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Weit mehr als ein groß angelegtes Musikspektakel: Konzert des ökumenischen Kirchenmusikfestivals

Eine konzertante Nacht des Ökumenischen Kirchenmusikfestivals

In seinem Grußwort zum vierten Ökumenischen Kirchenmusikfestival hielt Stadtsuperintendent Ernst Fey fest: „Schon Martin Luther wusste um die Bedeutung der Musik für die Menschen. Musik bringt andere Töne in uns zum Klingen und spricht unterschiedliche Seiten in uns an. Musik berührt die Herzen und überwindet die Grenzen des Verstandes. Als Gabe und Geschenk Gottes bereichert die Musik auch unsere Kirchen“.

Eine musikalisch-konzertante Nacht der Superlative war am 15. Mai in der Basilika St. Aposteln zu erleben. In der zentralen Veranstaltung des vierten ökumenischen Kirchenmusikfestivals präsentierten die evangelischen und katholischen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker eindrucksvoll, welche hohen musikalischen Ziele erreichbar sind, wenn die gesamte Kirchenmusikszene der Musikstadt Köln ihre Kräfte bündelt.

Dabei war die konzertante Nacht weit mehr als bloß ein groß angelegtes Musikspektakel mit mehr als 100 Mitwirkenden und mehreren hundert Besuchern. Geboten wurde ein thematisch wie dramaturgisch fein ausgeklügeltes Gesamtkunstwerk, das sowohl in der Qualität der einzelnen Darbietungen, der Thematik, der musikalischen Stilistik und nicht zuletzt hinsichtlich der eindrucksvollen Lichtregie den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht.

Entsprechend der inhaltlichen Struktur des Themas „Blick nach oben“ erklang in drei Teilen Musik zu drei hohen Festtagen des Kirchenjahres Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten. Seine Entsprechung fand die Dreiteiligkeit auch in der Stilistik der aufgeführten Werke: Auf dem Programm standen neben alter Musik der Gregorianik und des Mittelalters auch Werke der Romantik und zahlreiche Werke neuer Musik, die teilweise an diesem Abend uraufgeführt wurden.

Ein großes Lob verdienen auch die Ausführenden der einzelnen Werke. Hier ist zunächst die neu gegründete und professionell besetzte Schola „Ars Choralis Coeln“ zu nennen, die unter Leitung von Maria Jonas und Oliver Sperling mit edlem Stimmklang und großer musikalischer Kompetenz Kirchenwerke des frühen Mittelalters aufführte. Eindrucksvoll war zu erleben, wie sich diese gregorianische Musik in der romanischen Basilika entfaltete und über den Kunstgenuss hinaus zu einem spirituell tragenden Element wurde.

Thomas Gebhardt sorgte für stilistischen Kontrast: Er führte zusammen mit der Chorgemeinschaft St. Bernhard, dem Collegium Cantorum Köln und dem Polygon Kammerorchester die bislang in Deutschland unentdeckte Kantate „The World of the Spirit“ von Benjamin Britten auf. Klangschön und in großem Ton entwickelte Gebhardt das sinfonische Werk in der großen Akustik der Kirche. Neben zahlreichen anderen Mitwirkenden seien noch die Organisten des Abends erwähnt: Mit Margareta Hürholz, Winfried Bönig und Johannes Geffert waren immerhin drei Kölner Orgelprofessoren versammelt, die die Kompetenz der Kölner Musikhochschule eindrucksvoll repräsentierten.


 


 

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
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