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Zum Auftakt der neuen Ausstellungsreihe „Kunst im Seniorenzentrum Michaelshoven“ werden Skulpturen des Bildhauers Hans-Günther Obermaier präsentiert

Das Restaurant des Seniorenzentrums Michaelshoven der Diakonie Michaelshoven e.V. im Kölner Süden wurde schon in der Vergangenheit für Ausstellungen genutzt. Da diese jedoch äußerst sporadisch stattgefunden haben, trägt die nun eröffnete Reihe mit Präsentationen bildender Kunst zu Recht das Etikett neu. „Kunst im Seniorenzentrum Michaelshoven“ ist sie betitelt. Mit ihr möchte die Einrichtung einerseits Kunst zu den „nicht mehr so ganz Mobilen holen“, wie Ria Nagel formuliert. Andererseits, so die Leiterin des Seniorenzentrums Michaelshoven, sollen sich neben den hier wohnenden Menschen auch Gäste mit den Werken auseinandersetzen können. „Wir laden alle Interessierten in unser Haus ein. Jede und jeder von ihnen hat seine eigene Vorstellung von Seniorenhäusern und von Senioren, die dort leben. Erst im Austausch stellt man fest, ob diese Vorstellungen auch der Realität entsprechen“, bitten Nagel und Team die „Mobilen“ zu einer Begegnung mit Kunst und zugleich „mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern“.

Obermaier initiierte das erste „Künstleratelierhaus“ in Rodenkirchen
Zum Auftakt bespielt der Bildhauer Hans-Günther Obermaier, Jahrgang 1943, das lichtdurchflutete Restaurant. An dessen beiden Kopfenden sowie mittig hat er eine Auswahl von Arbeiten aus den letzten zwölf Jahren platziert. Gebürtig im oberbayerischen Kirchdorf, lebt Obermaier seit Jahrzehnten in Köln. In Köln-Meschenich befindet sich nicht nur seine Wohnadresse. Dort initiierte er 1973 auch das erste „Künstleratelierhaus“ der Gemeinde Rodenkirchen. Es ist zugleich wohl das älteste seiner Art in Köln, denn 1975 wurde das Gemeindegebiet der Stadt zugeschlagen. In der „Dorfschule Meschenich“ betreibt der Bildhauer, dessen Oeuvre zudem Malerei, Grafik und (kinetisch-surreale) Objektkunst umfasst, noch heute sein „zentrales“ Atelier. Seit 1980 kann man ihn in den Sommermonaten auch im Eifelort Hauroth antreffen. Sein dortiger Werkraum, so Obermaier, sei sehr geeignet für die nicht ganz so leisen Arbeitsschritte, etwa den Einsatz von Säge und Schleifwerkzeug.

Schwerpunkt des Künstlers ist die Holzbildhauerei
Auch wenn Obermaier immer mal wieder Skulpturen oder Plastiken in Bronze fertigt – sein Schwerpunkt liegt, insbesondere seit 1989, auf der Holzbildhauerei. Verwendung finden heimische Edelhölzer, unter anderem Wildkirche, Linde, Eiche und Mooreiche. Aus diesen entwickelt Obermaier weitgehend figürliche, zumeist fein geschliffene Arbeiten in realistischer Manier, Rund- wie Wandskulpturen. Ihre Größe reicht vom kleinen bis zum lebensgroßen Format. Nicht selten kontrastiert er wirklichkeitsnahe Gestaltung mit abstrakten Elementen. Besuchenden der Schau in Michaelshoven begegnet etwa der „Babelturm“, aus dessen tatsächlich angekokelter Mauerkrone auch farblich akzentuierte Flammen heraus schlagen und eine grüne Rauchwolke verursachen. Daneben hängt das Triptychon „Vom brennenden Dornbusch“, dessen Struktur – naheliegend – unter anderem Dornenzweige bestimmen.

Wesen, das zugleich Frau und Nixe ist
Kennzeichnend für Obermaiers Kunst ist eine tiefgehende Beschäftigung mit mythischen Themen. In ihr finden sich immer wieder archaische wie klassische Göttinnen und Götter behandelt. Mit Rückgriffen auf diese Traditionen will Obermaier „das Wesen meiner Bildvorstellung von weiblicher Anmut und Fruchtbarkeit sowie männlicher Kraft und Stärke unterstreichen“. Zwei lebensgroße, sinnlich-anmutig geformte Figuren innerhalb der Schau im Seniorenzentrum belegen seine besondere Inspiration durch das Keltentum. Da ist zum einen die „Melusine mit Zwillingen“. Die keltische, sagenhafte Göttin der Zwischenwelt charakterisiert Obermaier als Wesen von zugleich Frau und Nixe, das je einen Fisch im Arm trägt. Zum anderen steht eine „Arduinna“ vor uns. An die Brüste der keltischen Schutzgöttin des Waldes schmiegen sich zwei Rehkitze.

Kleine Marilyns und Napoleons
Freuen dürfen sich die Besuchenden auch auf die vergleichsweise kleinen, dennoch nicht weniger fein wie intelligent gestalteten Figuren von „Marilyn“, „Napoleon“ sowie „Charles Darwin“, dem Obermaier die Gesichtszüge eines Affen verliehen hat. Aus 2004/05 stammt die Reihe mit Repräsentanten von Religionen und Kulturen. Aufgenommen finden sich unter anderem ein Shinto-Priester, buddhistischer Lama, Ajatolla, Metropolit, Kardinal, Inka-Priester – und ein evangelischer Pastor. Die zwölf in sich ruhend wirkenden „Würdenträger“ sind im Restaurant des Seniorenzentrums im Kreis angeordnet. Ihre Körper hat Obermaier in kubischer Form geschnitten, dagegen sind die Köpfe mit dem jeweiligen Schmuck realistisch gearbeitet.

Kunst bewirkt Veränderung im Lebensraum der Bewohner
„Mit Ausstellungen wie der von Hans-Günther Obermaier integrieren wir Kunst in den Lebensalltag unserer Bewohnerinnen und Bewohner – übrigens ist der jüngste 44 Jahre alt. Wir bieten ihnen die Möglichkeit, die Arbeiten jeden Tag neu zu entdecken“, so Nagel. „Und das unabhängig von umständlichen Anreisen, begrenzenden Öffnungszeiten und wechselnder Tagesform.“ Laut Nagel bewirke die Kunst eine Veränderung des Lebensraumes der Bewohnenden. Gleichzeitig könne dadurch eine Veränderung von Sichtweisen, eine Erweiterung der Horizonte erreicht werden. Bereits in den ersten Tagen der Obermaier-Schau habe sie feststellen können, dass selbst Bewohnende des Hauses, die dem Projekt zuvor verhalten gegenüber gestanden hätten, „das Ganze jetzt positiv sehen“. Ebenso Früchte trage die Idee, über die Kunst Gäste ins Haus zu holen. „Es sind bereits einige Besuchende ausdrücklich wegen der Ausstellung ins Seniorenzentrum gekommen.“

Nächste Präsentation im Juli 2010
In der Reihe „Kunst im Seniorenzentrum Michaelshoven“ sind bis auf weiteres jährlich drei Präsentationen vorgesehen. Zur nächsten Vernissage wird voraussichtlich im Juli gebeten. Das Gesamtkonzept verfolgt eine große Bandbreite in den künstlerischen Techniken. Mindestens soll das Spektrum Malerei, Graphik, Bildhauerei und Fotografie umfassen. Dafür streben Nagel und Team Kooperationen mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Region an. „Das können renommierte Kunstschaffende sein, ebenso jüngere, aufstrebende aus Köln und Umland“, wie die Leiterin betont. Man sei dankbar für die Bewerbung von Interessierten. Voraussetzung sei unter anderem, „dass sich die Betreffenden mit unseren Ideen identifizieren können“. Die Kontaktaufnahme wird erbeten über Marion Schreeck, zuständig für Marketing und Vertrieb: M.Schreeck@Diakonie-Michaelshoven.de. Darüber hinaus wünscht sich Nagel Kontakt zu „kreativen Menschen, die ehrenamtlich mit den Bewohnenden bildkünstlerisch oder kunsthandwerklich arbeiten möchten“.

Die Öffnungszeiten
Die Ausstellung im Restaurant des Seniorenzentrums Michaelshoven, Pfarrer-te-Reh-Straße 8, Köln-Rodenkirchen/Michaelshoven, ist bis zum Sonntag, 30. Mai, täglich von 10 bis 18 Uhr zugänglich.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich