Wie war die evangelische Jugend vor 50 Jahren? An was erinnern sich ehemalige Jugendliche heute noch? Die Evangelische Jugend in Köln und Umgebung lud im Rahmen ihres Jubiläums „50 Jahre übergemeindliche Jugendarbeit“ ehemalige Jugendliche zum Erinnerungsaustausch in die Evangelische Informationsstelle Köln ein.
Schon damals Bestandteil der Jugendarbeit: Tanzen und Reisen
„Ich habe die Zeit in guter Erinnerung“, erzählt Helga Reumann. Sie ging als junges Mädchen immer sonntags in das „Haus der Jugend“, im Kartäuserwall 24b, zum Tanztee. „Sittsam ging es bei der Tanzstunde mit Herrn Terheegen zu. Die Mädchen saßen auf der einen Seite des Raums und die Jungen auf der anderen. Wir haben Tänze und Etikette gelernt“, erinnert sie sich lachend. „Und wenn es wüst zuging und der Lehrer gute Laune hatte, dann gab es Damenwahl“, ergänzt sie. Die Tanzstunde vor gut 50 Jahren war der Beginn von Jugenddiscos wie es sie heute in vielen evangelischen Gemeinden gibt. „Wir konnten eigene Schallplatten mitbringen und die wurden dann gespielt.“
Viele Erinnerungen sind mit Jugendfreizeiten verknüpft. „Ich habe an Jugendstudienreisen mit Herrn Lohmann teilgenommen“, berichtet Marlies Fritzsche Guimaraes. „Das war toll. Wir haben Europa bereist und viel gesehen und erlebt.“ Das erinnert an die evangelischen Jugendreisen von heute. Doch ist es heute für Jugendliche normal durch Europa oder gar weiter zu reisen, haftete den Jugendreisen vor 50 Jahren Aufbruchstimmung und Pioniergeist an. Deutlich geändert haben sich auch die Preise. „Ich bin als 15-jährige drei Wochen mit einer evangelischen Jugendgruppe an den Bodensee gefahren. Das hat 50 Mark gekostet. Das war damals viel Geld, die Familie hat es zusammengespart, damit ich fahren konnte“, erinnert sich Christa Birken. Dieter Erlemann, der als Jugendlicher an Bergtouren teilgenommen hat, ergänzt, dass „Übernachtungen damals aber auch nur 50 und ein Essen 25 Pfennig gekostet haben“. „Heute sind nicht nur die Preise von Jugendfreizeiten gestiegen, auch die Ansprüche und Bedürfnisse der Jugendlichen sind höher“, kommentiert Helga Reumann und erntet das Kopfnicken der Anderen.
Erfreut zeigt sie sich über eine Entwicklung, dass sich Jugendliche zunehmend Freizeiten wünschen, in denen es einfacher zugeht. „Die heißen heute Wildnis-Survival-Camps, zeigen aber, dass Jugendliche sich nach wie vor für Abenteuer und ein bescheidenes Leben interessieren“, resümiert Helga Reumann.
Viele Erinnerungen sind noch sehr lebendig in den Köpfen der ehemaligen Jugendlichen wie etwa an die Jugendsonderzüge, die in den Ferien ausschließlich für Jugendliche etwa nach Österreich eingesetzt wurden oder auch an die Himmelfahrtstreffen, bei denen sich 800 bis 1200 evangelische Jugendliche aus Köln und Umgebung trafen.
Spannend: Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur Jugendarbeit heute
„Wir sind sehr froh, dass sich nach den Berichten in den Kölner Printmedien einige Damen und Herren bei uns gemeldet haben, uns spannende Geschichten von damals erzählen und tolle Bilder zeigen“, erklärt Ruth Klevinghaus vom Jugendpfarramt, der Geschäftsstelle der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung. „So erhalten wir ein sehr lebendiges Bild von evangelischer Jugendarbeit vor 50 Jahren. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur Jugendarbeit heute finde ich sehr interessant“, betont Jochen Gippert, Jugendrefent im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch.
Weitere Fundstücke? Kontakt!
Gemeinsam durchforsten Klevinghaus und Gippert derzeit die Archive und hoffen, dass sich noch weitere ehemalige Jugendliche bei ihnen melden unter der Telefonnummer 0221/93 18 01-12.
Foto(s): Jugendpfarramt