Gegenstände können Geschichten erzählen und manche Gegenstände erzählen sogar ganze Lebensgeschichten. Diese Idee steckte hinter den „Herzenssprechstunden“ am Telefon, einem Projekt, das die Nachbarschaftshilfe „Kölsch Hätz“ während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen hat. Dabei haben Pfarrerin Susanne Zimmermann und Diplom-Pädagogin Dorothee Agena mit alten Menschen am Telefon über ihren jeweiligen Herzensgegenstand gesprochen, einem Gegenstand, der in ihrem Leben eine besondere Bedeutung hat oder hatte. Aus der Dokumentation dieses Projektes ist die Foto-Ausstellung „HerzensDinge“ entstanden, die in den Räumen der Erlöserkirche (Derfflinger Straße 9) in Weidenpesch eröffnet wurde. Zu sehen sind dort in 40 Collagen Biografien und Geschichten zum jeweiligen Herzensgegenstand. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die Antoniter Siedlungsgesellschaft, die Unterstützung der Diakonie und der Stadt Köln sowie das Engagement der beteiligten Gemeinden.
„Dinge sind Träger von Erinnerungen und Visionen“
Oft sind es gar nicht die spektakulären oder besonders wertvollen Dinge, die Menschen durch ihr Leben begleiten und damit auch Teil der eigenen Geschichte werden. Das kann ein altes Poesiealbum sein, das zu einem Mutter-Sohn-Album wurde, eine Taufmütze, die seit über 160 Jahren in Familienbesitz ist und schon bei unzähligen Taufen zum Einsatz kam, ein Teddy, den die Liebkosungen vieler Jahrzehnte das Fell und einen Teil seiner Füllung gekostet haben oder eine Keksdose, in der sich kleine Schätze aus einem ganzen langen Leben befinden.
Pfarrerin Susanne Zimmermann begrüßte gemeinsam mit Dorothee Agena Gäste und Mitwirkende und klärte zunächst die Frage „Was sind Herzensdinge?“ Zimmermann beschrieb sie als „Mutmacher“, die nicht nur die Vergangenheit dokumentieren, sondern auch etwas über unsere Zukunft aussagen und zitierte Joseph Beuys, der die doppelte Verwurzelung alles Gegenständlichen so formulierte: „Dinge sind Träger von Erinnerungen und Visionen.“
Karin Nell, die „Mutter der Herzenssprechstunde“, erinnerte an die Anfänge dieser „Biografiearbeit am Telefon“ während der Corona-Pandemie. Sie überreichte als Geschenk eine selbst gestaltete „Herzkammer“ mit dem Buch „Die verlorene Kunst des Heilens: Anleitung zum Umdenken“ von Bernard Lown, ein Werk, das wesentliche Impulse zur Entstehung der Herzenssprechstunden und somit auch der Ausstellung gegeben hatte.
„Ihr habt gezeigt, dass Kirche lebt, auch in schwierigen Zeiten“
Kreissuperintendent Markus Zimmermann nutzte sein Grußwort, in dem er die Bedeutung des Projektes „HerzensDinge“ während der Corona-Pandemie und für den Brückenschlag zwischen den beteiligten Gemeinden Mauenheim/ Weidenpesch, Longerich und NiehlRiehl betonte, auch, um seiner Ehefrau Susanne Zimmermann zum Geburtstag zu gratulieren, ihren Einsatz und ihre Kreativität zu würdigen. „Ihr habt gezeigt, dass Kirche lebt, auch in schwierigen Zeiten“, hob er hervor. Zum Schluss erinnerte Susanne Zimmermann an die sechs Mitwirkenden, die mittlerweile verstorben sind. Vor ihren Fotocollagen wurde zum Andenken eine Kerze angezündet.
Nach dem offiziellen Teil waren die Besucher und Besucherinnen der Vernissage, die von den Intact Singers musikalisch gestaltet wurde, zu einem Sektempfang mit italienischem Fingerfood und Erzählcafé eingeladen. An den Tischen lagen Fragebögen aus, mit deren Hilfe man seinem eigenen Herzensding auf die Spur kommen konnte.
Ab dem 2. Mai ist die Wanderausstellung im AWO Marie-Juchacz-Zentrum (Rhonestraße 5) zu sehen und ab dem 15. Mai macht sie Station in der Evangelischen Kirchengemeinde NiehlRiehl (Brehmstraße 4 – 6).
Foto(s): Priska Mielke