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„Leben ist Wachstum“

„Natürlich wachsen – Erkundungen über Mensch, Natur und Wachstum aus kulturpolitischem Anlass“, lautet der Titel des Buches, das Dr. Monika Griefahn gemeinsam mit Dr. Edda Rydzy geschrieben hat. Es stellt kulturpolitische Handlungsmöglichkeiten zur Neuordnung des Verhältnisses von Mensch und Natur vor. Monika Griefahn ist Mitbegründerin von Greenpeace, ehemalige niedersächsische Umweltministerin, Bundestagsabgeordnete und Autorin. Heute leitet sie das Institut für Medien, Umwelt, Kultur in Buchholz, Niedersachsen, und sie ist seit vielen Jahren Jury-Mitglied des alternativen Nobelpreises.

Kirschbaum als Symbol für Wachstum
Monika Griefahn begann den Abend mit der provokanten Frage, warum wir als „deutsche Kulturnation“ so viele falsche Entscheidungen treffen. Sie stellte fest, dass wir einen zu engen Kulturbegriff haben und forderte, dass Kultur als Teil der Gesellschaftspolitik agieren müsse. "Die umweltpolitische Debatte um Nachhaltigkeit und Effizienz hört sich nicht besonders lustvoll an", so Griefahn, sie habe einen negativen Beigeschmack von Verzicht und Sparen. Und Appelle für Verzicht funktionieren nicht, denn „Leben ist Wachstum“, sagte Monika Griefahn. Als Beispiel dafür, was schön und gleichzeitig nützlich ist, nannte sie den Kirschbaum: Der produziert Blüten im Überfluss, die er nicht alle braucht, um daraus Kirschen zu machen. Die Blüten, die dann herunterfallen, bilden fruchtbaren Humus für die nächste Generation. Der Wachstumsbegriff ist jedoch durch die entsprechenden „Blasen“ in der Finanz- und Wirtschaftswelt negativ belegt. Deshalb lädt Monika Griefahn zu einem Paradigmenwechsel ein.

Rohstoffe werden gebraucht, nicht verbraucht
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Wir müssen die Stoffe genauer betrachten, statt zu sparen", sagte Griefahn. Sie bezieht sich auf das „cradle to cradle“-Prinzip, Wiege zu Wiege. Rohstoffe werden gebraucht, nicht verbraucht. Materialien und Verfahren werden dabei so entwickelt, dass sie nicht nur unschädlich, sondern auch nützlich sind. Beispiele sind: kompostierbare T-Shirts, trinkbares Haarspray oder Teppichboden, der die Raumluft reinigt. Die gesamte Energie kommt von der Sonne. Auch von den Kirchen wünscht sich Monika Griefahn, die auch im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages vertreten ist, mehr Konzepte zur Nachhaltigkeit, die sich lustvoll umsetzen lassen und Spaß machen können.

Kultur als treibende Kraft
„Wir brauchen Kunst und Kultur, um die Kreativität freizusetzen und den Paradigmenwechsel einzuleiten“, sagte Griefahn. Kultur sei immer eine treibende Kraft in der Evolution gewesen. Visionen bringen eine Gesellschaft weiter. „Verschwendung ist mit den richtigen Materialien möglich“, lautete eine These von Monika Griefahn und „Schön ist, was ohne Absicht gefällt“.

Ein Jubiläum für gesellschaftspolitische Querdenker
Das Königsdorfer Literaturforum wurde 2004 als Ort für gesellschaftspolitische Querdenker von dem Journalisten und Autor Jürgen Streich und der damaligen Pfarrerin Monika Weinmann gegründet. Den Auftakt machte im April 2004 der Journalist Günther Wallraff. Zur Jubiläumsveranstaltung im April möchte Jürgen Streich wieder Günther Wallraff einladen. Die Veranstaltungen kosten keinen Eintritt.

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher