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Zwangsarbeit: Verantwortung und Versöhnung – Abschluss des Begegnungs- und Versöhnungsprojekts der EKiR

Zum Abschluss des Begegnungs- und Versöhnungsprojekts der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus der Ukraine zieht Landeskirchenrat i.R. Jörn-Erik Gutheil eine positive Bilanz: „Das Begegnungs- und Versöhnungsprojekt der Evangelischen Kirche im Rheinland ist ein Erfolg. Sein Ziel, Verantwortung sichtbar wahrzunehmen und Schritte der Versöhnung einzuleiten, ist erreicht worden. Die mit dem Projekt verbundene Absicht, zivilgesellschaftliche Entwicklungen zu unterstützen, bleibt als Aufgabe“, schreibt Gutheil.
Der Theologe betont, dass das Projekt zwar jetzt ende, aber die EKiR ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter weiterhin finanziell unterstütze. Gutheil ist erst vor kurzem aus der Ukraine zurückgekehrt, wo er ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter besucht hat. Deren Familien haben oft erst im Zusammenhang mit dem Kontakt ins Rheinland davon erfahren, wo sich die „Babuschka“ oder der „Deduschka“ in der Zeit der deutschen Okkupation ihrer Heimat aufgehalten hat. Auf besonderes Interesse sei das in den Familien kaum gestoßen, bedauert Gutheil. Für die Opfer der Lager und der Zwangsarbeit, die teilweise in Verbänden organisiert sind, ist die offizielle Anerkennung erst vor wenigen Jahren erfolgt. Ihr Schicksal bleibt jedoch weitgehend ausgeblendet und ohne ausreichende staatliche Förderung. Gerade für die junge Generation sei sie längst Geschichte.

Dem wirkt unter anderem die Ausstellung „Dienen unter Zwang“, die Jugendliche im Rheinland mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus der Ukraine erarbeitet haben, entgegen. Sie wird wiederholt von Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Belarus, Russland und der Ukraine gezeigt. Immer wieder kommen betagte Frauen und Männer, die in unterschiedlichen Vereinigungen organisiert sind, und erzählen, oft in deutscher Sprache, was ihnen widerfahren ist. Ihre Berichte lösen bei den Studentinnen und Studenten Nachfragen aus, wecken Interesse an der Arbeit von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und den Möglichkeiten eines internationalen Freiwilligendienstes, berichtet Gutheil.

Im August 2000 hatten die EKiR und ihre Diakonie eine Studie zur Erforschung der Zwangsarbeit in ihren Einrichtungen in Auftrag gegeben. Diese Studie, mehrere Begegnungen in der Ukraine und im Rheinland, eine Ausstellung und Dokumentation sowie die Teilnahme am Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln 2007 und die Einbeziehung der Freiwilligendienste von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste haben das Projekt als einzigartiges Beispiel innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland profiliert.

Weitere Infos
Als Buch: Uwe Kaminsky: Dienen unter Zwang. Studien zu ausländischen Arbeitskräften in Evangelischer Kirche und Diakonie im Rheinland während des Zweiten Weltkriegs, 2. Auflage Bonn 2002 (mit einem Beitrag von Ulrike Winkler), 318 Seiten, 14 Abbildungen, ISBN 3-7749-3129-1, €18
Mehr zu der Studie hier: http://www.ekir.de/ekir/229_13197.php

Im Internet: Bericht von Landeskirchenrat i.R. Jörn-Erik Gutheil zum Abschluss des Begegnungs- und Versöhnungsprojekts der Evangelischen Kirche im Rheinland, hier: http://www.ekir.de/ekir/229_54397.php

Text: EKiR
Foto(s): EKiR