Die Besucherinnen und Besucher der 37. Missionale mussten sehr stark sein. Pastor Lars Linder vom Trägerkreis hatte nichts weniger zu verkünden als den nicht für möglich gehaltenen Bruch mit einer eisernen Tradition: „Leider werden wir aus Kostengründen bei der Missionale 2015 keinen kostenlosen Bienenstich mehr anbieten können.“ Valerie aus Refrath war stark. „Wegen Kuchen bin ich sowieso nie gekommen“, sagte die 14-Jährige in der Kölner Messehalle 11.1. Dort stieg das Jugendprogramm der Missionale.
Gründe zum Feiern
„Fest“ lautete das Motto der 37. Missionale in den Kölner Messehallen. „Wir fanden das als Wortspiel sehr inspirierend“, sagte Pfarrer Hans-Hermann Pompe, Vorsitzender von Missionale und Leiter des Zentrums Mission der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Einmal im Sinne von fest und stabil, andererseits im Sinne von Fest und Feier.“ Schließlich habe Jesus auch die Grundlagen gelegt, um mit den Menschen zu feiern. Man solle beim Feiern nicht die Orientierung verlieren, aber Gründe für Feiern gebe es genug. „Wir sollten die Gemeinden an ihren Festen messen und nicht an ihrer Spießigkeit“, so Pompe.
Eine gelungene Veranstaltung
Seit 1981 findet die Missionale jährlich im Kongresszentrum der Kölner Messe statt. Ein aus Mitgliedern mehrerer Landes- und Freikirchen zusammengesetzter Trägerkreis verantwortet das ökumenische Programm und die Durchführung der Missionale. Auch in diesem Jahr kamen wieder 5000 Besucherinnen und Besucher nach Köln, um sich für die alltägliche Gemeindearbeit ermutigen zu lassen: 2500 Erwachsene, 2000 Jugendliche und 500 Kinder. Zahlreiche Workshops wurden angeboten. Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, stellte sich der Frage „Wie viel Unordnung verträgt eine missionarische Kirche?“ In anderen Workshops ging es um die Festkultur in den Gemeinden, um Spiritualität im Alltag und um die Gestaltung der sonntäglichen Gottesdienste. Jede Menge war beim Jugendfestival los. Street-Soccer, Basketball und Kreativ-Stände luden zum Mitmachen ein. Höhepunkt war der Auftritt von „Good Weather Forest“. Die bunt zusammengewürfelte Band rockte die Messehalle 11.1. Eine rundum gelungene Veranstaltung.
Versuch und Irrtum
Eine „heilsame Unordnung“ wünscht sich Rekowksi am Rand der Veranstaltung für seine Kirche. „Die Kirche beschäftigt sich im Moment sehr intensiv mit Finanz- und Strukturfragen. Sie darf sich aber nicht darauf reduzieren lassen“, sagte er vor Beginn der Missionale in Köln. „Wir müssen eine Kirche sein, die über sich hinauswächst“, forderte er während eines Pressegesprächs. „Und ich bin kein Freund des Satzes ,Gegen den Trend wachsen'“, fuhr der Präses fort. Es gehe nicht zuletzt um die Weiterentwicklung in den Gemeinden: „Da kann beispielsweise eine Gemeinde, die in der Diakonie sehr engagiert ist, die Spiritualität entdecken. Und die Frommen entdecken vielleicht die Weltverantwortung.“ Gottesdienste könnten an ganz anderen Orten als Kirchen gefeiert werden. Bei der Wahl von Kooperationspartnern habe man längst noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Auch gelte es, die Milieugrenzen zu überwinden. „Ich weiß, dass es vielen schwer fällt, die Nestwärme ihrer Gemeinde zu verlassen. Aber wir werden uns noch weiter öffnen müssen.“ Dabei gelte das Prinzip „Versuch und Irrtum“. Nicht alles müsse gleich von A bis Z geregelt werden, „bevor es in Serie geht“. An Regelungen fehlte es in der rheinischen Kirche schließlich nicht: „Wenn man sich unsere Kirchenrechtssammlung ansieht, erscheint die Bibel im Vergleich dazu als übersichtliche kleine Broschüre“, so Präses Rekowski. „Wir als Kirche müssen einfach mal aus dem Gleis springen“, fuhr er fort und erklärte, er habe schon viele Leute getroffen, die dazu Lust hätten: „Mir ist um die Zukunft unserer Kirche nicht bange.“
Und die gute Nachricht zum Schluss: Den Kaffee bei der Missionale gibt’s auch 2015 gratis.
Foto(s): Stefan Rahmann