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„Wir sind nicht mehr zu übersehen“ – 25 Jahre Emmauskirche Gymnich

Die evangelischen Christinnen und Christen in Gymnich sind ganz klar in der Minderzahl. Umso mehr freuten sie sich vor 25 Jahren über ihr eigenes Gotteshaus, das am 25. April 1982 mit der Emmauskirche eingeweiht wurde. „Seitdem sind wir nicht mehr zu übersehen. Das gibt schon ein anderes Selbstbewusstsein“, sagt Sabine Pankoke, seit 1991 Pfarrerin in Gymnich. Überhaupt fühlten sich die Gemeindemitglieder, die heute zur Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich zählen, stark mit dem Gotteshaus verbunden. Das liegt sicherlich auch daran, dass viele protestantische Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg der Kirchengemeinde beitraten. Pfarrerin Pankoke: „Die Menschen hatten im Krieg viel verloren. Eine eigene Kirche bedeutete für sie, wieder heimisch zu sein.“

„Damals hatte die Kirche noch Geld“
Bevor die Emmauskirche stand, musste improvisiert werden. Die Gottesdienste wurden zunächst im Zelt der St.-Sebastianus-Bruderschaft abgehalten. 1948 kam das Erzbistum den evangelischen Christinnen und Christen entgegen und ließ sie alle zwei Wochen ihren Gottesdienst in der Kirche St. Kunibert in Gymnich feiern – allerdings unter strengen Bedingungen. Altar und Taufstein durften nicht mitbenutzt werden, auch nicht die Glocken, und das Allerheiligste musste vor jedem Gottesdienst entfernt werden. 1980 war es endlich so weit: Der rund 500 000 Euro teure Bau konnte beginnen. „Damals hatte die Kirche noch Geld“, sagt Pankoke und lächelt. Entstanden ist in der zweijährigen Bauzeit ein Gemeindezentrum mit drei eingeschossigen Gebäudeteilen – eines davon ist mit 100 Plätzen und einer Empore als Kirchenraum konzipiert.

Begegnung mit den Emmausjüngern
In den anderen Räumen treffen sich heute Senioren zur Gymnastik, der Bund der Vertriebenen zum Gespräch und die Kleinen zur Krabbelgruppe. Das Gemeindezentrum hat auch zusammen mit dem evangelischen Familien- und Krankenpflegeverein ein Angebot für Menschen mit Gedächtnisstörungen auf die Beine gestellt. Viele Veranstaltungen organisiert die Gymnicher Gemeinde mit der katholischen zusammen, etwa das Erntedankfest. An der Einrichtung des Gemeindezentrums war die Künstlerin Ute Gagel aus Lechenich maßgeblich beteiligt. Sie entwarf etwa das Metallkreuz über dem Altar, die Kerzenleuchter, Türgriffe und die Kunstwerke am Glockenturm, der im Frühjahr 1990 gebaut wurde. „Die Kunstwerke sind etwas Besonderes“, sagt Pankoke. „Sie stellen die Begegnung Jesu mit den Emmausjüngern dar. Nach dieser Lukas-Geschichte wurde die Kirche auch benannt.“

Text: Bianca Wilkens
Foto(s): Wilkens