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Einweihung der um- und neugebauten Christuskirche

Der Um- und Neubau der Christuskirche ist abgeschlossen. Ende September wurde das evangelische Gotteshaus im Stadtgarten-Viertel eingeweiht. Sehr groß war der Andrang zum stimmungsvollen Festgottesdienst. Es wurde gebetet, gesungen, gedankt – und zuweilen herzlich gelacht. Spürbar waren die Freude und Erleichterung über die Wiederindienstnahme der neugestalteten Predigtstätte. Gerade auch bei den Pfarrerinnen und Pfarrern der Evangelischen Gemeinde Köln. Mathias Bonhoeffer, Rolf Domning, Eva Esche, Markus Herzberg, Hans Mörtter, Dr. Anna Quaas und Christoph Rollbühler gestalteten gemeinsam die Liturgie. Die Einweihungsworte sprach Domning als Stadtsuperintendent. Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hielt die Predigt.

Die 1894 erstmals eingeweihte Christuskirche erlitt im Zweiten Weltkrieg starke Schäden. Der heute denkmalgeschützte Turm konnte damals erhalten werden, das Kirchenschiff wurde schlicht und funktional gestaltet. Lange schon gab es in der Gemeinde die Idee, anstelle des provisorischen Nachkriegsbaus ein modernes Gemeindezentrum zu errichten. Im September 2014 wurde der Grundstein gelegt für das neue Kirchenschiff, das von zwei fünfgeschossigen, skulptural gestalteten Gebäuderiegeln flankiert wird. Sie neigen sich zunächst schützend um den Kirchraum nach innen, um sich zum sakralen Garten hin wieder zu öffnen und aufzubiegen.

Eine große Transformation
Die in der Arbeitsgemeinschaft „Umbau an der Christuskirche“ kooperierenden Architekten Klaus Hollenbeck und Walter Maier haben laut Rekowski ein „außergewöhnliches Architekturensemble“ entworfen. Es bestehe „aus der historischen Bausubstanz des Turmes und der Empore, einem neuem Kirchenschiff, modernen Gemeinderäumen sowie Mietwohnungen, Büroflächen, einer Tiefgarage und einem neuen Gemeindegarten. Dieses Bauprojekt ist gewissermaßen eine große Transformation.“ Die Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn und den beiden Architekten hatte Bonhoeffer, Vorsitzender des Presbyteriums, schon vor der Einweihung als Segen bezeichnet. Rollbühler, mit Esche zuständig für den Bezirk Thomaskirche und Christuskirche, sprach vom „ständigen Austausch zwischen Inhalt und Form“.

Präses Manfred Rekowski erinnerte an die Geschichte der Christuskirche

„Leben in Gottes Licht“
In seiner Predigt betonte Präses Manfred Rekowski die Bedeutung der Psalmen allgemein. Er legte insbesondere Psalm 36,10 („Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.“) mit Verweisen auf das „außergewöhnliche Bauwerk“ Christuskirche aus, sprach über das „Fundament der Kirche“ und das „Leben in Gottes Licht“.

Ort der Stille und Begegnung
Rekowski erinnerte an die Geschichte der Christuskirche, wies auch hin auf die Verzögerung der Bauabläufe. „Doch heute! Endlich!“, sei es so weit. Domning sollte später dazu auffordern, während der Beratungs-, Planungs- und Bauphase aufgetretene Spannungen sowie mögliche erfolgte Verletzungen hinter sich zu lassen und versöhnt in die Zukunft zu blicken. Die Christuskirche wolle „als eine etwas andere und ergänzende Form der Verkündigung Antworten geben“, meinte Rekowski. „Als Ort der Stille und Begegnung, als Ort der Kultur und der Integration von Benachteiligten.“

Facetten aus Licht und Farbe
In jedem Gottesdienst werde über einen Bibeltext gepredigt. Manchmal predigten aber auch Gebäude und Räume. „Heute ist das in besonderer Weise so“, zeigte sich der Präses begeistert vom lichtdurchfluteten Raum. Die nach Entwürfen von David Schnell noch zu realisierende künstlerische Verglasung der Kirchenfenster lasse „beeindruckende Facetten aus Licht und Farbe“ erwarten – „sozusagen eine ungehaltene Predigt“. Als von Gott Berührte sähen wir die Welt in einem anderen, in Gottes Licht. „Dass es entscheidend ist, wie Licht beschaffen ist und wie es auf und in Gebäude fällt, wissen nicht nur Architekten, Fotografen und Künstler. Licht erst lässt Gegenstände wahrnehmen und lässt sie in bestimmter Weise erscheinen.“

Chorgesang umrahmte den feierlichen Gottesdienst

Eine gute Adresse
Rekowski attestierte der Christuskirche am Dorothee-Sölle-Platz 1 eine gute Adresse. Mit der Person der in Köln geborenen evangelischen Theologin, Friedensaktivistin und Lyrikerin Sölle (1929–2003) „verbinden sich Kontemplation und Kampf, Politische Nachtgebete, Frömmigkeit und Weltverantwortung“. In ihrem unermüdlichen Engagement sei sie geprägt gewesen durch das „Bewusstsein, nach Auschwitz zu leben. Mit dem biblischen Auftrag der Bergpredigt ernst zu machen, war ihr ein Herzensanliegen.“ Rekowski schloss mit den Worten: „Diese umgestaltete Christuskirche möge ein Licht sein, das erhellt und wärmt. Diese Christuskirche möge eine Quelle sein, die das Leben und das Lebendige fördert.“

Planung, Umsetzung und Begleitung
Im rund hundertminütigen Gottesdienst nahmen Interpretationen der Chöre der Thomaskirche und Christuskirche (Cmjaor7) unter Leitung von Dr. Andreas Mittmann und Tim Lang breiten Raum ein. Ebenso der Abschnitt „Danksagung“. Bonhoeffer und Rollbühler baten nacheinander viele an der Planung, Umsetzung und Begleitung des Projekts Beteiligte nach vorne in den Altarbereich. Darunter die Architekten Hollenbeck und Maier, der Lichtplaner Dirk Mailänder, Projektsteuerer Wolf R. Schlünz, Bezirksbürgermeister Andreas Hupke und die Küsterin Rachel Gessat. Nach dem Gottesdienst fanden sich zahlreiche Besuchende auf dem Vorplatz der Kirche zusammen, wo der Nachmittag mit zahlreichen Gesprächen bei Speisen und Getränken ausklang.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich