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Zum Rat der Religionen in Köln – eine Erklärung des Stadtsuperintendenten Ernst Fey

Rund 30 Prozent der in Köln lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund – das bedeutet, dass mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren wurde. Die Zahl der in Köln praktizierenden Religionsgemeinschaften ist groß. Viele von ihnen führen schon seit Jahrzehnten regelmäßige Gespräche miteinander, andere begegnen sich bisher nur selten, ein regelmäßiger Austausch zwischen ihnen findet nicht statt. Das soll sich nun ändern: Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma hatte am 24. Mai 2006 zur ersten Tagung des „Rats der Religionen“ eingelden – 20 verschiedene Religionsgemeinschaften sollen an diesem ersten Treffen teilnehmen, darunter natürlich auch der Evangelische Kirchenverbnad Köln und Region, vertreten durch obersten Repräsentatnten, Stadtsuperinmtendent Ernst Fey. Der begrüßte schon im Vorfeld die Initiative des Oberbürgermeisters in einer Presseerklärung:


„Schon seit mehreren Jahren ist es dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region ein großes Anliegen, die Kommunikation und Vernetzung zwischen Synagogen, Moscheen, Kirchen und weiteren Religionsgemeinschaften sowie der Kommune auf repräsentativer Ebene zu etablieren. Deshalb begrüßt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region die Initiative des Kölner Oberbürgermeisters, Herrn Fritz Schramma, die jeweiligen Repräsentanten zu einem Rat der Religionen für die Stadt einzuladen.
Es ist deutlich, dass wir in Köln schon jetzt und auf Zukunft hin gesehen mit Gläubigen verschiedener Religionen zusammenleben werden. Wir gehen davon aus, dass jeder Religionsgemeinschaft das gerechte und friedliche Zusammenleben in dieser Stadt ein hoher zu schützender und zu schaffender Wert ist. Deshalb halten wir eine bessere, direkte Vernetzung – und möglicherweise eine gemeinsame Stimme – für Gerechtigkeit und Respekt auf repräsentativer Ebene für einen wichtigen Beitrag, der die vielen bestehenden Initiativen in den Gemeinden und Bezirken wertschätzt, ergänzt und Mut macht zu weiteren Schritten.

Dass ein Rat der Religionen auch in Krisensituationen (ein internationales Beispiel ist der Anschlag auf die Londoner U-Bahn) zu größerer Transparenz, Solidarität und Vorurteilsabbau der Einwohner untereinander und bei den Akteuren der Kommune beitragen kann, haben wir beim Interfaith Council unserer Partnerstadt Liverpool unmittelbar miterleben können.

Alle Religionsgemeinschaften, insbesondere Synagoge, Kirche und Moschee, und auch die Kommune haben aus verschiedenen Gründen und Perspektiven mit dem Themenfeld Migration, Flucht, Einwanderung, Integration zu tun. Ihre Mitglieder leben als Einheimische, ehemals oder neu Eingewanderte in dieser Stadt. Die Religionsgemeinschaften sind mit unterschiedlichen Rechten und Privilegien ausgestattet, leben als Mehrheiten oder Minderheiten in dieser Stadt. Deshalb verstehen wir einen Kölner Rat der Religionen auch im Kontext der Integrationsoffensive des ehemaligen Integrationsbeauftragten des Landes, in allen großen Städten in NRW Räte der Religionen zu etablieren, um damit einer Kultur des gegenseitigen Lernens und des respektvollen und gerechten Miteinanders Vorschub zu leisten.

In Zeiten, in denen die Anziehungskraft von fanatisiertem Radikalismus und die Gefahr des Missbrauches von religiösem Eifer vielen Religionsgemeinschaften Sorge bereiten, verstehen wir einen Rat der Religionen in Köln auch im Sinne der weltweiten Dekade des ökumenischen Rates zur Überwindung von Gewalt, der von uns unterzeichneten Charta Oecumenica und der von Juden, Christen und Muslimen gemeinsam verantworteten Initiative „Weißt Du, wer ich bin“ als Lernort für konstruktive Begegnungs- und Streitkultur.“

Tipp
Die gemeinsam vom Rat der Religionen verabschiedete Erklärung ist hier nachzulesen.

Text: Fey
Foto(s): Pressestelle