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„Wenn die Stadt Köln es ernst meint mit dem Klimaschutz, dann darf das Brücker Wäldchen nicht abgeholzt werden“: Auch evangelische Kirchengemeinden setzen sich für dessen Erhalt ein.

Seit bekannt wurde, dass das Brücker Wäldchen möglicherweise von der Stadt Köln verkauft und für eine spätere Bebauung abgeholzt werden soll, setzen sich die Anwohner für den Erhalt des kleinen Grünzuges ein. Stark unterstützt werden sie dabei von der Evangelischen Kirchengemeinde in Brück.

Wichtig für das Mikroklima
Und ewig rauschen die Wälder. Nun ist es in Brück eher ein Wäldchen, das für Aufregung sorgt, und wie lange es noch rauscht, das ist eine Frage, die vor allem die Anwohner zurzeit stark beschäftigt. Rund 15 000 Quadratmeter ist es groß und liegt in der „Kölner Enklave in Refrath“, zwischen dem Bucheckernweg und Im Buchenkamp. „Vor gut einem halben Jahr haben wir zum ersten Mal Vertreter der Stadt Köln mit Investoren hier beobachtet“, erzählte Anwohnerin Susanne Gnann. Sie und ihr Mann Robert lebten von 1998 bis 2001 zunächst auf der Kölner Seite des Brücker Wäldchens, dann sind sie auf die andere Seite, nach Refrath, gezogen.

Reinhard Bohn im Bucheckernweg machte ähnliche Beobachtungen, und schnell wurde den Menschen in der Siedlung klar, dass ihre grüne Idylle bedroht ist. „Die Autobahn verläuft hier nur 500 Meter entfernt. Vor allem für das Mikroklima hier ist das Wäldchen unverzichtbar“, beschrieb Robert Gnann die Bedeutung des Waldstücks für die Anwohner, darunter zahlreiche Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen. Rund 80 Jahre alt seien die Laubbäume, erzählte Gnann weiter. Das dichte Unterholz biete Eichhörnchen, Igeln und Füchsen, aber auch geschützten Tier- und Vogelarten eine Lebensgrundlage. „Wenn die Stadt Köln es ernst meint mit dem Klimaschutz, dann darf das Wäldchen nicht abgeholzt werden“, ergänzte Reinhard Bohn, ebenfalls ein Anwohner.

Konkrete Anfrage eines Investors
„Ja, es gibt eine konkrete Anfrage“, bestätigte Martin Murrack, Referent von Liegenschaftsdezernent Dr. Norbert Walter-Borjans. Etwa Zweidrittel der Waldfläche liegen auf Kölner Gebiet, und da ist die Stadt Eigentümer. Der restliche Teil des Areals befinde sich in Privatbesitz. Da der Flächennutzungsplan in diesem Bereich Wohnbebauung vorsehe, werde es „früher oder später wohl zu einer Bebauung kommen“, so Murrack.

Unterschriftensammlung beim evangelischen Gemeindefest
Damit wollen sich die Bewohner vor Ort aber nicht so einfach abfinden. Unter dem Titel „Aufbäumen gegen Abholzen“ gründeten sie eine Bürgerinitiative, der etwa 20 bis 30 Familien angehören. Beim Sommerfest der evangelischen Gemeinde in Brück wurden die ersten 257 Unterschriften gesammelt, beim Brücker Waldfest folgten weitere 1000. „Mittlerweile werden es um die 1500 Unterschriften sein“, sagte Robert Gnann. Die Listen liegen noch einige Zeit aus und sollen dann an Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma geschickt werden. „Bei der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 25. Oktober werden wir auf jeden Fall Flagge zeigen“, kündigte Reinhard Bohn an. Einige Anwohner hätten sogar selbst schon Kaufanträge für kleine Teile des Wäldchens gestellt, um es für Investoren uninteressant zu machen, berichtete Susanne Gnann.

„Kirche ist immer auch politisch“
Breite Unterstützung gibt es von evangelischen Gemeinden, nicht nur in Brück, auch in den Gemeindebezirken Refrath und Kippekausen werden ebenfalls Unterschriften gesammelt. „Wir stehen hinter den Bewohnern und fordern Rat und Verwaltung auf, alle Pläne zum Verkauf und zum Abholzen sofort zu stoppen“, erklärt der Brücker Pfarrer Burkhart Demberg, der keinen Zweifel daran ließ, dass „Kirche immer auch politisch ist“. Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Brück-Merheim habe einen entsprechenden Beschluss gefasst. Wenn es um gesellschaftspolitische Themen im direkten Umfeld gehe, dann müsse sich die Kirche engagieren. „Das haben wir auch damals getan, als in Brück immer mehr Spielhallen aufgemacht haben.“ Ähnlich sehen es auch die Brücker Sozialdemokraten: „Wir unterstützen die Ziele der Bürgerinitiative und setzen uns für einen Erhalt des Brücker Wäldchens ein“, sagte der Ortsvereinsvorsitzende Marco Pagano.

EU-weite Ausschreibung beim Verkauf
Auf keinen Fall drohe allerdings ein schneller Verkauf des Brücker Wäldchens. „Wenn der politische Beschluss gefasst werden sollte, das Gebiet zu veräußern, wird das EU-weit ausgeschrieben“, erklärte Martin Murrack. Und so ein Verfahren kann dauern.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Fleischer