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Werner Völker wurde als Leiter des Evangelischen Jugendpfarramts verabschiedet

Bergauf fließendes Wasser, zwei Hände, die einander zeichnen und so gleichzeitig gezeichnet werden und weitere optische Täuschungen schmücken seit 1989 das Büro des scheidenden Jugendpfarramtsleiters. Die Werke des niederländischen Künstlers M.C. Escher spielen mit der Wahrnehmung von Wirklichkeit und stellen vor den Augen des Betrachters die Grenzen des Möglichen in Frage. Gleichermaßen herausfordernd und progressiv war auch die Amtszeit von Werner Völker, der jetzt die Leitung an Ulrike Mensching übergibt.

Seit April teilen sich die beiden die Leitung des Evangelischen Jugendpfarramtes (JUPF) im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Nach dieser gemeinsamen Zeit, so Werner Völker, habe er beim Abschied ein gutes Gefühl: „Ich hinterlasse nicht nur Unterlagen, sondern konnte mit meiner Nachfolgerin auch Fragen nach dem ‚Warum‘ besprechen.“ Dass die aufkommen, überrascht angesichts der Vielfalt seines Aufgabenbereiches nicht.

Jugendarbeit vor Ort stärken
In der Jugendarbeit laufen viele Fäden zusammen: Angefangen mit der Vernetzung aller Akteure in der Jugendarbeit – immerhin 58 Gemeinden und vier Kirchenkreise – über die Außenvertretung der evangelischen Jugendarbeit in der Politik, Veranstaltungsorganisation, Finanzierung, Informationsweitergabe bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit und weiteren Serviceangeboten. Dabei betont Werner Völker: „Im JUPF verstehen wir uns als Dienstleister für die Gemeinden, als Unterstützer und Förderer der Arbeit vor Ort.“

Das JUPF zeigt Präsenz
Unter den in den letzten Jahren betreuten und neu entwickelten Angeboten für Kinder und Jugendliche finden sich zum Beispiel der (sicher vielen Kirchentagsbesuchern bekannte) „Kölner Treff“, der "Kinderferienspaß" in den Herbstferien und ein Stand auf der Kölner Computerspielemesse "Gamescom". Werner Völker erzählt: „Den ‚Kölner Treff‘ gibt es schon seit 30 Jahren. Angefangen hat es als kleines Café, inzwischen sind wir dort mit bis zu 250 Ehrenamtlichen und vielen unterschiedlichen Aktionen präsent. Vor allem ist es aber nach wie vor ein begeistert angenommener Begegnungsort für Kirchentagsbesucher allen Alters.“
Für den diesjährigen, bereits dritten Auftritt der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung auf der Gamescom stellt der Veranstalter eine Fläche von 300 Quadratmetern zur Verfügung. Hier soll es unter anderem ein Bewegungsangebot sowie eine "Chill-Ecke", einen Menschenkicker und Bungee-Run geben. Angebote, die „sich von den gewöhnlichen Computerspielen und der lauten Beschallung unterscheiden. Wir machen deutlich, dass wir etwas anderes anbieten und dass bei uns eine andere Atmosphäre herrscht“, so Völker. Auch für die jungen Ehrenamtlichen seien solche Aktionen eine tolle Erfahrung: „Die Jugendlichen sind hier zum ersten Mal als Repräsentanten der Kirche unterwegs. Die sehr positive Wahrnehmung, die sie von den fremden Messebesuchern und der Messeleitung zurückgespiegelt bekommen, bedeutet für sie ein wertvolles Feedback.“

Das JUPF am Puls der Zeit
Diese großen und kleinen Veranstaltungen zu koordinieren und nicht zuletzt auch zu finanzieren, fällt ebenfalls in die Hände des Jugendpfarramtsleiters. Zusätzlich zum Budget vom Kirchenverband wirbt das JUPF jährlich noch einmal die gleiche Summe an Drittmitteln bei Stadt und Land ein. Diese gilt es mit einem Minimum an Bürokratie, größter Transparenz und unter bestmöglicher Planungssicherheit an die Gemeinden und Sonderprojekte zu verteilen.

Größte Fundraisingagentur des Kirchenverbandes
Augenzwinkernd bezeichnet Werner Völker sein Team als „die größte Fundraisingagentur des Kirchenverbandes“. Um eine große Bandbreite an Möglichkeiten für die regionale Jugendarbeit zu schaffen, neue Ideen zu verbreiten und über politische Entwicklungen zu informieren, engagiert sich das JUPF auch in der Informationsweitergabe. Dazu dient als klassisches Medium das „Amtsblatt“ JUPF Info, das seit 1992 mit inzwischen über 100 Ausgaben erscheint. Aber auch die neuen Medien werden intensiv genutzt: mit E-Mail-Verteiler, Facebook-Seite und einer WhatsApp-Gruppe für die Ehrenamtlichen kommuniziert das JUPF am Puls der Zeit. „Für die WhatsApp-Kommunikation haben wir extra eine neuentwickelte Spezialsoftware angeschafft, denn welcher Jugendliche liest heute noch E-Mails? Da sind wir mal wieder relativ früh dabei“, freut sich der scheidende Amtsleiter.

Das Unmögliche möglich gemacht
Dass er selbst heute noch da ist, wo er ist, hätte sich der Jugendpfarrer nicht träumen lassen, als er im März 1989 vom Jugendreferat des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch ins Jugendpfarramt wechselte: „Ich habe in der Zeit schon ziemliche Umbrüche erlebt, aber nun ist es eine gute Phase, um zu gehen.“ 1951 in Düsseldorf geboren, studierte er Theologie und Slawistik in Wuppertal, Tübingen, Wien, Göttingen und Sofia (Bulgarien). Als die Promotion an der Organisation der Finanzierung scheiterte, wurde er zunächst Lehrer und unterrichtete in Berlin Russisch und Religion, bis ihn ein Ruf an die kirchliche Hochschule in Wuppertal zurück ins Rheinland holte. Dort arbeitete er als Assistent und absolvierte gleichzeitig das Vikariat. Nach seiner Ordination trat er dann die Theologenstelle im Jugendreferat an. Auch die Beziehungen zu seinem zweiten Fach, der Slawistik, konnte Werner Völker weiter pflegen: In den 80er Jahren organisierte er regelmäßig deutsch-sowjetische Jugendbegegnungen und erinnert sich: „Zu der Zeit dachten die meisten Menschen, das geht doch gar nicht!“ Möglich machte er es trotzdem. Seit 1994 arbeitete er außerdem im Vorstand des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln – Wolgograd mit; eine Aufgabe, die er mit seiner Pensionierung ebenfalls weitergibt.

Erinnerungen, die halten
„Wenn ich mich mal wieder ehrenamtlich engagiere, dann suche ich mir das alles neu aus. Jetzt heißt es erst einmal Abstand gewinnen“, beschreibt Werner Völker seine Pläne für den Ruhestand. In Spanien haben er und seine Frau, die ebenfalls in der Jugendarbeit tätig ist und in einigen Monaten in den Ruhestand geht, ein Ferienhaus restauriert, das sie beide bald genießen können. An seiner Arbeit habe er vor allem die unmittelbare Zusammenarbeit mit den Jugendlichen geschätzt: „Das direkte positive Feedback nach einer gemeinsamen Aktion ist schon etwas Besonders, und auch die Tatsache, wie lange die sich teilweise daran erinnern – da trifft man 15 Jahre später einen auf der Hohe Straße und der sagt: ‚Weißt du noch, damals in Uljanowsk…!‘ Ich habe zwar etwas länger zum Wiedererkennen gebraucht als das Gegenüber, aber diese Wichtigkeit noch einmal so gespiegelt zu bekommen, dass das so lange trägt, das ist schon toll. Auch, wenn ich für viele Ehrenamtliche inzwischen der Großvater sein könnte.“

Text: Kristina Pott
Foto(s): Kristina Pott