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Worringen: Jubiläumsfeier im „offenen Haus“

„50 Stunden pralles Leben“ verspricht Pfarrer Volker Hofmann-Hanke, wenn die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Worringen das 50-jährige Bestehen der Friedenskirche (Hackenbroicher Straße 59) feiert. Vom Festgottesdienst über den Tanztee bis zur „Stillen Zeit“ am Sonntagmorgen bietet das Jubiläumswochenende vom 25. bis zum 27. Februar Lebhaftes und Besinnliches für alle Altersgruppen.

„Offenes Haus“ als Leitbild
„Unsere Gemeinde versteht sich als ein offenes Haus, in dem verschiedene Interessen- und Altersgruppen gemeinsam glauben und leben lernen“ heißt es auf der Website der Evangelischen Kirchengemeinde Worringen. „Dieses Motto wollten wir auch im Programm zum Jubiläumswochenende umsetzen“ betont Hofmann-Hanke. Nach einer Eröffnungsandacht probt der Projektchor für den Festgottesdienst, abends können sich Kinder bei einer Lesenacht in die Welt der Bücher entführen lassen. Menschen aus der 50-jährigen Geschichte der Gemeinde werden beim großen Festgottesdienst am Samstag, 26. Februar, erwartet. „Besonders bewegend“, so Hofmann-Hanke, „finde ich es, dass so viele Personen der Gemeindegeschichte mitmachen“. Unter anderem wird der erste Pfarrer, Helmut Schlüter, der die Gemeinde von 1962 bis Ende 1971 betreute, erwartet. Nach dem Empfang singt der Gospelchor „Voice Company“, bevor die Jugendlichen sich zur Filmnacht versammeln. Der Sonntagmorgen am 27. Februar gehört der Stille, bevor sich die Kirche zum Sonntagscafé füllt. Beim Tanztee erklingen Walzer- und Foxtrott-Takte, bevor der Sonntag mit einer Zehn-Minuten-Andacht ausklingt. Viele Angebote des Jubiläumswochenendes sind ohnehin regelmäßige Veranstaltungen der Gemeinde, die an diesem Wochenende gebündelt werden, betont der Pfarrer, aber „im besonderen Ambiente der Kirche ist dies bestimmt eine Erfahrung“.

Anfänge als Minderheit
„Hoffentlich hält die Empore die vielen Menschen hier auch aus“ dachte sich im Februar 1961 eine Besucherin des Eröffnungsgottesdienstes in der neuen Friedenskirche. Als der nach den Plänen von Architekt Gottfried Tucholski errichtete Bau eingeweiht wurde, hatte die Gemeinde einen langen Weg zurück gelegt. Die Entwicklung von der evangelischen Minderheit zum „offenen Haus“ für eine wachsende Gemeinde kam im 20. Jahrhundert „in Fahrt“. Musste die Handvoll evangelischer Christen, als sie noch zur Gemeinde Monheim gehörten, mit der Fähre zum Gottesdienst schippern, so traf man sich in den zwanziger Jahren bereits in einem Privathaus. Die alteingesessene Familie Fandrey stellte ihre Wohnräume zur Verfügung, später fanden die Gottesdienste in der ehemaligen Mädchenschule statt. Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten und von Arbeitskräften, die die örtliche chemische Industrie anwarb, wuchs die Gemeinde in den Nachkriegsjahren rapide. Worringen hatte in den fünfziger Jahren noch zur Gemeinde Nippes, später zu Weidenpesch gehört. Ende der fünfziger Jahre fiel der Beschluss zum Bau einer eigenen Kirche.

Gründerjahre und schnelles Wachstum
Die neue Kirche schuf die Rahmenbedingungen für eine eigenständige Gemeinde. 1964 wurde das erste Presbyterium gewählt, 1966 das Gemeindebüro mit eigener Verwaltungskraft eingerichtet, was gleichzeitig die Loslösung von Weidenpesch markierte, 1968 nahm der Kindergarten seine Arbeit auf. Jugend- und Seniorenarbeit etablierten sich, Chor und Posaunengruppe folgten, neue Glocken wurden eingebaut. Nach dem Weggang von Helmut Schlüter Ende 1971 sorgte, nach mehreren Vertretungen und einem Intermezzo mit Pfarrer Ernst-Jürgen Albrecht, seit 1975 Pfarrer Wolfgang Rosemeier mit seiner 20-jährigen Amtszeit für weitere Kontinuität. Rosemeier prägte das Gemeindeleben mit seiner Vorliebe für die Kirchenmusik und etablierte einen Kindermusikkreis sowie Kirchenkonzerte. Obwohl bereits in den sechziger Jahren ein Artikel im Gemeindebrief den Besucherrückgang in den Gottesdiensten beklagte, konnte dank des Geburtenbooms der sechziger Jahre expandiert werden: Die erste hauptamtliche Jugendleiterin nahm 1977 ihre Arbeit auf.

Politisierung und Öffnung
Hatte es in den sechziger Jahren bereits einen ökumenischen Gesprächskreis für Jugendliche gegeben, in dem heikle Themen wie Todesstrafe oder Abtreibung diskutiert wurden, so machte sich in den achtziger Jahren eine stärkere Politisierung bemerkbar. Die Gemeinde engagierte sich 1988 mit Pfarrer Rosemeier gegen Tiefflüge, bereits 1980 gab es eine Aktion gegen die allgemeine Aufrüstung: Das Kirchengelände erhält einen Gedenkstein für die Opfer zukünftiger Kriege. Experimente mit direkter Demokratie machten die Jugendlichen, die eine „Republik Zentral-Worringen“ gründeten. In den neunziger Jahren beteiligte sich die Gemeinde am Wanderkirchenasyl, bei dem von der Abschiebung bedrohte kurdische Familien zeitweise im Gemeindezentrum wohnten.

„Villa Maus“ jetzt Familienzentrum
Die Finanzlage der Gemeinde, die sich seit Beginn des Jahrtausends schwieriger gestaltete, erfordert Einschnitte: Die Pfarrstelle, von 1996 bis 2003 von Antje und Volker Hofmann gemeinsam besetzt, wurde auf 75 Prozent gekürzt, das Küsteramt versehen seitdem Hausmeister und Ehrenamtler. „Mittelfristig haben wir die Probleme gut in den Griff gekriegt“, bilanziert Hofmann-Hanke. „Unser Konzept konnten wir halten, aber haben es in allen Bereichen bis an die Schmerzgrenze reduziert. Auf Qualität mussten wir dennoch achten, darum finde ich es spannend, dass die Kindertagesstätte „Villa Maus“ jetzt Familienzentrum ist, gemeinsam mit zwei Kindertagesstätten aus der Gemeinde „Neue Stadt“. Das erweitert unseren Blick, denn eventuell werden wir auch mit der Gemeinde „Neue Stadt“ mehr gemeinsam machen. Das sehe ich als einen Anfang, um die Gemeinden in der Region Köln-Nord stärker zu vernetzen“. Dass die Räume – die Friedenskirche, das Gemeindezentrum und der Kindergarten „Villa Maus“ auch in 50 Jahren noch im Gemeindebesitz und mit Leben erfüllt sind, ist Hofmann-Hankes Zukunftswunsch für Kirche und Gemeinde.

Das Jubiläumsprogramm „50 Jahre Friedenskirche – 50 Stunden Friedenskirche“ startet am 25. Februar 2011 um 17 Uhr mit einer Andacht.

Weitere Programmpunkte:
Freitag, 25. Februar
Ab 19 Uhr Lesenacht für Kinder

Samstag, 26. Februar
14 Uhr Festgottesdienst mit anschließendem Empfang
17 Uhr Konzert mit der „Unlimited Voice Company“, Eintritt frei, um Spenden wird gebeten
20 Uhr Filmnacht für Jugendliche

Sonntag, 27. Februar
10 Uhr Stille Zeit. Die Kirche ist tagsüber geöffnet, bis 12 Uhr gibt es jede Viertelstunde eine Lesung
14 Uhr Sonntagscafé plus
Das monatliche Sonntagscafé findet dieses Mal in der Kirche statt, mit musikalischen (und anderen) Einlagen – und d´r Prinz kütt och!
17 Uhr Tanztee in der Kirche, von Walzer bis Disco-Fox
19 Uhr 10-Minuten-Andacht zum Abschluss

Durchgängig in jeweils einer Ecke der Kirche
Malprojekt: Alle, die Lust haben, sind eingeladen, an einer Stelle eines Bildes einfach weiter zu malen.
Fürbitten-Werkstatt: Alle sind eingeladen, ihre Bitten an Gott aufzuteilen und auf diese Weise ihre Hoffnungen und Wünsche mit anderen zu teilen.

Text: Annette von Czarnowski
Foto(s): Annette von Czarnowski