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zeigt von links: Markus Zimmermann, Guido Stephan, Helga Blömer-Frerker, Uwe Ufer und Alexander Rychter

„Wir wollen ausstrahlen ins Veedel“ – Die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH eröffnet Neubau an der Berrenrather Straße

„Gott hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde“, zitierte Superintendent Markus Zimmermann die Tageslosung. Und fand gleich die Überleitung zum Tagesgeschehen. „Geduld braucht man in Köln auf jeden Fall, wenn man baut. Und mit diesem Neubau zeigen wir, dass wir niemanden verloren geben.“

Die Gestaltung des Neubaus

Zimmermann war zu dem Neubau der Diakonie Michaelshoven an der Berrenrather Straße in Köln-Sülz gekommen, um die Einrichtung offiziell zu eröffnen. Das fünfgeschossige Haus verfügt über sieben Wohnungen, zwei Gewerbeflächen und eine Tiefgarage mit zwölf Stellplätzen. In den Wohnungen leben seit Mai Frauen mit Betreuungsbedarf in kleinen Wohngemeinschaften, die von der Diakonie Michaelshoven unterstützt werden. Die psychisch erkrankten Frauen haben bisher im Elisabeth-Fry-Haus gelebt. Sie konnten beispielsweise über die Farbgebung in den Zimmern mitentscheiden. Einen Beitrag zur Lebensqualität der Bewohnerinnen leistet auch die großzügige Dachterrasse.

„Kirchliche Player”

In den Gewerbeeinheiten sind eine Station für ambulante Pflege der Diakonie Köln und Region gGmbH und eine private Praxis für Physiotherapie und Heilpraktik untergebracht. „Hier sind ausschließlich kirchliche Player am Start“, fuhr Zimmermann fort: „Das zeigt, dass wir uns als Kirche nicht aus der Verantwortung ziehen. Wir wollen ausstrahlen ins Veedel.“

Ein weiterer kirchlicher Player neben der Diakonie ist die Antoniter Siedlungsgesellschaft (ASG), die den Neubau realisiert hat. Guido Stephan, Geschäftsführer der ASG, warf einen Blick in die Vergangenheit. Fünfeinhalb Jahre habe es gedauert von der ersten Idee die Baulücke zu schließen, bis zum Einzug der Bewohnerinnen. Die Bebauung einer Baulücke gestalte sich immer schwierig, da man insbesondere beim Aushub größte Rücksicht auf die Standfestigkeit der Nachbargebäude nehmen müsse.

Finanzierung

„3910 Euro Baukosten pro Quadratmeter sind sicher eine Menge Geld. Aber hier wurde auch hochwertig gebaut. Und die Baupreise sind allgemein in den vergangenen Jahren stark gestiegen“, erläuterte Stephan die Gesamtkosten ohne Grundstück in Höhe von 4,125 Millionen Euro. 630 000 Euro übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen gemäß den Bestimmungen zur „Förderung von Wohnraum für Menschen mit Behinderungen in Einrichtungen mit umfassendem Leistungsangebot“. Der Rest wird bezahlt aus Eigenkapital der ASG und einem Kapitalmarktdarlehen der Sparkasse Köln/Bonn, dessen Verzinsung für 20 Jahre festgelegt ist, „damit wir sicher kalkulieren können“, wie Stephan anmerkte.

Bedarf und Herausforderungen

Dann goss er noch einen kräftigen Schluck Wasser in den Wein. „Wenn sich die politischen Rahmenbedingungen derart verschlechtern, wie es sich hier und da andeutet, werden wir solche Häuser in Zukunft weder bauen wollen noch bauen können.“ Diese Vorlage nutzte Alexander Rychter, Verbandsdirektor des Verbands der Wohnungswirtschaft Rheinland/Westfalen für einige generelle Aussagen. „Der Mietpreisdeckel kann nicht die Lösung sein. Das wäre eine Enteignung.“ Er lobte das Land NRW, das 1,3 Milliarden Euro für den Bau von bezahlbaren Wohnungen bereitstelle.

Uwe Ufer, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven, verwies darauf, dass Neubauten in Köln im Regelfall teuer sind und sich das Wohnen darin nur wenige leisten können. „Wir sehen das anders. Wir plädieren für Verschiedenheit: Ob alt oder jung, krank oder gesund – alle sollen in freundschaftlicher Nachbarschaft leben.“ Die Diakonie Michaelshoven betreibt in Sülz noch ein weiteres Projekt. Auf dem ehemaligen Waisenhausgelände ist eine Wohneinrichtung für 26 Senioren entstanden.

Auch die Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker war gekommen. „Immer wenn ich eine Einladung der evangelischen Kirche bekomme, gibt es dafür immer einen schönen Anlass. Und es ist auch immer schön.“ Die Nachfrage nach Wohnungen im Stadtbezirk sei groß. „Aber wir haben einfach keinen Platz mehr. Neue Wohnungen können wir höchstens noch durch Nachverdichtungen schaffen.“
Im Anschluss trafen sich Bewohnerinnen und Mitarbeitende der ASG und der Diakonie Michaelshoven am Buffet und kamen bei Kaltgetränken miteinander ins Gespräch.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann