Ökumenische Erfahrungen standen im Mittelpunkt des Einführungsgottesdienstes für den neuen GMÖ-Pfarrer Helmut Müller
Seine neue Gemeinde ist etwas Besonderes: „eine gemeindeübergreifende Gemeinde – etwas für Fortgeschrittene“. So beschrieb Superintendentin Almut van Niekerk die Pfarrstelle, in die sie den Theologen Helmut Müller am Sonntag in Bergisch Gladbach-Herkenrath eingeführt hat: den Gemeindedienst für Mission und Ökumene (GMÖ) Köln-Bonn. Der GMÖ Köln-Bonn, einer von sechs dieser Dienste in der Evangelischen Kirche im Rheinland, fördert die internationalen Beziehungen in sieben Kirchenkreisen und ihren Gemeinden: An der Agger, Bad Godesberg-Voreifel, Bonn, Köln-Mitte, Köln-Nord, Köln-Rechtsrheinisch und An Sieg und Rhein.
Ökumenische Partnerschaften stehen im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt von Müllers Dienst stehen ökumenische Partnerschaften zu Kirchen und ihren Gemeinden – zum Beispiel in Namibia, Indonesien, dem Kongo. Ökumenische Kontakte machen reich, weiten den Horizont, stecken im Glauben an, so das Selbstverständnis im GMÖ. Zugleich gibt es Unterstützung bei den Schwierigkeiten, mit denen die Partnerkirchen zu kämpfen haben. So sprach Pfarrer Müller in seiner Predigt den von Gewalt geprägten Alltag der Menschen in der Demokratischen Republik im Kongo an; die Kirchenkreise Köln-Rechtsrheinisch und Kalungu sind partnerschaftlich verbunden. Zu den Ursachen der Gewalt zähle „paradoxerweise gerade der Reichtum des Landes. Rivalisierende Rebellentruppen kämpfen erbittert um Diamanten und Rohstoffe wie Coltan, Cobalt und Gold.“
Und so beklagt der Superintendent in Kalungu, dass seinen Gemeindemitgliedern die Glaubenskraft verloren gehe. Hat Gott sie verlassen? Vertrauen auf Veränderung schwinde. Hoffnung darauf, die katastrophale Situation zu meistern, sinke, Dem setzte Pfarrer Müller die Bibelstelle entgegen, die der Gottesdienst an diesem Sonntag wie auch der vergangene Kirchentag in Dortmund zum Thema hat: Vertrauen. Genau heißt es im Hebräer-Brief 10,35: „Werft Euer Vertrauen nicht weg, es bringt großen Lohn mit sich.“
„Vertrauen lässt sich nicht verordnen, aber einüben“
Vertrauen lasse sich nicht verordnen, räumte Müller ein. Aber: „Vertrauen lässt sich miteinander einüben. Unsere Partnerschaften sind dafür ein phantastisches Lernfeld.“ Dabei hat der Theologe soeben bei einer Partnerschaftskonsultation in Namibia erlebt, wie Vertrauen wächst – und doch wieder plötzlich erschüttert wird. Als deutsche und namibische Seite in getrennten Arbeitsgruppen weiterberaten sollten, entstand auf namibischer Seite die Angst, die weißen Partner würden den Einheimischen doch etwas überstülpen. „Alte Wunden der Kolonialzeit, der Apartheid, Minderwertigkeitsgefühle brachen von einer Minute zu nächsten neu auf.“ Vertrauen nicht weggeworfen: Am Ende hielt das Vertrauen zueinander; eine gemeinsame Leitschnur für die partnerschaftliche Zusammenarbeit kam zustande.
Über Helmut Müller
Müller (59) stammt aus Mönchengladbach. Nach seinem Theologiestudium in Münster, Tübingen und Heidelberg kam er nach Oberhausen – zunächst als Vikar, bis zuletzt als Gemeindepfarrer. Fast drei Jahrzehnte war er in der Evangelischen Markus-Kirchengemeinde Oberhausen tätig. Ökumene, Flüchtlinge und Musik – diese besonderen thematischen Leidenschaften bringt Helmut Müller nun weiter ein als GMÖ-Pfarrer.
Der GMÖ insgesamt ist im Umbruch, steht vor einer Umstrukturierung, daran erinnerte in einem Grußwort am Sonntag Pfarrerin Ursula Thomé, GMÖ-Kollegin von Müller im Westlichen Ruhrgebiet. Pfarrerin Editha Royek, die Vorsitzende des Kuratoriums des GMÖ Köln-Bonn, versichert allerdings: „Was bleiben wird, ist die Zuständigkeit für sieben Kirchenkreise und deren Partnerschaften.“
Foto(s): Anna Neumann