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Zweiter Beginenhof in Köln geplant

In Köln soll ein zweiter Beginenhof entstehen. Die Planungen sind jetzt so weit fortgeschritten, dass Lisa Frohn vom Vorstand des Vereins „Beginen Köln e.V.“ zu einer ersten öffentlichen Informationsveranstaltung in die Melanchthon-Akademie einladen konnte. Gemeinsam mit den Beginen Petra van Brakel und Christiane Sträter stellte sie das Wirken des Vereins und das Wohnkonzept im ersten Hof in Widdersdorf vor.

Im Dezember 2013 bezogen die ersten Beginen das dreigeschossige Gemeinschaftshaus an der Straße „Unter den Linden 119“ im Neubaugebiet Widdersdorf-Süd. Vier Jahre hatten Planung und Bauzeit in Anspruch genommen. Die entstandenen 27 Wohnungen sind zwischen 40 und 75 Quadratmeter groß, jede ist barrierefrei. Je ein Drittel sind Eigentums-, Miet- und öffentlich geförderte Wohnungen. Der Beginenhof verfügt außerdem über einen 120 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum, einen „Raum der Stille“ und eine Gartenanlage. „Individualität in Gemeinschaft“ ist der Leitgedanke des Wohnprojekts von Frauen für Frauen.

„Selbstverantwortung ist unser Ansatz“
Um den Beginenhof unabhängig führen zu können, wurde 2011 eine Genossenschaft gegründet. „Selbstverantwortung ist unser Ansatz“, betonte Lisa Frohn, die vor einem Jahr die „Werkstatt für Alterskultur“ im Internet gründet hat und mit einem Blog Interessierte über das soziale und kulturelle Engagement auf dem Laufenden hält.

Beginen-Kultur hat in Köln Tradition
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Übergabe eines Hauses an eine Beginengemeinschaft im Jahr 1223. Im Mittelalter kamen in diesen Gemeinschaften gebildete religiöse und sozial engagierte Frauen zusammen, die ein selbstbestimmtes Leben jenseits von Ehe und Kloster suchten. Anders als in anderen deutschen Großstädten sind die Kölner Beginen religiös nicht festgelegt. In Widdersdorf leben Christinnen, Buddhistinnen und Atheistinnen unter einem Dach. Allen gemeinsam ist der Wunsch nach einem Leben in einer Gemeinschaft.

Der zweite Kölner Beginenhof
Aus dem Beginen-Planungskreis hat sich eine Gruppe herausgebildet, die sich in verschiedene Arbeitsgruppen geteilt hat. Ein erstes Gespräch der „AG Objektsuche“ hat kürzlich mit der Stadt Köln stattgefunden. Noch wird darüber nachgedacht, ob es ein Neubau wie in Widdersdorf sein soll, oder ein Umbau im Bestand. Vorbild für die Kölner Beginen sind die Essener, die ein leer stehendes Behördengebäude übernahmen und darin einen Bereich für pflegebedürftige Frauen eingerichtet haben. Denkbar ist derzeit auch der Aufbau einer Demenz-WG.

Beginen schaffen Arbeitsplätze
Nach Eröffnung des ersten Beginenhofes schnellten die Mitgliedszahlen des Vereins sprunghaft in die Höhe. Bislang kümmern sich die Beginen selbst um die Belange ihres Wohnprojekts. Sie nehmen lediglich einen Hausmeisterservice und eine Unternehmensberatung für die Vereinsführung und die Genossenschaft in Anspruch. Bei einer weiteren Expansion wird das ehrenamtliche Engagement an seine Grenzen stoßen. Dann werden Arbeitsplätze geschaffen werden müssen.

Eigeninitiative statt Versorgungsanspruch
Einer Erwartung erteilte Frohn eine deutliche Absage: „Wohnen im Alter wird oft mit Versorgung gleichgesetzt. Voraussetzung, um in den Beginenhof einziehen zu können, ist aber, dass die Bewohnerin in der Lage ist, ein selbstständiges Leben zu führen.“ Von jeder Einzelnen hänge die Gestaltung des neuen Beginenhofes ab, so die Referentin. Und es zeichne sich bereits jetzt ab, dass dessen Bewohnerinnen jünger und größtenteils noch berufstätig sein werden.

Der Beginen-Verein
Petra van Brakel und Christiane Sträter wohnen (noch) nicht im Beginenhof, sie engagieren sich aber für den Verein. Seit Eröffnung des Hofes in Widdersdorf finden dort, da es sich auch um den Vereinssitz handelt, die meisten Angebote statt. Der Raum „Beginenfenster“ an der Markmannsgasse 7 in der Kölner Altstadt ist ein weiterer Ort. Dort wird am Freitag, 23. September, 13 Uhr, eine Bilderausstellung in Zusammenarbeit mit dem Integrationshaus in Kalk eröffnet.
Jede Veranstaltung wird von den Beginen in Eigenregie gestaltet, indem sie ihre vielfältigen Fähigkeiten mit einbringen. Die Bereitschaft dazu ist unerlässlich und im Leitbild fest verankert.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert