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15 Jahre ökumenische Christliche Krankenhaushilfe – die „Grünen Damen“ am Dreifaltigkeits-Krankenhaus in Wesseling

Margit Jahn macht ihre Tätigkeit sichtlich Freude. Wie jeden Dienstag hat sie ihren Dienst im Wesselinger Dreifaltigkeits-Krankenhaus um 9 Uhr angetreten. Eigentlich soll um halb eins „Feierabend“ sein. Aber auch heute wird sie „ihre“ Station wohl eher am späten Nachmittag verlassen. Bis dahin hat sie an etliche Krankenzimmer geklopft, sich auf Wunsch der Patientinnen und Patienten an deren Bett gesetzt und sich mit ihnen unterhalten – über ihre Nöte und Wünsche, über „Gott und die Welt“. Vielleicht hat sie einigen beim Mittagessen geholfen, stellvertretend ein wichtiges Telefonat geführt, Lesestoff oder Getränke besorgt. „Da sein, zuhören können, ist unsere wichtigste Aufgabe“, betont Margit Jahn. Die 69-jährige Protestantin ist weder Ärztin noch Krankenschwester noch Verwaltungsmitarbeitende. Mit zur Zeit zwanzig weiteren Frauen engagiert sie sich ehrenamtlich in der ökumenischen Christlichen Krankenhaushilfe an der Wesselinger Klinik. Margit Jahn ist eine von neun Grüne Damen, die seit 15 Jahren in dem Wesselinger Krankenhaus Patienteien und Patienten helfen.

Warum „Grüne Dame“?
„Die Bezeichnung rührt her von den grünen Kitteln, die wir bei unserer Tätigkeit tragen“, erläutert die Leiterin Ursula Brücken. Gegründet wurde die ökumenische Hilfseinrichtung am Dreifaltigkeits-Krankenhaus vor 15 Jahren, exakt am 7. Februar 1990. Initiiert haben sie der Pflegedienstleiter Norbert Nickel, der Ärztliche Direktor Dr. Norbert Göke, Gerd Veit, Pfarrer an der Kreuzkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Wesseling, der katholische Gemeindepfarrer Alexander Nitsche sowie Schwester Prisca. Sie hatte bis zu ihrem Weggang 1998 auch die Leitung inne. Ihre Nachfolgerin Ursula Brücken ist ebenfalls seit Beginn dabei.
Damals, erinnert die heute 60-jährige Katholikin, hätten die evangelische Kirchen- und die katholischen Pfarrgemeinden in Wesseling für eine Mitarbeit geworben. Zunächst habe sich ein Kreis von zwölf Frauen gebildet. „Wir wurden vom evangelischen Krankenhausseelsorger Pfarrer Eichler auf unsere verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet. Es gab einiges zu lernen. Es fing schon damit an, wie man ein Krankenzimmer betritt, wie man sich ans Bett stellt, Kontakt knüpft, und was für eine positive Gesprächsführung wichtig ist, etwa Blickkontakt“, sagt Ursula Brücken. Durch Mundpropaganda sei das Team nach und nach auf heute 21 Ehrenamtliche im Alter von 47 bis 80 Jahren angewachsen.

Die größte Gruppe ist die der Mitte 60-Jährigen. „Viele von uns haben nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben, auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung, mit dieser Tätigkeit begonnen,“ so Ursula Brücken.








Ursula Brücken
Ursula Brücken, Leiterin der „Grünen Damen“ am Dreifaltigkeitkrankenhaus in Wesseling


Zeit haben für den Patienten, mit ihm sprechen, ihm aufgeschlossen zuhören und sich einfühlsam seinen Sorgen widmen, bezeichnet sie als den wesentlichen Auftrag der „Grünen Damen“. Hinzu kämen ganz praktische Dinge. Man begleite ihn zu Untersuchungen oder bei Spaziergängen. Helfe bei der Kontaktaufnahme zu Verwandten, besorge kleine Dingen für den täglichen Bedarf. „Wir möchten zur Humanität im Krankenhaus beitragen, dem Patienten das Zurechtfinden in der ungewohnten Umgebung erleichtern.“ Jede der „Grünen Damen“ ist an einem festen Werktag für eine bestimmte Station zuständig. Sie besuchen jedes Zimmer, gehen von Patient zu Patient, ohne Unterschied. „Aber wir zwingen uns nicht auf. Nur wer unsere Gesellschaft und Hilfe wünscht, erhält sie“, so Ursula Brücken. „Und die Reaktion ist zumeist sehr positiv.“


Regelmäßige Fortbildungen
Die anfängliche Befürchtung, die Krankenschwestern und -pfleger würden in den „Grünen Damen“, obwohl ihnen pflegerische Tätigkeiten untersagt sind, eine Konkurrenz sehen, hat sich nicht bewahrheitet. „Im Gegenteil: Sie hießen uns herzlich willkommen.“ Der gegenseitige Respekt sei mit der Zeit gewachsen. „Wir sehen unseren von regelmäßigen Fortbildungen begleiteten Dienst als ergänzende Hilfe. Er ist ein zusätzliches Angebot. Man sagt, wir seien ein Plus im Krankenhaus.“ Ein Plus, von dem auch das Pflegepersonal profitiert. „Dessen Arbeit ist laut eigener Aussage viel angenehmer geworden, weil unsere Betreuung die Patienten zufriedener und ausgeglichener macht.“ Dazu trügen auch die insgesamt kürzeren Aufenthaltszeiten der Kranken bei. „Früher lagen die Leute Wochen hier. Die daraus resultierenden, teils großen Probleme entstehen jetzt nicht mehr.“

Geben und Nehmen
„Für uns ´Grüne Damen´ ist die Tätigkeit ein Lebensgewinn“, formuliert Ursula Brücken. „Es ist zweifellos für beide Seiten ein Geben und Nehmen.“ Das eigene Selbstwertgefühl werde gestärkt. „Indem wir erfahren, dass wir persönlich Gutes tun können, geht es uns auch privat viel besser. Man verlässt das Krankenhaus eigentlich immer sehr zufrieden.“ Die eigenen Sorgen würden angesichts der Krankheitsfälle oft verschwindend klein. Dabei sei es häufig unfassbar, wie viele Patienten neben ihren akuten Krankheiten und Verletzungen mit großen persönlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, und mit wie viel Humor sie diese meisterten.

Wichtig für beide Seiten: stets ein offenes Ohr
„Wir müssen körperlich gesund und psychisch stabil sein“, nennt Ursula Brücken zwei wesentliche Voraussetzungen für die Mitarbeit bei den „Grünen Damen“. Denn die Belastungen seien nicht zu unterschätzen. Zu deren Verarbeitung trage – selbstverständlich unter Berücksichtigung der gesetzlichen Schweigepflicht – maßgeblich das unmittelbare Gespräch mit Kolleginnen bei, auch der monatliche Erfahrungsaustausch in der Gruppe. Zudem hätten die Krankenhaus-Oberin Schwester Patricia und die beiden Seelsorgerinnen im Haus stets ein offenes Ohr.

Gefeiert wurde das 15-jährige Bestehen der Christlichen Krankenhaushilfe in Wesseling am  14. Februar mit einer ökumenischen Feier in der Krankenhaus-Kapelle. Dabei wurde auch die seit November 2004 in Wesseling tätige evangelische Krankenhausseelsorgerin Pfarrerin Heike Krasser offiziell in ihr Amt eingeführt.

Übrigens
Bereits 1969 hatte Brigitte Schröder, die Frau des damaligen Verteidigungsministers, die „Grünen Damen“ nach US-amerikanischem Vorbild in deutschen Krankenhäusern und Altenheimen eingeführt. Und: Es gibt auch „Grüne Herren“!

Weitere Informationen
Die Biografie der Gründerin der Grünen Damen, Brigitte Schröder
Allgemeine Informationen über die Grünen Damen und Herren
Das Amt für Krankenhausseelsorge im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich