient den Jungs als Vorbild, macht schon mal ein bisschen wildere Spiel. In manchen Dingen hat er einfach einen anderen, manchmal lockeren Zugang, in anderen Dingen ist er strenger und für die Jungs und Mädchen ist es wichtig, dass das nicht so eine Frauenwelt ist, sondern dass es Männer und Frauen gibt“, kberichtet Christiana Moos.

Fließender Übergang
Manchmal dürfen die Kinder auch mal mit Erzieher Daniel ins JoJo. Dann freuen sie sich und sind erstaunt, was es dort alles gibt – den großen Billard-Tisch und die vielen Spiele zum Beispiel, erzählt Moos. Und wenn die Kita im Sommer drei Wochen geschlossen hat, gehen einige Vorschulkinder gerne zum „Lollipop“ ins JoJo. Man lebt nebeneinander und übereinander, die Übergänge sind fließend, man kennt sich von gemeinsamen Festen und die Eltern wissen, ihre Kinder gut aufgehoben. Zur Zeit arbeiten fünf Erzieherinnen und ein Erzieher in der Kita Löwenherz. Nicht alle in Vollzeit, „aber damit lassen sich Ausfälle durch Krankheit oder ähnliches bewältigen und gute pädagogische Arbeit leisten“, erklärt Moos. Weniger dürfe es aber nicht werden, für die Zukunft wünscht sich die Leiterin der Kita noch etwas mehr Unterstützung durch den Gesetzgeber, weil bei den jüngeren Kindern noch viele pflegerische Aufgaben zu den pädagogischen dazu kämen.

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher