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50 Jahre Jubilatekirche Lindlar – „Vom Osten in die Zukunft“

Vor allem Kriegsflüchtlinge aus dem Osten und deren Nachfahren bilden die kleine evangelische Gemeinde im bergischen Örtchen Lindlar. Am Samstag feierte ihre Jubilate-Kirche den 50. Jahrestag der Einweihung. Pfarrer Kurt Röhrig, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch würdigte den zukunftsweisenden den Bau der Kirche: „Vom Osten aus kommend, haben Sie hier in Lindlar den Weg in die Zukunft gezeigt.“

Es ist eine Parabel – architektonisch wie literaturwissenschaftlich: Der Grundriss ist parabelförmig angelegt, die Bedeutung des Kirchenbaus ein Stück protestantische Geschichte im Bergischen Land: „Aus reformatorischer Sicht steht der Kirchenbau für Neubau, Umbau und Ausbau“, sagte der Lindlarer Pfarrer Friedemann Knizia während des Festgottesdienstes zum Kirchenjubiläum.


1954 der erste Spatenstich, 55 das Richtfest, wurde die Kirche am Jubilate-Sonntag am 22. April 1956 durch den damaligen Pfarrer Rudolf Majert eingeweiht. „Das war eine große Leistung von ihm“, so Knizia, „das heutige Datum ein ganz wichtiges Datum für unsere kirchliche Selbstbehauptung.“


1949 gründete sich die evangelische Gemeinde in Lindlar. Waren vor dem Krieg nur „eine Hand voll“ (Knizia) Protestanten in Lindlar heimisch, so kamen mit den Flüchtlingstrecks aus dem Osten in den vier Nachkriegsjahren rund 2000 Gläubige in das bergische Dorf. Der rasche Bau der Kirche wäre nicht möglich gewesen, hätte Architekt Siegfried Knoch bei der Planung nicht immer auf die Kosten geachtet: Baumaterial sparte er durch die Parabelform. Altar, Taufbecken und Kanzel haben in der Parabelspitze Platz, die Gemeinde in der auslaufenden, breiteren Fläche. Wenn die Kirche nicht voll besetzt ist, rücken die Gläubigen automatisch nach Vorne und somit enger zusammen: „Sie fühlen sich dann nicht so alleine“, erklärt der heute 89jährige, der seine Lindlarer Kirche immer wieder besuchen kommt. So auch zum Jubiläumsgottesdienst am Sonntag, in Begleitung seiner Frau Katharina. Deren Idee sind auch die in Stein dargestellten Betenden, die sich an der Westfront der Kirche um Jesus versammeln.


„Die Formensprache der 50er Jahre wurde hier konsequent umgesetzt. Die Kirche symbolisiert Offenheit und Beweglichkeit nach außen und Konzentration auf das Wesentliche im Inneren“, so Knizia.


Als Gratulanten zum Jubiläum kamen neben Kurt Röhrig auch Lindlars katholischer Pfarrer Stefan Pörtner und der Bürgermeister der Gemeinde, Dr. Hermann-Josef Tebroke. Den ganzen Tag feierte die Gemeinde den Jahrestag am Vorabend des Jubilate-Sonntages mit einem Fest rund um die Kirche. Spektakulär: der Kistenkletterwettbewerb neben dem imposanten Turm der Kirche. Wer hier auf die größte Zahl von Cola-Kisten klettern konnte, bekam einen Preis.

Text: Klaus Pehle
Foto(s): Klaus Pehle