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Visionäre Bilder in der Schildgener Andreaskirche und in der katholischen Herz-Jesu-Kirche zum Thema „Jerusalem“

Ein „Pilgerweg der Versöhnung“, das ist das neue ökumenische Projekt an der evangelischen Andreaskirche Schildgen und der katholischen Herz-Jesu-Kirche. Unter dem Titel „Jerusalem“ zeigt der Düsseldorfer Künstler Heinrich Brandt 40 Serigraphien in den beiden Gotteshäusern, die die Mitte dieses Pilgerweges symbolisieren. Dazu gibt es eine Reihe von Veranstaltungen in den kommenden Wochen, die das Thema Versöhnung auf unterschiedliche Art und Weise aufgreifen.

Ökumenische Projekte haben lange Tradition
Ein farbiges Quadrat mit neun kleinen Rechtecken an den Seitenrändern, dazu ein goldenes, kleines Quadrat in der Mitte – das ist das Grundmuster, das Heinrich Brandt in 40 verschiedenen Farbkombinationen immer wieder neu variiert hat. Die Grafiken greifen den Grundriss des ersten Jerusalemer Tempels auf, nach dem auch die Herz-Jesu-Kirche in Schildgen errichtet worden ist. Die goldene Mitte, das symbolisiert für Christen und für Juden den „Zion“, die Mitte des kommenden Reiches, in dem die Schöpfung mit Gott versöhnt sein werde. Eine prophetische Vision, die der Düsseldorfer Künstler aufgegriffen hat, und die nach mehreren Stationen im Ruhrgebiet und in seiner Heimatstadt nun erstmals im Kölner Raum zu sehen ist. „Heinrich Brandt kam auf uns zu. Er hat von Kunstaktionen, wie zum Beispiel ,Farbwechsel‘, in unserer Kirche erfahren und suchte einen neuen Ausstellungsraum für seine Werke“, erklärte Christoph Nötzel, Pfarrer an der evangelischen Andreaskirche. Und weil die ökumenische Zusammenarbeit in Schildgen schon seit Jahren gut funktioniert, beteiligten sich beide Konfessionen an dem Projekt. „Ich freue mich, dass die Ausstellung hier eine ökumenische Perspektive hat“, betonte Brandt.

Ausstellung bewusst am 11. September eröffnet
32 der quadratischen Serigraphien hängen jetzt bis Sonntag, 11. Oktober, in der Andreaskirche, Voiswinkeler Straße 40, die acht übrigen, großformatigen Werke sind in der Herz -Jesu-Kirche, Altenberger-Dom-Straße 138, zu sehen. „Bilder in der Kirche dienen nicht dem Schmuck, sondern sind immer im Kontext der Verkündigung zu sehen“, sagte Nötzel in seinem Grußwort, „sie führen die Vision einer versöhnten Menschheit in den gottesdienstlichen Raum ein.“ Und er fügte hinzu: „Wir brauchen visionäre Bilder von einer friedlichen, versöhnten Zukunft!“ Nicht zufällig fand die Eröffnung der Ausstellung am 11. September statt, dem achten Jahrestag des Anschlags auf das World Trade Center in New York. In diesem Zusammenhang betonte auch der katholische Pfarrer Wilhelm Darscheid den visionären Aspekt von „Jerusalem“: „Die Abwesenheit von Krieg bedeutet nicht, dass wir versöhnt sind und wirklich in Frieden leben!“

Jerusalem: „Schrei nach Frieden“
Gerade Jerusalem, die Stadt mit großer religiöser Bedeutung sowohl für Christen als auch für Juden und Muslime, steht oft im Zusammenhang mit Gewalt. Der „Schrei nach Frieden“, so Darscheid, sei dort unüberhörbar. Auch Brandt betonte seine Absicht, mit Hilfe der Bilder „Brücken zwischen Christen und Juden“ bauen zu wollen. Mit dem Verkauf von Blättern der Serigraphien unterstützt er Projekte in Israel. „Die Ausstellung hat bereits einen langen Weg hinter sich. Zum großen Teil gab es Wohlwollen, ich habe aber auch latenten Antisemitismus erfahren.“ Die biblische Vision der Völker, die auf den Tempel zuströmen, wurde in Schildgen jedenfalls teilweise erreicht: Nach dem Eröffnungsgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche, an dem etwa 150 Menschen teilnahmen, zogen knapp 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer der großformatigen Serigraphien voran zur Andreaskirche, wo dann die Ausstellung eröffnet wurde. „Es ist wichtig, dass ein Thema wie Versöhnung nachhaltig ins Bewusstsein der Gemeinde gelangt“, erläuterte Nötzel den Hintergrund des „Pilgerweges der Versöhnung“.

Pilgerweg mit „intellektuellen Stationen“
Dessen „intellektuelle Stationen“, so Nötzel, werden nach der Eröffnung mit weiteren Veranstaltungen fortgesetzt. Am Donnerstag, 17. September, beginnt in der Andreaskirche um 19.30 Uhr ein Themenabend über „Jerusalem – Stadt der drei monotheistischen Weltreligionen: Eine Stadt der Versöhnung?“ Über fairen Handel wird am Donnerstag, 24. September, ab 19.30 Uhr in Herz-Jesu informiert, und die „Versöhnte Schöpfung“ nach Franz von Assisi steht am Donnerstag, 1. Oktober, ab 19.30 Uhr in Herz-Jesu im Blickpunkt. Über den Versöhnungsprozess in Palästina berichtet der ehemalige Pfarrer Axel Becker am Donnerstag, 8. Oktober, ab 19.30 Uhr in der Andreaskirche, wo auch am Samstag, 10. Oktober, ab 14 Uhr ein Bibliodramatag unter dem Titel „Streiten – gewinnen, verlieren – versöhnen“ stattfindet. Eine ökumenische Versöhnungsfeier zum Abschluss der Ausstellung beginnt am Sonntag, 11. Oktober, um 18 Uhr in der Andreaskirche.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Jörg Fleischer