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400 Menschen begaben sich auf den 5. Kölner Ökumenischen Brückenweg

Trotz schlechten Wetters beteiligten sich rund 400 Teilnehmer und Teilnehmerinnen am 5. Kölner Ökumenischen Brückenweg am Pfingstmontag.

„Suchet der Stadt Bestes“
Begonnen hatte alles am Historischen Rathaus. Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln (ACK) begrüßten die Pilgerinnen und Pilger. Josef Embgenbroich, Subsidiar an St. Severin, las aus dem Jeremiah-Brief an die Gefangenen in Babylon: „Suchet der Stadt Bestes.“ Ernst Fey, Pfarrer i. R. und ehemals Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, erinnerte an die wechselvolle Geschichte Kölns, die sich gerade im Rathausviertel beispielhaft widerspiegele. Das Rathaus sei 1149 im Judenviertel der Stadt gebaut worden. Zeugnis dafür sei das rituelle Bad, die Mikwe, schräg gegenüber. Das Rathaus sei der Ort, an dem Beschlüsse gefasst würden für Menschen aus 130 Ländern, die in Köln lebten. Große Herausforderungen stünden den dort Tätigen bevor.

Mit und ohne Regenschirm ging es am Rhein entlang während des Brückenwegs
Gotische Lesekanzel mit Steinen des Doms
Embgenbroich erinnerte daran, dass das „Beste der Stadt“ nicht nur bedeute, dass man es sich gutgehen lasse. Die Bibel zeige Wege auf: „Jesus zu folgen, hat Folgen. Sehr konkrete Folgen.“ Inga Weyer-Fabrega erinnerte an die Verantwortung der Christinnen und Christen, die Stadt mitzugestalten, aber auch an die Zeit, in der sie dieser Verantwortung nicht gerecht geworden seien. „Auf unsere Schuld weisen die Stolpersteine hin, die überall in der Stadt in die Bürgersteige eingelassen sind. 1700 Jahren Bistumsgeschichte in Köln, 1700 Jahre Christen in Köln. Das bedeutet auch: 1700 Jahre jüdisches Leben in Köln“. In ihrem Rückblick sparte sie den Mord an den Juden nicht aus. Gerade deshalb sei es „wunderbar“, so Weyer-Fabrega, „dass eine gotische Lesekanzel der jüdischen Gemeinde restauriert wurde. In der Dombauhütte mit Steinen des Doms.“

Hinter dem Ökumenekreuz befindet sich das große Taufbecken in der Friedenskirche
Durch die Taufe aus der Finsternis ins Licht
Die Pilgerschar, der sich auch Andrea Vogel, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, und Erzpriester Dr. Merawi Tebege von der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in Longerich angeschlossen hatten, wanderte weiter durch die Altstadt und am Rheinufer entlang zur Friedenskirche der Baptisten in der Südstadt in der Nähe des Schokoladenmuseums. Dort wurden sie von Pfarrer Dr. Klaus-Peter Nanz empfangen. „Wir sind die drittälteste Baptistengemeinde in Köln. Wir feiern bald 150-jähriges Bestehen. Das mag für viele Anwesenden aussehen wie ein bescheidener Anfang“, merkte er in Richtung Katholiken an. Nanz stellt die „Taufe“, die dem Brückenweg als Oberthema unter dem Motto „Auf Tauf-Station“ vorgegeben war, in den Mittelpunkt seiner kurzen Ansprache. Er wies auf das Taufbecken in der Friedenskirche hin. Dort praktiziere man die Ganzkörpertaufe. Die Täuflinge absolvieren bei den Baptisten einen Taufkurs beim Pfarrer und bekennen eine Woche vor der Taufe vor der Gemeinde ihren Glauben. „Wir alle gehören zu Jesus, einen anderen Grund kann niemand legen“, erklärte der Pfarrer. Die Taufe sei bei den Baptisten nicht nur ein äußerliches Zeichen, sie stehe für einen Herrschaftswechsel. Mit der Taufe beginne etwas Neues. „Durch die Taufe wird man aus der Finsternis ins Licht geführt.“

„Wir haben den Tisch schon mal gedeckt“
Der weitere Weg führte die Pilgernden zunächst in die evangelische Trinitatiskirche. Dort berichtete Dr. Martin Bock, Leiter der evangelischen Melanchthon-Akademie, von der Vision, die der preußische König Wilhelm IV. mit dem Bau dieser Kirche im Basilikastil verbunden habe. „Diese Kirche sollte eine urchristliche Eigentümlichkeit bekommen. Sie sollte etwas Neues sein, ein ökumenischer Baustein für Köln gewissermaßen, offen und unvoreingenommen. Hier hat man Überflüssiges weggelassen und sich auf das Wesentliche konzentriert. Das ist heute noch gut erkennbar.“ Als Symbol dafür hatten die Veranstalter die Stühle aus der Kirche geräumt und auf zehn großen Tischen Brote und Bibeln ausgelegt. „Wir haben damit an die Apostelgeschichte erinnert, die von der urchristlichen Gemeinschaft unter dem Wort Gottes und beim Brechen des Brotes erzählt“. Franz Josef Bertram erinnerte dann an die Leuenberger Kirchengemeinschaft unter den evangelischen Kirchen, die vor genau 40 Jahren erklärt wurde. „Erst seit 1973 besteht zwischen lutherischen und reformierten Kirchen Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft“. Es sei also ein langer Weg auch für die evangelischen Kirchen gewesen, einander als Verschiedene anzuerkennen und diese versöhnte Verschiedenheit auch geistlich zu erkennen. Mit dem Brotbrechen aller Teilnehmenden wurde eine Hoffnungs-Brücke geschlagen: von der verbindlichen Gemeinschaft der Getauften hin zur Gemeinschaft, die auch Versöhnung am Tisch des Herrn ersehnt.

Erinnerung an die eigene Taufe
Weiter ging es zur Griechisch-Orthodoxen Kirche in Alt St. Heribert. Hier hörten die Teilnehmenden die Bibelgeschichte von der Taufe Jesu. In Anlehnung an den Tag – Pfingsten – in vier Sprachen: Griechisch, Serbisch, Bulgarisch und Rumänisch. Erzpriester Constantin Miron verwies auf Kaiser Konstantin, der 313 das Toleranzedikt erlassen habe. „Damals wurde ein Maß an Religionsfreiheit formuliert, von dem wir heute nur träumen können“, kommentierte Dr. Bock. Nach einem kurzen Abstecher zum Baptisterium am Dom endete der 5. Ökumenische Brückenweg in der Minoritenkirche. Rainer Will vom Katholischen Bildungswerk verwies auf die beiden großen Theologen Johannes Duns Scotus, dessen Lehren großen Einfluss auf Martin Luther ausgeübt hätten, und Adolf Kolping, der im 19. Jahrhundert bereits ökumenische Gebetskreise ins Leben gerufen habe. Will stellte das Baptisterium als ältesten ökumenischen Taufort der Stadt vor, der nicht in Vergessenheit geraten dürfe. In einer kleinen Feier mit Stadtsuperintendent Rolf Domning und Stadtdechant Robert Kleine erinnerten sich die Pilger zum Schluss des Brückenwegs an ihre eigene Taufe.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann