Gleich zwei Jubiläen standen in Bickendorf auf der Tagesordnung. Die Epiphaniaskirche wurde am 1. Advent 1965 eingeweiht, die umfassende Renovierung 2015 abgeschlossen. Und zur Feier des Tages wurde die Kirche auch noch als stadtteilprägendes Gebäude in den Bickendorfer Kulturpfad aufgenommen. Vor dem Festgottesdienst mit Pfarrerin Kristina Tsoleridis und Pfarrer Nico Buschmann wurde die entsprechende Tafel sozusagen „enthüllt“. Sie steht hinter einem Schaufenster im Inneren der Kirche und ist so vor äußeren Einwirkungen geschützt.
Der Stadtteilhistoriker und -führer würdigte die Kirche in einem kurzen Statement: Die Epiphaniaskirche nimmt in Bickendorf eine geographische Randlage ein zwischen Erlenweg und der Bahnlinie der HGK. Ihr ursprünglicher Bau hinterließ bei Vorbeikommenden einen eher introvertiert wirkenden Eindruck. Das änderte sich 2015 mit dem vorgesetzten gläsernen Vorbau. Damit wurde eine Öffnung des Sakralbaus zum Vorplatz und darüber hinaus zu Bickendorf erreicht. Auch der Glockenturm trug mit zur Wahrnehmung des Gebäudes als Kirche bei.
Sauer-Orgel aus dem Jahr 1938
Inzwischen haben die Bickendorfer und Bickendorferinnen die Epiphaniaskirche auf dem Schirm. Auf der Tafel ist ein Foto der „alten“ Epiphaniaskirche zu sehen. Gewürdigt die dort in einem kurzen Text auch die ursprüngliche, von Paul Olpp als „Saalbau in Skelettbauweise“ konzipierte Architektur, die aus geologischer Sicht in der „Bickendorfer Mulde“ steht, einem „alten Rheinabfluss nach der letzten Eiszeit.“ Auch der Umbau durch das Architekturbüro Lepel und Lepel ab 2015 ist in dem Text von ausführlich beschrieben. Die Architekten fügten einen gläsernen Anbau hinzu, der ein neues Foyer mit Café beherbergt, und errichteten einen freistehenden Glockenturm, der ursprünglich bereits in den 1960er Jahren geplant war, aber erst vor zehn Jahren gebaut wurde.
Ein besonderes Highlight der Epiphaniaskirche ist die Sauer-Orgel aus dem Jahr 1938, die ursprünglich in der Markuskirche stand und 1999 in die Epiphaniaskirche umgesetzt wurde. Den Text auf dem Schild haben Uta Walger, Pfarrerin im Ruhestand, und Presbyter Gunnar Mertens zusammen mit Mitgliedern des Kulturpfads geschrieben. Der Pfad verfolgt das Ziel, „ortsbildprägende und identitätsstiftende Gebäude in Text und Bild lebendig werden zu lassen“, wie Uli Voosen erklärte. Derzeit sind 22 Gebäude mit einer Tafel versehen. Darunter jetzt auch die Dreifaltigkeitskirche in Ossendorf, das wie Bickendorf auf dem Gebiet der neuen Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld liegt, die nach Fusionen geographisch den Stadtbezirk Ehrenfeld abbildet.
Schlichter Saalbau mit Glockenturm
Die Dreifaltigkeitskirche wird ebenfalls eine Info-Tafel gewürdigt. Allerdings handelt es sich um eine ehemalige Kirche, denn sie ist seit 2019 entwidmet und mittlerweile zu einem Aikido-Zentrum umgebaut. Die Dreifaltigkeitskirche, so ist dem Schild zu entnehmen, wurde 1960/61 als „schlichter Saalbau mit Glockenturm“ nach Plänen des Architekten Georg Rasch gebaut. Das Grundstück hat eine bemerkenswerte Geschichte: Bis 1849 stand ganz in der Nähe die erstmals um 1400 erstmals erwähnte Barbara- beziehungsweise Margarethakapelle, die der Zuckerfabrikant Emil Pfeifer 1840 mit dem dazugehörigen Friedhof und dem Gut Frohnhof erwarb, um hier seine erste Zuckerfabrik in Betrieb zu nehmen. Die wurde 1909 allerdings schon wieder dem Erdboden gleichgemacht.
Zurück zu Bickendorf: In seiner Predigt während des Festgottesdienstes nannte Pfarrer Buschmann die Epiphaniaskirche „einen wunderschönen Raum, der offen, flexibel und wandelbar ist“. Eines sei die Kirche indes nicht: Heilig. Steine, Mörtel, Rohre seien Materialien, teils von Menschen geschafft, auf jeden Fall von ihnen zusammengefügt.
Kirchen wie Pilze aus dem Boden geschossen
Die Urchristen hätten keine Kirchen gekannt. Die hätten sich auf der Straße oder privat getroffen. Im Jahr 313 erließ Kaiser Konstantin das Edikt von Mailand, das das Christentum entkriminalisierte und den römischen Bürgern „die Freiheit zusprach, die Religion ihrer Wahl auszuüben und ihre besondere Art der Anbetung auszuüben“. Danach seien Kirchen wie Pilze aus dem Boden geschossen, so Buschmann. Die Epiphaniaskirche sei ein Ort, an dem man man selbst sein dürfe. Das merke man beim etwa beim Konfi-Ball, bei dem gefeiert werde, was das Zeug halte.
Früher mussten sich die Menschen den Kirchenräumen anpassen. Heute passten sich die Kirchen den Menschen an und dem, was gerade dran sei. Die Epiphniaskirche werde nicht durch Material heilig, sondern durch die Menschen, die sich dort begegneten. Die Steine allerdings, so Pfarrerin Kristina Tsoleridis, könnten viel erzählen. Tun sie aber nicht. Deshalb ermunterte Tsoleridis die Gäste im Gottesdienst, einander über ihre Geschichten aus der Epiphaniaskirche zu berichten. Da gab es viel zu erzählen.
Foto(s): Kristina Tsoleridis