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Worauf warten wir noch? Reformatoren von heute.

Einen bewegenden Tag können am kommenden Samstag, 29. Oktober, von 8.30 bis 19.30 Uhr, die Christinnen und Christen aus der rheinischen Kirche erleben, die sich zum „Tag der Inspiration“ in die Kölner Innenstadt aufmachen. Bewegend, weil die Evangelische Kirche im Rheinland diesen Tag als Aufbruch bzw. „Sprungbrett“ in das 500. Reformationsjahr nimmt.

„Dieser Tag soll ein Dankeschön an die vielen sein, die sich in und für unsere Kirche engagieren. Zugleich verweilt der Tag nicht im Heute, sondern weist schon auf das Morgen hin“, so Präses Manfred Rekowski in seiner Einladung.

Ein ausdrücklich ökumenischer Tag
Geplant sind Gespräche, Begegnungen und Austausch über Träume, Fragen, Ideen und Gedanken darüber, was „evangelisch Kirche sein“ heute und morgen heißen kann. Eingeladen seien alle, die ihren Glauben zum Ausdruck und Kirche in Bewegung bringen möchten, so Rekowski. Der "Tag der Inspiration" verstehe sich ausdrücklich ökumenisch. „Denn wir teilen als Kirche Jesu Christi einen gemeinsamen Auftrag und stehen vor gemeinsamen Fragen und Herausforderungen. Wir können voneinander lernen und werden manche Antworten nur gemeinsam finden können“, erklärt er.

Zukunftsinitiative mündet in „Tag der Inspiration“
Dem „Tag der Inspiration“ ging der zweijährige Zukunftsprozess „glaubensreich“ voran, bei dem in insgesamt sechs Netzwerktreffen Menschen Zukunftsfragen diskutierten und Ideen entwickelten, Glauben heute zu leben und zu teilen. Ziel war – neben Austausch und gegenseitiger Inspiration – schließlich ins Handeln zu kommen, Projektideen zu konkretisieren und im Alltag umzusetzen. „Es gibt 450 Anmeldungen für den ‚Tag der Inspiration’“, freut sich Landespfarrer Christoph Nötzel, Moderator der "glaubensreich"-Initiative und Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste. Für ihn messe sich der Erfolg allerdings nicht an der Quantität der Teilnehmenden. Entscheidend sei für ihn, was an dem Tag passiert und was die Menschen mitnehmen.

Dokumentarfilm fasst „glaubensreich“-Prozess zusammen
Der Brühler Filmemacher Gerhard von Richthofen hat in einem 30-minütigen Dokumentarfilm den Zukunftsprozess „glaubensreich“ zusammengefasst. Unter dem Titel "Worauf warten wir noch? Reformatoren von heute.“ erzählt er von Frauen und Männern und ihren Ideen für eine Kirche von Morgen, ihren Hoffnungen und Projekten, von Gelingen und Scheitern. Drei Projekte von den ersten Ideen beim Netzwerktreffen, dem Nachdenken darüber, was man machen will, bis zur Umsetzung – inklusive Erfolge und Rückschläge – begleitete er fast drei Jahre mit der Kamera.

Projekte „Blickwechsel“ und „Gottesdienst-wagen“
Beim Projekt „Gottesdienst-wagen“ sollen Gottesdienste außerhalb der Kirchenmauern in kondensierter, mobiler Form gefeiert werden. Mit Bollerwagen unterwegs, will man etwas vom evangelischen Glauben im Alltag der Menschen spürbar machen und ins Gespräch kommen. Das Projekt „Blickwechsel“ will im Reformationsjahr im öffentlichen Raum durch Markierungen wie zum Beispiel auf den Boden gesprühte Sprüche evangelische Identität sichtbar machen, um so Irritationen zu schaffen und zum Nachdenken anzuregen. Die „beymeister“ heißt ein Treffpunkt im Kölner Stadtteil Mülheim mit dem Ziel, Menschen zusammen zu bringen und zu vernetzen, die sich in einer Kirchengemeinde nicht heimisch fühlen.

Die Hoffnung, wie es sein könnte
„Natürlich gab es noch viel mehr Projekte, aber es sollte ja ein kurzer Film werden“, erklärt von Richthofen. „Ich wollte festhalten, wie die Netzwerktreffen funktioniert haben, welche Themen besprochen wurden und wie die Leute ins Gespräch kamen“. Die Projekte besuchte der Presbyter aus der Evangelischen Kirchengemeinde Brühl und ehemaliger Landessynodaler während ihrer Entstehung regelmäßig vor Ort und hielt das „Klagen über den Zustand, wie es ist, und die Hoffnung, wie es sein könnte“ filmisch fest. Ihm sei es wichtig gewesen, mittendrin zu sein und eine offene Gesprächsatomosphäre zu schaffen. „Ich habe hier Menschen getroffen, die alle in dieselbe Richtung wollen. Der Film soll Mut machen und dazu anregen, dass Kirche in Bewegung kommt“, sagt er.

Erstaufführung in der Trinitatiskirche
Die Idee zu dem Dokumentarfilm kam von Christoph Nötzel. „Das sollte kein Werbefilm für ‚glaubensreich’ werden“, so von Richthofen. „Ich habe mit meinen Augen verfolgt, was da passierte und dies mit der Kamera beobachtend festgehalten“, beschreibt er sein Vorgehen.
Am Vorabend des „Tages der Inspiration", am Freitag, 28. Oktober, ist das Werk erstmalig um 20 Uhr in der Kölner Trinitatiskirche, Filzengraben 6, zu sehen. Im Anschluss an den Film gibt es eine Diskussionsrunde mit dem Filmemacher, den Protagonisten des Films und Mitwirkenden aus dem „glaubensreich“-Prozess. Musikalisch wird der Abend begleitet von dem brasilianischen Gitarristen Maxwell Oliveira. Im Rahmen der Veranstaltung am Samstag, 29. Oktober, wird der Film um 14 Uhr im Kölner Gürzenich, Martinstraße 29-37, ebenfalls zu sehen sein. Danach soll er für die Gemeindearbeit zur Verfügung stehen und hoffentlich vielen Mut machen, „sich neue Sachen auszudenken und dran zu bleiben, auch wenn nicht alles im ersten Anlauf klappt“, so der Macher.

Reformatoren von heute
Für von Richthofen sind die vielen Beteiligten an der „glaubensreich“-Initiative die „Reformatoren von heute“, deshalb der Filmtitel. „Ich erlebe heute eine verkrustete Kirche, die oftmals nicht von der Stelle kommt“, beschreibt er seine Wahrnehmung. Luther hat sich damals dagegen gewandt, aber er war ja kein Einzelgänger. Bei ‚glaubensreich’ tun sich auch Menschen zusammen, die nicht warten bis andere was machen, sondern selbst die Dinge in die Hand nehmen – so wie Luther damals.“

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Text: Susanne Hermanns
Foto(s): privat