Besondere Feste & Feiertage im Kirchenjahr – und Brauchtum

Foto: Jens Schulze / fundus-medien.de

Für Christinnen und Christen gibt es Einschnitte und Höhepunkte im Jahr, auf die sie sich vorbereiten und die sie feiern. Es sind Festzeiten und Feste im Kirchenjahr, in deren Mittelpunkt fast immer Jesus Christus steht. In vielen Kirchen hängen an Altar und Kanzel besondere Tücher, Paramente genannt. Sie haben verschiedene Farben, je nach der (Fest-)Zeit im Kirchenjahr – so werden die kirchlichen Feiertage im Gottesdienstraum sichtbar.

Das Kirchenjahr unterscheidet sich vom Kalenderjahr. Es beginnt mit dem ersten Advent und endet mit dem Ewigkeitssonntag Ende November. Es orientiert sich an den kirchlichen Feiertagen und läuft nach folgendem Schema ab: Advent, Weihnachten, Epiphanias, Passion, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Trinitatis, Erntedankfest, Reformationstag, Buß- und Bettag, Toten- oder Ewigkeitssonntag.

Besondere Gottesdienste zu den folgenden Festen und Feiertagen sind in den aktuellen Gottesdienstterminen zu finden.

Abendmahl / Abendmahlsgottesdienste

Seit den Anfängen wird im Christentum das Abendmahl gefeiert. Es erinnert an Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern, bei dem Brot gegessen und Wein getrunken wurde. Zur Bezeichnung dieser Feier sind auch noch andere Begriffe gebräuchlich: Eucharistie, heilige Kommunion und Messopfer wird es in der katholischen Kirche genannt. In ökumenischen Dialoggesprächen zwischen den Kirchen hat sich der Begriff „Herrenmahl“ durchgesetzt, um zum Ausdruck zu bringen, dass Jesus es eingesetzt hat. In der römisch-katholischen Kirche ist die Feier des Abendmahls fester Bestandteil eines jeden Gottesdienstes, während sich in der Evangelischen Kirche die Praxis herausgebildet hat, es mindestens einmal im Monat zu feiern. Das Abendmahlsverständnis der Evangelischen Kirche hat sich in der Auseinandersetzung Martin Luthers mit der zeitgenössischen katholischen Kirche entwickelt. Luther hatte sich dagegen gewandt, das Abendmahl als Opfer zu verstehen (daher der Name „Messopfer“), das der Priester Gott darbringt. Noch ein Unterschied: In der römisch-katholischen Kirche wird den Gläubigen meist nur die Hostie/das Brot gereicht, wenngleich das Zweite Vatikanische Konzil die Austeilung von Brot und Wein erlaubt hat. Nach katholischer Lehre werden Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt (Transsubstantiation, lat.: Wesensverwandlung). Nach lutherischer Auffassung ist Christus in Brot und Wein körperlich zugegen (Realpräsenz), während nach reformiertem Verständnis das Abendmahl lediglich als Zeichen (Symbol) der Gegenwart Gottes zu sehen ist. Trotz vieler Übereinstimmungen in Lehre und Praxis des Abendmahls feiern die beiden großen christlichen Kirchen nicht gemeinsam. Selbstverständlich werden auch in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region regelmäßig Abendmahlsgottesdienste gefeiert.

Advent – Adventsgottesdienste

In der Zeit vor Weihnachten begeht die Christenheit den Advent. Die vier Adventssonntage geben dieser Festzeit ihren Rahmen. Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort „adventus“ und bedeutet „Ankunft“. In der Adventszeit warten Christinnen und Christen auf die Ankunft Gottes auf Erden. Die Adventszeit soll eine Zeit der Vorbereitung sein. Daher ist der Advent als Zeit der Besinnung und der Umkehr gedacht. Adventsgottesdienste erfahren oft eine besondere Gestaltung. In manchen Gemeinden gibt es zusätzliche Gottesdiensttermine in der Adventszeit, beispielsweise am Abend.

Buß- und Bettag

Der Buß- und Bettag ist in der Evangelischen Kirche ein Termin der Besinnung und Neuorientierung. Obwohl der Festtag im kirchlichen Leben der Protestanten tief verankert ist, verlor er im Jahre 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung seinen gesetzlichen Schutz und ist seitdem – außer in Sachsen – kein gesetzlich geschützter deutscher Feiertag mehr. Seit 1532 sind Festgottesdienste nachgewiesen, die anfangs allerdings an unterschiedlichen Tagen abgehalten wurden. In vielen Ordnungen der Evangelischen Kirche wurde der Buß- und Bettag auch zu aktuellen Anlässen vorgeschrieben und erfuhr zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) eine besondere Ausbreitung. Im Jahre 1852 wurde für alle Protestanten der Mittwoch zwischen Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag als einheitlicher Termin festgelegt.

Christi Himmelfahrt

Der Himmelfahrtstag ist ein Fest, das vierzig Tage nach Ostern gefeiert wird. Nach dem Bericht des Lukasevangeliums (24,44-52, vgl. Apostelgeschichte 1,9-11) wird der auferstandene Christus von Gott „erhöht“. Er gibt seinen Freunden den Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums und verspricht ihnen dazu den Heiligen Geist. Auch im Alten Testament gibt es Schilderungen einer Himmelfahrt: Henoch und Elia werden entrückt (1. Mose 5,24; 2. Könige 2,11). Zu Christi Himmelfahrt gibt es in vielen Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region besondere Gottesdienste, manche davon im Freien, manche als gemeinsame Veranstaltungen mehrerer Gemeinden.

Erntedank – Erntedankgottesdienste

Das Erntedankfest wird in der Evangelischen Kirche heute meist am ersten Sonntag im Oktober gefeiert. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht der Dank an Gott, den Schöpfer. Die Ernte in der Landwirtschaft wird als ein Zeichen des Segens Gottes verstanden, weil trotz menschlicher Bemühungen der Ertrag der Ernte doch unverfügbar ist – trotz allen Einsatzes. Deshalb werden in den Kirchen die Altäre reich geschmückt mit Obst, Getreide, Gemüse, Brot und Wein.

Ewigkeitssonntag

In allen Kulturen, Religionen und Konfessionen nimmt das Totengedenken einen wichtigen Platz ein und gehört zum menschlichen Zusammenleben. Allerdings lehnten die Reformatoren den katholischen Seelenkult ab und schafften das Allerseelenfest (2. November) in den evangelischen Kirchen ab. Natürlich sollte es weiterhin einen Tag geben, an dem aller Toten gedacht wird. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ordnete 1816 an, jeweils am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem letzten Sonntag vor dem ersten Advent, der Verstorbenen zu gedenken – das ist der Ewigkeitssonntag, der in vielen evangelischen Gemeinden mit besonderen Gottesdiensten begangen wird.

Glaubens-ABC der EKD

Gottesdienste der „Stillen Zeit“ im November

Was ist eigentlich so still am November? Dieser Monat zeichnet sich vor allem durch das Fehlen lauter und fröhlicher Feste aus. Die Stille Zeit im November bildet den Abschluss des Kirchenjahres und wird einerseits vom katholischen Totengedenken (Allerheiligen, Allerseelen), andererseits vom – vorwiegend evangelischen – Ewigkeitssonntag (Totensonntag) begrenzt. Der Monat November dient der Besinnung. Es ist Zeit, über das Leben nachzudenken. Werden und Vergehen, der Wechsel der Jahreszeiten, Buße und Neuanfang prägen diese Zeit des Jahres. Diese Ausrichtung geht auf die sonntäglichen Lesungen im Gottesdienst in der Mitte des 1. Jahrtausends zurück. Für den November wurden Passagen alttestamentlicher Weissagungen vom Untergang der Welt ausgewählt. Damit wurde an die Themen Himmel und Hölle, Tod und das jüngste Gericht erinnert. So gliederte sich das Ende des Kirchenjahres insbesondere in Mitteleuropa nahtlos an bestehende Gewohnheiten an: Ähnlich wie im Spätherbst die Ernte eingebracht ist, die Tage kürzer werden und das nass-kalte Klima die Menschen in ihre Behausungen treibt, so kehrt man auch sich selbst verstärkt nach innen und sinniert über Leben und Tod.

Stille Zeit – November

Gründonnerstag

An Gründonnerstag wird in den Gottesdiensten der Einsetzung des Abendmahls durch Jesus gedacht. Nach Matthäus 26,17-30, Markus 14,12-26 und Lukas 22,7-23 feierte Jesus mit seinen Jüngern am Abend vor seiner Hinrichtung (Karfreitag) ein festliches Mahl. Das Wort „grün“ hat vermutlich nichts mit der Farbe zu tun, sondern kommt von greinen (weinen). Der Name erinnert daran, dass an diesem Tag die öffentlichen Büßer (= Weinende) wieder ganz in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurden. Inmitten der Karwoche, der letzten Woche der Passionszeit, bildet der Gründonnerstag einen Tag festlicher Freude vor dem zentralen Fest der Auferweckung Jesu am Ostersonntag.

Glaubens-ABC der EKD

Karfreitag

Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung Jesu auf dem Hügel Golgatha vor den Toren Jerusalems. Der Name leitet sich von „karen“ (altdeutsch: wehklagen) ab. Die Gottesdienste, die an diesem Tag gefeiert werden, stehen ganz im Zeichen der Trauer. In den Medien wird fälschlicherweise immer wieder darauf hingewiesen, Karfreitag sei der höchste Feiertag in der evangelischen Kirche. Diese Einschätzung gründet sich darauf, dass Protestanten den Karfreitag als ganz besonderen Feiertag betrachten. Doch ist für sie wie für die ganze Christenheit Ostern, die Feier der Auferweckung Jesu, das höchste Fest.

Kirchliche Feiertage und ihre Symbolik

Für Christinnen und Christen gibt es Einschnitte und Höhepunkte im Jahr, auf die sie sich vorbereiten und die sie feiern. Es sind Festzeiten und Feste im Kirchenjahr. Im Mittelpunkt fast aller Feste steht Jesus Christus. Anlass ist oft ein Ereignis, das schon Jahrhunderte zurückliegt. In vielen Kirchen hängen an Altar und Kanzel besondere Tücher. Man nennt sie Paramente. Sie haben verschiedene Farben, je nach der (Fest-)Zeit im Kirchenjahr. Eine Übersicht über alle christlichen Feiertage inklusive ihrer symbolischen Zeichen, gibt eine Seite der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.

Ostern – Ostergottesdienste

Ostern ist das wichtigste Fest der Christenheit. Im Mittelpunkt steht die Feier der Auferweckung Jesu von den Toten (1. Korinther 15,3-5). Die christliche Osterfeier hat ihre Wurzel im alttestamentlich-jüdischen Pessach-Fest. Passah heißt „Verschonung“ und meint die jüdische Feier zur Erinnerung daran, dass die Erstgeburt der Israeliten verschont wurde und das Volk aus Ägypten auszog (2. Mose 12). Der Termin des Osterfestes wurde auf dem Konzil von Nicäa 325 n. Chr. auf den ersten Sonntag nach dem Frühjahrsvollmond festgelegt. Vor diesem Hintergrund fällt Ostern in jedem Jahr auf ein anderes Wochenende. Ostern schließt die 40-tägige Passionszeit (Fastenzeit) ab. Sowohl Gründonnerstag wie Karfreitag und Ostersonntag wie Ostermontag werden in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region besondere Gottesdienste gefeiert.

Passionszeit = Fastenzeit

Mit Passion (lat: passio = Leiden) wird die Leidensgeschichte Jesu beschrieben, wie sie in den Evangelien geschildert wird. In ihr geht es um die Frage, warum Jesus sterben musste. Die Passionsgeschichte umfasst den Todesbeschluss der Gegner Jesu, die Einsetzung des Abendmahls, den Verrat des Judas und seine Enttarnung, das Gerichtsverfahren vor Pontius Pilatus, die Leugnung des Petrus, Jesus zu kennen, die Verurteilung Jesu, seine Kreuzigung, seinen Tod sowie seine Grablegung. Die Passionszeit umfasst die Zeitspanne von vierzig Tagen vor dem Osterfest, die mit dem Aschermittwoch beginnt. Auch im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region wird – wie im gesamten evangelischen Deutschland – die Passionszeit von der evangelischen Aktion „7 Wochen ohne“ mit jährlich wechselndem Leitgedanken begleitet.

Pfingsten

Pfingsten (griech.: pentecoste – 50. Tag) bezeichnet das Fest der „Ausgießung des Heiligen Geistes“. In der Apostelgeschichte (2,1-41) wird berichtet, dass sich die Jünger Jesu am 50. Tag nach Ostern in einem Haus versammelten und dort den Heiligen Geist empfingen. Er versetzte sie in die Lage, mit Menschen zu sprechen, deren Sprache sie ursprünglich nicht beherrschten.

Reformationstag – Reformationsgottesdienst

Seit 1667 feiern evangelische Christinnen und Christen den Reformationstag am 31. Oktober. Dieses Datum geht zurück auf eine Anordnung Georg II. von Sachsen, der damit das Reformationsgedenken aller Protestanten auf diesen Tag legte. Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region feiert seit seinem Bestehen diesen Tag mit einem zentralen Gottesdienst, zu dem immer ALLE eingeladen sind. Dieser Gottesdienst hat stets besondere, eigens eingeladene (Predigt-)Gäste, herausragende musikalische Angebote und ist besonders gastlich – in der Regel wird zu einem abschliessenden, gastlichen Beisammensein eingeladen. Näheres zum jeweiligen Reformationsgottesdienst für Köln und Region ist immer auf den aktuellen Seiten dieser Website zu finden.

Alles hat seine Zeit

Weihnachten – Weihnachtsgottesdienste

An Weihnachten wird die Geburt Jesu gefeiert: Gott wurde Mensch. Es ist nach Ostern das höchste Fest der Christenheit. Nach Berechnungen frühchristlicher Kalendarien fiel das Geburtsfest Christi zunächst auf einen Frühjahrstermin. Im Jahr 354 legte Papst Liberius aber das Weihnachtsfest auf den 25. Dezember. Heute werden in den meisten evangelischen Gemeinden vor allem an Heilig Abend, dem 24. Dezember, die „großen Gottesdienste“ gefeiert. Mancherorts gibt es bis zu drei Termine in einer Kirche: vom Kindergottesdienst bis zur Christmette um Mitternacht.  Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium (Kapitel 2).