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girlspace, das Internetcafé für Mädchen und junge Frauen stellt sich dar: Neue Dokumentation

Im Sommer 1998 nahm eine Idee Gestalt an, die im „MATT“, dem Mädchenarbeitstreff der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung  entstand. Grundgedanke: Mädchen und junge Frauen brauchen einen eigenen Raum, um mit den neuen Medien wie Internet und Chatts unzugehen. Sie haben ein anderes Verhältnis zu dieser Technik als etwa gleichaltrige Jungs, erschwerend kommt dazu, dass  bildungsbenachteiligte Mädchen oder Mädchen mit einer fremden Muttersprache sich häufig scheuen, Geräte selbstständig zu bedienen und Neues auszuprobieren. Dies war der Ausgangspunkt für die „Geburt“ von girlspace, dem Internetcafé für Mädchen und junge Frauen. Mittlerweile wird das girlspace getragen von einem Verein – und es hat solchen Zuspruch erfahren, dass die Arbeitsfelder erheblich mehr geworden sind als zu Beginn: Es gibt Internet-Kurse für Kinder und Seniorinnen, Foto- und Chatt–Kurse, Angebote für hochbegabte Mädchen, eine Internet-Zeitung und Angebote für Au-pair-Mädchen, um nur einiges zu nennen. Das komplette Angebot steht selbstverständlich auch im Internet: girlspace.


Der gesamten Prozess von der Entstehung der Idee über die Entwicklung der Angebote, die ehrenamtliche Arbeit von und mit Frauen unterschiedlichen Alters, die gesellschaftlichen Hintergründe von Mädchenarbei und Medienwelt, die Erfolge der Kurse, Schwierigkeiten bei deren Planung und Realisierung, Pressestimmen und praktische Tipps aus der Arbeit für „Nachahmungswillige“ – dies alles ist in einer gerade erschienenen, 144 Seiten starken Dokumentation nachzulesen.

Wie alles begann
„Im Sommer 1998 wurde die Idee zu Papier gebracht und eine Förderung als Modellprojekt beim Jugendministerium des Landes NRW beantragt. Das Konzept für das Projekt girlspace enthielt typische Elemente evangelischer Jugendarbeit, betonte die Arbeit mit Migrantinnen und reflektierte die öffentliche Forderung nach Erweiterung der Medienkompetenz bei Jugendlichen unter dem Blickwinkel parteilicher Mädchenarbeit.“

Finanzierung
Träger war von Anfang an das Evangelische Jugendpfarramt Köln – zum Sparen gezwungen wie alle anderen Einrichtungen des Evangelischen Stadtkirchenverbands Köln -, waren von hier kaum auf Dauer die „dicken Gelder“ zu erwarten. Der „Landesjugendplan“ NRW  anerkannte das girlspace zwar als „Modellprojekt“, konnte aber keine langfristige Finanzierung sichern, die finanziellen Zusagen mußten jedes Jahr neu bewilligt werden. Unter solchen Voraussetzungen läßt sich natürlich nur schwer arbeiten: „Ein Modellprojekt, das für eine Laufzeit von drei Jahren geplant, aber von jährlichen Bewilligungen abhängig ist, die meist nicht mal pünktlich zum Jahresbeginn kommen, hat es schwer. Ein Modellprojekt dieser Größenordnung ist normalerweise auch nicht ohne eine festangestellte Leiterin denkbar. Eine Festanstellung war jedoch aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht möglich…“

Arbeit/Neues
Trotz dieser Schwierigkeiten wurde 1999 mit der Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Medienpädagogik) Christine Ketzer die richtige Frau für diese Stelle gefunden. Heute ist sie Vorsitzende des Vereins girlspace. Ihre Nachfolgerin als Projektleiterin ist seit Mai 2001 die Diplom-Sozialpädagogin Nina Rauprich. In den vier Jahren seit Beginn stiegen die Zahl der Besucherinnen, die Anfragen externer Gruppen nach speziellen Projekten und Kursen, es entstand eine Kindergruppe für Mädchen von ca. neun Jahren,  es gibt „Kölsche Kulturnachhilfe für Frauen aus aller Welt und Au Pairs“ und es entstand das „Offene Café für alle Frauen ab 55 Jahren“:
Logischerweise haben sich die Öffnungszeiten bei dieser Vielzahl von neuen Angeboten seit 1999 stark geändert: Sie wurden von anfangs acht auf mittlerweile 25,5 Stunden pro Woche ausgedehnt.

Engagement
Eigentlich ist klar: Ohne sehr, sehr großes ehrenamtliches Engagement hätte dieses Projekt von Anfang an keine Zukunftschancen gehabt. Und die heutige Vielfalt der Angebote gäbe es auch nicht ohne sie. Darum sind den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in der Dokumentation gleich mehrere Seiten gewidmet: Wer sie sind, woher sie kommen, was sie tun – und was das girlspace für sie tut. Fazit: „Die Arbeit mit Ehrenamtlichen ist entscheidend für die Atmosphäre im Café, in den Projekten und Kursen und lohnt sich für alle Beteiligten.“

Zukunft
Im Juli 2002 wurde der Verein girlspace gegründet. Er ist als gemeinnützig anerkannt und hat die Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe beantragt. 
Seit Januar 2003 gilt der Verein als „Betreiber“ für das Internetcafé. Sein erklärtes Ziel ist es, die Medienarbeit mit Mädchen und jungen Frauen zu fördern, seine Wurzeln hat er in der evangelischen Kirche, die Angebote richten sich an alle Mädchen und jungen Frauen.
Die Mitglieder des Vereins wünschen sich vor allem eine „Weiterführung der Arbeit und die Etablierung des girlspace als dauerhaftes Angebot für Mädchen und junge Frauen aus Köln“. Die dafür notwendigen Finanzmittel sollen und müssen jetzt durch Spenden, Sponsoren, Mitgliedsbeiträge und öffentliche Zuschüsse aufgebracht werden.

Unterstützung?
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 48 Euro im Jahr (24 Euro ermäßigt), mehr dazu hier

Noch ein Tipp:
„Das Land Nordrhein-Westfalen muss die Mädchenarbeit weiter fördern. Und: Mädchenarbeit ist weiterhin nötig.“  Das forderten die 140 Teilnehmerinnen des dritten  Vernetzungskongress „Mädchenarbeit in NRW“. Mehr dazu auf den Seiten der EKiR hier.

Text: Al-Mana
Foto(s): girlspace