Mehr als 120 Schülerinnen und Schüler aus Köln und der Region haben am letzten Montag im Januar in Köln an der Kindergedenkstätte Löwenbrunnen an die deportierten und ermordeten Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Der Brunnen steht auf dem Erich-Klibansky-Platz, dort war bis Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts der Schulhof der „Jawne“. Sie war ein jüdisches Reformrealgymnasium. Der Brunnen erinnert an mehr als 1.100 jüdische Kinder und Jugendliche aus Köln in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Namen der Kinder befinden sich auf acht Bronzetafeln, die den Löwenbrunnen umgeben.
Begleitet von viel Prominenz aus der Kölner Stadtgesellschaft erinnerten mehrere Schülergruppen der Fritz-Bauer-Gesamtschule St. Augustin, des Schaurte Gymnasiums Köln, der Gesamtschule Mechernich, der Friedrich Ebert Realschule Hürth, des Aggertal-Gymnasiums und der Olympia-Grundschule Köln an viele einzelne Schicksale von jungen, jüdischen Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und teilweise auch umgebracht worden waren. Zu der Gedenkveranstaltung hatten die Kölner Synagogen-Gemeinde, das Katholische Stadtdekanat Köln und der Evangelischen Kirchenverband Köln und Region eingeladen. Verantwortlich für die Organisation waren unter anderem Pfarrerin Ulrike Gebhardt und Schulreferent Dr. Rainer Lemaire.
In einem kurzen Grußwort erinnerte Stadtsuperintendent Rolf Domning an die Bedeutung des Ortes in der Kölner Innenstadt und betonte, dass es auch heute leider immer wieder antisemitische Übergriffe gibt. „Wir müssen die Erinnerung daran wachhalten, als Mahnung davor, wohin Menschenverachtung und Rassismus führen. Es ist für mich ein Gebot der Bibel, alle Menschen zu achten als Ebenbilder und Geschöpfe Gottes. Deshalb bin ich auch hier, weil wir etwas dafür tun müssen, dass sich Geschichte nicht wiederholt“, sagte Pfarrer Rolf Domning. Er würdigte die Arbeit des Arbeitskreises „Lern- und Gedenkort Jawne“, der an dem historischen Ort einen Galerieraum mit Ausstellungen, pädagogischen Projekten sowie Kultur- und Gedenkveranstaltungen anbietet.
Auch die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Isabella Farkas aus dem Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und der Kölner Rabbiner Yechiel Brukner erinnerten an die Gräueltaten der Nationalsozialisten und mahnten auch die Schülerinnen und Schüler, das Erinnern wach zu halten und sich dafür einzusetzen, dass solche Taten nie wieder geschehen. Aber auch eine Premiere hielt die Gedenkfeier für die vielen Besucherinnen und Besucher bereit. Der neue Kantor der Synagogen-Gemeinde, Mordechay Tauber, stimme bei seinem ersten Auftritt außerhalb der Kölner Synagoge Psalm 110 an und faszinierte mit seiner Stimme Jung und Alt. Mit einem Gebet schloss Stadtdechant Msgr. Robert Kleine die Gedenkstunde.
Doch leider hatte der Tag der Erinnerungen noch einen unschönen Nachklang. Unbekannte hatten das Hinweisschild, das den Weg zur Jawne und dem Löwenbrunnen zeigt, abgerissen und weggeworfen. Aufmerksame Nachbarn hatten es gefunden und zurückgebracht. Ob diese Tat einen politischen Hintergrund hat, ist nicht bekannt. Aber sie zeigt, dass die Achtung vor den Opfern des Nationalsozialismus noch immer nicht bei allen Menschen angekommen ist.
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