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Wiedereröffnung der restaurierten Gedenkstätte Alt Sankt Alban am Quatermarkt in Köln. Stadtsuperintendent Domning: „Raum für Frieden und Versöhnung“

„Dieser Ort spricht für sich selbst“, stellte Oberbürgermeister Fritz Schramma eingangs einer Feierstunde in Alt Sankt Alban fest. Er sei „ein bewegter und ein bewegender Ort, ein Ort der Erinnerung, eine Stätte der Mahnung, ein Raum für Trauer, ein Platz des Gedenkens, eine Zugangsmöglichkeit zur Seele“. Die eindrucksvolle, unter anderem ohne Dach und Fensterverglasung belassene Kirchenruine am Quatermarkt, wird flankiert von Gürzenich und dem Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud. Anlass der Zusammenkunft war die Wiedereröffnung von Alt Sankt Alban als Gedenkstätte für die Toten des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie als Mahnmal für die Schrecken der NS-Zeit. Zu den geladenen Gästen zählten Stadtsuperintendent Rolf Domning und Alt-Präses Manfred Kock.

Zur Debatte stand der vollständige Abbruch
Vorausgegangen waren langjährige, umfassende Instandsetzungsarbeiten an der Kirchenruine und der 1964 im Turmerdgeschoss eröffneten St. Bruder-Konrad-Kapelle. Die ursprünglich romanische Pfarrkirche, eine der ältesten Kölns, die ihren grundlegendsten Umbau zu einer dreischiffigen Hallenkirche im 17. Jahrhundert erfuhr, wurde im Zweiten Weltkrieg sehr schwer von alliierten Bomben getroffen. Zur Debatte stand sogar ihr vollständiger Abbruch. Dieser wurde abgewendet, die Pfarrkirche vom Erzbistum Köln aufgegeben und ihr Grundstück der Stadt in einem Tauschverfahren übereignet. Die Außenmauern von Alt Sankt Alban wurden in den Wiederaufbau des benachbarten Gürzenich einbezogen. Das frühere Kircheninnere gestaltete man zu einem Hofraum um, dessen Bodenbelag aus Bruchsteinplatten und Rheinkiesel besteht.

„Ruhiger Impulsgeber und stilles Kraftzentrum der Stadt“
Seit 1959 dient die Kirchenruine als Gedenkstätte und Mahnmal. Nach ihrer Einweihung durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss war sie lange Zeit sogar die „Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Toten der Weltkriege“. Heuss war es auch, der die Aufstellung der zentralen, eindringlichen Skulpturengruppe innerhalb der Gesamtgedenkstätte vorangetrieben hat. Es handelt sich um die Nachbildung des Werkes „Trauerndes Elternpaar“ von Käthe Kollwitz. Die Künstlerin schuf „Mutter“ und „Vater“, nachdem ihr Sohn kurz nach Kriegsbeginn 1914 mit 18 Jahren gefallen war. Das Original von 1931 befindet sich heute auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Vladslo-Praetbos im belgischen Flandern. Die ebenso ausdrucksstarke Nachbildung, gefertigt von den Ewald-Mataré-Schülern Joseph Beuys und Erwin Heerich, verweist laut Schramma „auf die persönliche und existenzielle Dimension des Leidens, zu jeder Zeit“. Köln als vitale und lebensfrohe europäische Metropole brauche „Räume des Nachdenkens und der Stille, um zu wachsen. Wir leben nicht allein vom Handel, vom Karneval und von zahlreichen Events. Wir leben auch von den Impulsen, die aus der Stille kommen“, sieht der Oberbürgermeister in Alt Stankt Alban das „Potential, ruhiger Impulsgeber und stilles Kraftzentrum der Stadt zu sein“. Schrammas besonderer Dank galt der Imhoff-Stiftung, vertreten durch deren Vorstandsvorsitzende Gerburg Imhoff. Diese hat 800.000 Euro von den Gesamtkosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro übernommen. Den kleineren Anteil teilten sich das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Köln.

Domning: „Wir warten, dass das Kriegsgeschrei verstummt“
Wie Schramma bezeichnete Stadtsuperintendent Rolf Domning Alt Sankt Alban als einen Ort der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und mit der Gegenwart. Dieser Ort, so der Stadtsuperintendent, zeige, was Krieg bedeute. Er stehe für Leid und Schrecken, biete zugleich Raum für Besinnung und Reflexion. „Aber es bleibt nicht bei der Erkennbarkeit der Zerstörung“, formulierte Domning mehrdeutig mit Blick nach oben, „es tut sich auch der Himmel auf“, der für uns ein Zeichen der Güte Gottes sei. Voller Scham blickten wir zurück auf die Zeit des Nationalsozialismus, auf den Größenwahn, auf den Krieg, die unendliches Leid über die Menschen gebracht hätten. Und Terror und Krieg würden noch heute das Leben vieler Menschen in der Welt prägen. „Wir warten, dass das Kriegsgeschrei verstummt, das alles Leid, was Menschen dem Menschen antun“, aufhöre. Domning drückte seine Hoffnung aus, dass „dieser alte Kirchenraum, ein Raum auch des Schreckens, Raum geben kann für das, was das Leben trägt“. Dass er ein Raum sei für Besinnung, dass er stehe für Frieden und Versöhnung.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich