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Zum Auftakt der Interkulturellen Woche(n) sprachen unter anderm Kölns Oberbürgermeister und der Evangelische Stadtsuperintendent

Einig waren sich eigentlich alle: Köln ist auf einem guten Weg, was das Miteinander der Kulturen angeht. So äußerten sich jedenfalls alle auf der Bühne des Klaus-von-Bismarck-Saales des WDR bei der Auftaktveranstaltung zur 23. Interkulturellen Woche in Köln. Das Programmheft ist als pdf-Datei im Internet hier, in der Informationsstelle an der Antoniterkirche, Schildergasse 57, oder im Domforum, Domkloster 3 erhältlich. Es umfasst 235 Veranstaltungen. Deshalb wurden in diesem Jahr erstmals aus einer Interkulturellen Woche zwei Wochen, sonst hätte es einfach zu viele Terminüberschneidungen gegeben.


„Von jenen lernen, die zu uns gekommen sind“
Wolfgang Schmitz, WDR-Hörfunkdirektor, nannte den Klaus-von-Bismarck-Saal, intern „KVB-Saal“ genannt, einen „ausgezeichneten Ort für den Auftakt zur Interkulturellen Woche. „Musiker aus 30 Nationen machen oft genug auf dieser Bühne Musik.“ In Köln erlebe man das interkulturelle Zusammenleben als spannendes Miteinander, das man auch schütze. Vor allem der Widerstand gegen den so genannten „Anti-Islamisierungs-Kongress“ von „proKöln“ habe in Köln eine sehr „eigene Duftnote“ gehabt. „In dieser Stadt setzt man oft die rheinische Leichtigkeit des Seins gegen den preußisch erhobenen Zeigefinger.“ Schmitz bedauerte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel auch für das neue Kabinett keinen Integrationsminister und keine Integrationsministerin ernannt habe. Der frisch gewählte Oberbürgermeister Jürgen Roters nahm den Faden auf. Auch er hat sich ein Integrationsministerium gewünscht. „Aber wir müssen es nehmen, wie es ist.“ Immerhin habe man aus Berliner Regierungskreisen Hinweise darauf erhalten, dass man in Sachen Integration eine Zusammenarbeit mit den Kommunen anstrebe, sagte Roters, und weiter: „Wir müssen uns um die Integration vor Ort kümmern, von Mensch zu Mensch, nicht nur in Prospekten auf Hochglanzpapier. Die Kommunen brauchen Geld vom Bund, um ihren Integrationsbeitrag zu leisten. Gerade in den größeren Städten wird hier oft sehr gute Arbeit geleistet.“ Natürlich bekam Köln ein Sonderlob aus dem Mund des Oberbürgermeisters: „Die interkulturellen Aktivitäten in Köln sind bundesweit Spitze. Aber wir sind noch nicht gut genug. Es gibt auch vereinzelte soziale und ethnische Desintegrationsprozesse.“ Die Einbindung von integrativer Arbeit in das kulturelle Schaffen hält Roters für „ganz hervorragend“. Nicht zuletzt aus diesem Grund dürfe man die kulturellen Mittel im Haushalt nicht um 30 Prozent kürzen. „Wir müssen die kulturellen Potenziale und die interkulturellen Intergrationsideen zusammenfassen. Das ist die Zukunft“, so der OB, der sich beeindruckt zeigte von einem Besuch bei der alevitischen Gemeinde: „Da singen junge Menschen mit großer Leidenschaft Volkslieder, wie man es hierzulande nicht erlebt. Da können wir von jenen lernen, die zu uns gekommen sind. Wenn wir feststellen, dass diese Menschen sich um ihre Integration bemühen, sehe ich keinen Grund, ihnen den geduldeten Aufenthalt in unserer Stadt zu verwehren.“

Religionen können sich in Köln „friedlich und auf Augenhöhe begegnen“
Stadtsuperintendent Rolf Domning wurde von Moderator Gualtiero Zambonini, Intergrationsbeauftragter des WDR, nach der evangelischen Unterstützung für die geplante Moschee in Ehrenfeld gefragt. „Für uns, aber auch für alle anderen christlichen Kirchen in der Stadt ist es selbstverständlich, dass wir die Muslime unterstützen bei ihrem Vorhaben, einen würdevollen und angemessenen Ort zu bauen, um ihre Religion zu leben. Sicherlich ist der Dialog mit den Muslimen nicht immer einfach, aber wir können voneinander viel lernen. Sehr gute Gespräche führen wir im Rat der Religionen.“ Der interkulturelle Dialog sei immens wichtig und entscheidend für „unsere Gesellschaft“, so der Stadtsuperintendent, „da wir ja gut miteinander leben wollen.“ Auch die Kölner Friedensverpflichtung habe dazu beigetragen, so der Stadtsuperintendent, dass sich die unterschiedlichen Religionen friedlich und auf Augenhöhe begegneten. Jetzt komme es darauf an, dass dieses Miteinander nicht nur in den Gremien gelebt werde, sondern auch vor Ort. Da sei man auf dem Weg. Domning erinnerte an interkulturelle und interreligiöse Aktivitäten in den Stadtteilen. Demnächst werden auf einem Spielplatz in Ostheim eine Wippe zum Spielen freigegeben. „Da sitzen dann ein Pfarrer, ein Rabbiner und ein Imam auf der Wippe. Das ist doch ein schönes Bild für das Gleichgewicht der Religionen.“ Der Stadtsuperintendent lobte auch den Einsatz der Spielplatzpaten, der „interkulturellen Paten“, die sich engagierten, weil ebenso vielfältig auch die Herkunft der Kinder sei, die auf den Spielplätzen spielten.

Aspekte der Mehrsprachigkeit
Tayfun Keltek, Vorsitzender des Intergrationsrates der Stadt Köln, goss dann noch ein wenig Wasser in den Wein. Es gehe bei der Integration ja nicht allein um den Körper des Menschen. Zu ihm gehörten seine Sprache wie seine Kultur und die Religion. Die Sprache sei oft ein Problem. „Mehrsprachigkeit“, so Keltek, „wird von allen begrüßt. Englisch-Deutsch oder Italienisch-Deutsch ist in Schulen überhaupt kein Problem. Problematisch ist nur Türkisch-Deutsch“. Keltek wünschte sich, dass die Kinder aus Migrantenfamilien neben der deutschen Sprache auch in der Schule die Sprache ihrer Eltern lernen, die ja auch zu Hause gesprochen werde. Er lobte den WDR: „Funkhaus Europa ist das einzige mehrsprachige Programm bundesweit. Da ist der WDR wirklich vorbildlich.“

Interkulturelles im evangelischen Repertoire
Auch Gemeinden und Einrichtungen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region sind an dem Programm der Interkulturellen Woche beteiligt. Beispielhaft seien genannt: „Pena Latinoamericana“ am Samstag, 31. Oktober, ab 20 Uhr in der Lutherkirche, Martin-Luther-Platz 2-4: Tanzen, Singen, Musizieren und Genießen stehen hier unter lateinamerikanischen Vorzeichen auf dem Programm.
Zum Tag der offenen Tür lädt die afrikanische Frauengruppe MWANGAZA für Montag, 2. November, von 14 Uhr bis 17 Uhr in das Kölner Gesundheitsamt, Neumarkt 15-21. Die Frauen stellen berühmte Persönlichkeiten aus ihren Heimatländern in Text, Wort und Bild vor. Die Gruppe trifft sich regelmäßig unter dem Dach des Diakonischen Werkes Köln und Region.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann