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„Wohnen für Anfänger“ im Ersten Kölner Wohnzimmertheater

„Wie wollen wir im Alter leben?“ Diese Frage stellten sich Mitglieder des Senioren-Ensembles „völlig verspielt“. Unter der Regie von Theaterpädagogin Maria Schneider erarbeiteten die acht Laiendarstellerinnen im Alter zwischen 65 und 73 Jahren eine 60-minütige Alltagsrevue, die sich mit den Sehnsüchten nach Selbstverwirklichung, gelebter Gemeinschaftlichkeit und Raum für Rückzug innerhalb einer Alten-WG befasst.

„Initialzündung für das Stück waren frühere Seminare in der Wohnschule der Melanchthon-Akademie Köln. Dort konnten wir auch proben und im November Premiere feiern“, erläuterte Maria Schneider die Hintergründe des Projekts, das vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region gefördert wurde.

Aufführung im Wohnzimmertheater
Im behaglichen Wohnzimmertheater in der Kölner Probsteigasse erlebte das Stück nun mit einer weiteren Aufführung seine Fortsetzung. Die Stätte offerierte den Seniorinnen die kostenlose Darbietung dabei mietfrei. „Wir müssen nicht immer Geld mit allem verdienen. Es ist uns eine Freude, die Aufführung hier zu präsentieren“, sagte Theaterbesitzer Georg Schnitzler.

Zickereien über die Zimmerlautstärke
In zahlreichen Szenen bewies das Darstellerinnen-Kollektiv um Anke Spennhoff, Anne Ullrich, Ulrike Kampmann, Edith Oepen, Theresia Franke-Otte, Era Raeck, Svatma Daub und Susanne Steig Mut zur Selbstpersiflage: Zickereien über die Zimmerlautstärke und gelebte Eitelkeiten, aber auch Enttäuschungen hinsichtlich der zwischenmenschlichen Kommunikation und die ewige Infragestellung des Zusammenlebens führen die Bewohnerinnen stetig an die Grenzen des Miteinanders. Dennoch siegen der Zusammenhalt und die Lust, auch im Alter für neue Lebensformen offen zu sein. Mit großer Spielfreude gelang es dem Ensemble, sein Publikum im gut besuchten Wohnzimmertheater zu unterhalten. Weitere Auftritte sind auch in diesem Jahr geplant.

Alltagsrevue in einem Wohnprojekt
„Völlig verspielt – präsentiert“, unter diesem Motto führten die Teilnehmerinnen aus dem Theaterprojekt „Jedem Alter wohnt ein Zauber inne“ die Alltagsrevue zuvor in den Räumen der Melanchthon-Akademie auf. Das Theaterprojekt hatte dort von September bis Dezember 2016 seinen Sitz. Dabei wurde darüber nachgespürt, wie Menschen im Alter wohnen und leben wollen. In verschiedenen Szenen konnten die Schauspielerinnen Neues in sich entdecken und ihrer Fantasie im Rollenspiel Ausdruck verleihen. Innerhalb von drei Monaten wurde das Stück entwickelt, das jetzt auf verschiedenen Bühnen aufgeführt wird.

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Tipp:
Nebeneinander Wohnen
Visionen vom Leben und Wohnen in der Stadt

Mittwoch, 21. Juni, 19 bis 20.30 Uhr, Melanchthon-Akademie

Wohnen wird immer teurer und die sozialräumliche Polarisierung und Segregation der Stadtgesellschaft schreitet voran. Da ist es sinnvoll, kreative Ideen für neue Stadträume zu finden. In dem Seminar in der Kölner Melanchthon-Akademie wird mit Architekten, Stadtplanern und Visionären darüber diskutiert, wie ein Zusammen-Wohnen von Einkommensschwachen, Flüchtlingen und Einkommensstarken in der globalisierten Stadtgesellschaft Köln möglich ist.

Text: Thomas Dahl
Foto(s): Thomas Dahl