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Wilhelm Buhren geht in den Ruhestand

Das Licht der Welt erblickte Wilhelm Buhren in Brühl. In der Schlossstadt wuchs er auf. Und dort, in der Evangelischen Kirchengemeinde Brühl, amtierte er sein ganzes Berufsleben als Pfarrer im zweiten Pfarrbezirk an der Johanneskirche und der Jakobuskirche. Am Sonntag wurde der 65-Jährige von Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, in der Johanneskirche entpflichtet. Den Empfang nach dem Gottesdienst nutzten die zahlreichen Gäste für eine persönliche Verabschiedung.

„Ich bin in der Innenstadt groß geworden, stark verwurzelt in der Kirchengemeinde“, so Buhren. In der Christuskirche wurde er konfirmiert. Dort betätigte er sich als Kindergottesdienst-Helfer, später in der Jugendarbeit. Auch während seines in Bonn absolvierten Studiums. Eingeschrieben war er zwar im Fach Evangelische Theologie, gleichwohl streute er seine Interessen über das Wesentliche hinaus. So besuchte er interdisziplinär auch Vorlesungen und Seminare in Literatur, Philosophie und Katholischer Theologie.

Sinnvolles an Menschen weitergeben
Während des Studiums klärte sich für den mit einer inneren Offenheit und Unabhängigkeit ausgestatteten Buhren, „dass ich den Pfarrdienst anstrebe“. Seine Entscheidung hat er nie revidieren müssen. „Ich wollte einen Beruf ergreifen, in dem ich etwas Sinnvolles an Menschen weitergeben und ihnen Hilfe sein konnte – ohne mich ihnen aufzudrängen. Ich habe mich auf ein Abenteuer eingelassen“, fasst er ohne Reue zusammen. „Und ein Abenteuer ist es bis zuletzt geblieben. Man erlebt in einer Gemeinde die verschiedensten Dinge, Hochs und Tiefs, denen man sich häufig unvorbereitet stellen und das tun muss, was angezeigt ist.“ Als zentrales Element nennt er die Feier des Gottesdienstes mit der Gemeinde, in der feierlichen liturgischen Form, wie sie im lutherischen Bekenntnis bewahrt worden ist.

Seit 1979 in Brühl
Nach seinem Vikariat an der Apostelkirche in Wesseling, wo er schon zu seiner Brühler Zeit auch ordiniert wurde, kam Buhren 1979 in die Brühler Gemeinde. Zunächst im Hilfsdienst. Er sollte im zweiten Pfarrbezirk die kurze Vakanz beenden und insbesondere die Jugendarbeit fortführen. Unter anderem mit den etablierten Zeltfreizeiten im Alpenvorland. „Aus dem Stand heraus habe ich damals die erste sommerliche Radwanderung organisiert.“ Im April wurde er zum ordentlichen Pfarrer gewählt. „All die Jahre habe ich mein Pfund in das Konzert der Gesamtgemeinde eingebracht, versucht, das Einzelne und Ganze auszutarieren.“

„Nur gemeinsam sind wir stark“
Brühl hat er stets als eine große Gemeinde gesehen, die in einer Teilung nicht existieren könne. „Nur gemeinsam waren und sind wir stark. Alleine stünden wir bald arm da.“ Daher bestehe in Brühl ein gemeinsames Presbyterium. Er ist stolz darauf, dieses Bewusstsein mit gefestigt zu haben. Die Pfarrbezirke beschrieben zwar die Zuständigkeit der Pfarrerinnen und Pfarrer, aber jede Pfarrerin, jeder Pfarrer sei an jeder Stelle präsent. Er betont dabei, „dass es einen gemeinsamen Jahres- und Predigtplan gab und gibt“.

Nie Routine, immer neue Herausforderungen
Als spannend empfand er in dieser großen Gemeinde, die von Köln-Meschenich bis Bornheim-Walberberg reicht und mehrere Pfarrstellen umfasst, „dass es immer eine Menge zu tun gegeben hat, mit immer neuen Aufgaben“. 1985 beispielsweise beteiligte sich die Gemeinde an den Feierlichkeiten zu „700 Jahre Verleihung der Stadtrechte“ an die Stadt Brühl mit der Fortschreibung der Gemeindechronik sowie einer entsprechenden Ausstellung in der Johanneskirche. Beide Projekte wurden eng von Buhren mitbegleitet. Als Vorsitzender des Presbyteriums sei er auch mitverantwortlich für den Bau der neuen Orgel in der Christuskirche in den 80er Jahren gewesen. Eine Erfahrung, die ihm später in der Entscheidungsfindung für ein auf den Raum der Johanneskirche abgestimmtes neues Instrument, geholfen habe.

Ökumene – eine Herzensangelegenheit
Seit 15 Jahren gehört die Brühler Kirchengemeinde der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Brühl an. Buhren ist deren langjähriger Sprecher beziehungsweise Vorsitzender. Bevor 2001 die Mitglieder die Gründungsurkunde der ACK Brühl unterzeichneten, luden sie bereits 2000 zur Premiere des Ökumenischen Stadtkirchentages Brühl ein. „Drei Wege – ein Ziel“ lautete das Motto. „Damit wollten wir auf die Vielfalt des christlichen Lebens in unserer Stadt hinweisen“, so Buhren. Mit dem Thema „Jesus Christus unser Eckstein“ habe man auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag 2006 auf „unsere Grundfeste“ hingewiesen. Und 2012, auf der dritten Veranstaltung dieser Art, „haben wir uns gegenseitig erkannt von Angesicht zu Angesicht“. Dabei – wie insgesamt – sei es gegangen um „ein offenes, verständnisvolles Miteinander, das den anderen wahrnimmt und das Eigene nicht aus dem Blick verliert“. Froh ist Buhren auch über diese handfeste Kooperation: Die Evangelische Kirchengemeinde Brühl unterstützt seit Jahren den von der Katholischen Kirchengemeinde St. Margareta eingerichteten Treffpunkt für Menschen ohne Wohnung.

Besonders im Fokus: Die Jugendarbeit
Bis zur letzten Herbstsynode fungierte Buhren im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Süd über zwei Jahrzehnte als Synodalbeauftragter für den Kindergottesdienst. In diese Periode fiel der „Rheinische Kinder-Gottesdienst-Tag“ 2005 in Brühl. Unter dem Motto „Einfach unglaublich gut“ habe man insgesamt rund 800 Mitarbeitende in Kindergottesdienst, Familienkirche und Kinderbibeltagen aus der Landeskirche zu verschiedenen Angeboten begrüßt, erinnert Buhren. Gerne denkt er an das sehr gute nachbarschaftliche, offene Verhältnis von Johanneskirche und Max-Ernst-Gymnasium. Dabei gehe es nicht nur um die wenigen jährlichen Stufengottesdienste. „Beispielsweise haben wir dem Gymnasium zeitweise unsere Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und umgekehrt dessen Sporthalle nutzen können.“

Der Ruhestand
Im Ruhestand möchte Buhren sich auch seinen Hobbies Fotografieren und Reisen widmen, sich intensiver mit Kultur- und Sozialgeschichte beschäftigen und seiner Affinität zu Nord- und Ostfriesland nachgehen. Für die ACK Brühl will er eine weitere Studienfahrt vorbereiten. 2016 soll sie die Teilnehmenden zu historischen Backsteinbauten in Mecklenburg-Vorpommern führen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich