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Die Gruppe der Studierenden, die aus der Ukraine geflohen waren, berichten von ihrer Flucht und struktureller Diskriminierung in Europa. Der Verein "Pamoja" und die Gemeinde "Souls Solution" unterstützt die Studierenden.

„Zuhören und beten“: Gebet der Religionen

Gebete sind gelebter Ausdruck des Glaubens: „Zuhören und beten“ lautete der Titel des diesjährigen „Gebets der Religionen“. Der Titel war Programm – viele verschiedene Religionsvertreterinnen und -vertreter trafen sich mit Gästen in der Neuapostolische Kirche, um am 21.September dem Weltfriedenstag  der Vereinten Nationen gemeinsam für den Frieden zu beten. Am Programm beteiligten sich in diesem Jahr Bahai‘s, Buddhisten und Buddhistinnen, Christen und Christinnen verschiedener Konfessionen sowie Muslime und Musliminnen und Juden und Jüdinnen.

Die ukrainischen und syrischen Geflohenen berichten von sehr unterschiedlichen Flucht- und Aufnahmeerfahrungen. Sie werden vom Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen unterstützt oder arbeiten dort.

Für die evangelische Kirche waren die Superintendentin Susanne Beuth als Vertreterin für die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und Pfarrerin Dorothee Schaper als Vertreterin des Vorbereitungskreises und Moderatorin des Gebetes der Religionen vertreten. Das Gebetshaus der neuapostolischen Kirche, die dieses Jahr gastgebend eingeladen hatte, war voll. Abweichend zu den vorherigen Jahren waren in diesem Jahr Gäste aus Köln eingeladen, um aus eigener Erfahrung von ihren Kriegs- und Fluchterfahrungen zu berichten.

So berichteten Studierende afrikanischer Herkunft, die aus der Ukraine geflohen waren, über ihre desolate Situation und ihre Angst das Land verlassen zu müssen. Die Studierenden werden hier von Pamoja e.V. und dem Soulsolution Center in der Nathanaelkirche begleitet. Sie brauchen eine sichere Aufenthaltsperspektive und die Option ihre Studienabschlüsse hier beenden zu können. Sie verfassten eine eigene Petition an die Bundesinnenministerin ( https://weact.campact.de/petitions/schutzfuralle-gebt-uns-eine-chance), die auch jetzt noch von Unterstützern und Unterstützerinnen unterzeichnet werden kann. Ukrainer und Ukrainerinnen mit ukrainischem Pass erzählten von ihren Sorgen um ihre Verwandten in der Ukraine – berichteten aber auch von ihrer guten Aufnahme in Köln.

Isabel Schayani redet über die Repressionen gegen die Bahai und die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im Iran. Links Pfarrerin Dorothee Schaper.

Ein Geflohener aus Syrien sprach über seinen Weg über die Balkanroute und sein Ankommen in Köln. Isabel Schayani, Journalistin beim WDR und ARD, berichtete über die Situation der Bahai im Iran, die seit einigen Monaten aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit vermehrt von Repressionen betroffen sind. Im Nordosten des Irans wurden ihre Häuser in einem kleinen Dorf staatlicherseits zerstört. Außerdem sprach sie über den Schmerz und den großen Mut in vielen iranischen Städten, der durch den Tod von Mahsa Amini losgetreten wurde.  Weil ihr Kopftuch nicht all ihre Haare bedeckte, wurde die 22-jährige Kurdin durch die Sittenpolizei festgenommen. Kurze Zeit später kam sie in Haft unter ungeklärten Umständen zu Tode.

„Sorgen teilen und in Gebete hineinnehmen“

Oberbürgermeisterin Henriette Reker spricht.

Nach diesen bewegenden Berichten legte die Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihr Manuskript beiseite und sprach frei. Sie dankte für die Nächstenliebe, die die ehrenamtlichen Bürger und Bürgerinnen mit ihrem Engagement in Köln zeigen. Sie betonte, wie sehr die Stadt vom Ehrenamt profitiere.

Der Chor der gastgebenden Gemeinde rahmte die Gebete. Pfarrerin Dorothee Schaper bedankte sich  bei allen Gästen: „Wir müssen uns mehr unsere Geschichten und Sorgen, die jede und jeder von uns in ganz unterschiedliche Weise hat, erzählen, teilen und gemeinsam aushalten und dann in unsere verschiedenen Gebete hineinnehmen – das hat eine andere Dimension als das Schauen und Hören von Nachrichten auf den diversen Bildschirmen.“

Muslime tragen Gebete und Koranverse vor.

Gebetsbeiträge kamen von:

  • Buddhistischer Text (Werner Heidenreich)
  • Bahaigebet zu Universalität  (Gisela Schneider)
  • Muslimischer Beitrag/Gebete und Koranrezitation (Rafet Oeztürk, DITIB und Hanim Ezder BFMF, Mahmood  Malhi, Amadiyyagemeinde)
  • Jüdisches Gebet (Frau Ibrahimova von der liberalen jüdische Gemeinde Gescher lamassoret)
  • Christliches gemeinsames Gebet:  „Vater Unser“ (Superintendentin Susanne Beuth ACK, Stadtdechant Robert Kleine, Diakon Jens Freiwald Stadtdekanat, Erzpriester Constantin Miron, Bernd Skoppek Neuapostolische Kirche)
  • Das Gebet der UN wurde gemeinsam von allen gesprochen

Gebet der Religionen zum Weltfriedenstag

Christen und Christinnen beten das „Vater Unser“.

Jedes Jahr zum Weltfriedenstag am 21. September findet das Gebet der Religionen statt. Alle Religionsgemeinschaften und Organisationen des Rates der Religionen sowie interessierte Kölnerinnen und Kölner treffen sich unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit in einer Kirche, einer Moschee, einer Synagoge, einem Zentrum oder einem Versammlungsraum eines der Mitglieder, um gemeinsam zu beten, sich auszutauschen und sich kennenzulernen. Die Vereinten Nationen (UN) beschlossen seinerzeit am 30. November 1981, den 21. September als internationalen Tag des Friedens („International day of Peace“) auszurufen (http://www.un.org/peaceday). Interessierte sind jetzt schon eingeladen am 21. September 2023 beim nächsten gemeinsamen Gebet der Religionen dabei zu sein.

Ursprung Kölner Friedensverpflichtung

Pfarrerin Dorothee Schaper lädt alle dazu ein, den jeweils anderen zuzuhören und zu beten.

In diesem Jahr verweist der Rat der Religionen ganz besonders auf die Kölner Friedensverpflichtung. Im Jahr 2006 wurde die Kölner Friedensverpflichtung vom Kölner Rat der Religionen, einem freiwilligen Zusammenschluss von Religionsgemeinschaften und Organisationen, die sich für die Förderung des interreligiösen Dialogs und das friedliche, gleichberechtigte Miteinander aller Kölnerinnen und Kölner einsetzen, unterzeichnet. In diesem Dokument wird festgehalten, dass Gewalt und Terror um Gottes Willen nicht sein dürfen. Für ihre Religionen gelte das friedliche Zusammenleben aller Menschen gleich welcher Religion. Weiter verpflichten sich die Unterzeichnerinnen dieses Dokumentes, entsprechende Beiträge zum friedlichen Zusammenleben in der Gesellschaft zu leisten. Als Erstunterzeichner fungierten die Synagogen-Gemeinde Köln, das 
katholische Stadtdekanat Köln, der 
Katholikenausschuss in der Stadt Köln, der evangelische Kirchenverband Köln, die türkisch-islamische Union Köln (DITIB), die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Köln sowie der damalige Oberbürgermeister der Stadt Köln. Das Dokument finden Sie im Internet unter:

Kölner Friedensverpflichtung

Text: Dorothee Schaper/Frauke Komander
Foto(s): Dorothee Schaper