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Weihnachtsgeschichte in drei Sprachen

Zusammen mit Pfarrerin Dorothee Schaper, im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zuständig für christlich-muslimische Begegnung, mit Mitarbeitern der Johanniter und Freiwilligen hatten Flüchtlinge syrisch-orthodoxen Glaubens einen Weihnachtsgottesdienst in der Zeltstadt Köln-Chorweiler vorbereitet. Weil die Bewohnerinnen und Bewohner der Landeseinrichtung kurzfristig auf die Kommunen verlegt wurden, nahmen stattdessen Bewohner einer Leverkusener Einrichtung teil.

Der Wind rüttelte an den Zeltbahnen, Regen prasselte auf das Dach: Die Wohnbehaglichkeit der rund 900 Flüchtlinge, die mehrere Monate in der Zeltstadt Chorweiler wohnten, übertraf wahrscheinlich kaum die der Heiligen Familie in ihrem Stall. Einen schlichten Mehrzwecktisch hatten Dorothee Schaper und weitere Helfer mit einem Adventskranz und Krippenfiguren dekoriert. Schade, dass die Bewohner syrisch-orthodoxen Glaubens kurz vor ihrem Gottesdienst verlegt wurden, fand Mika Kaiser von den Johannitern. „Die sind sehr traurig, dass sie jetzt nicht dabei sein können“. Die rund 15 Erwachsenen und 10 Kinder aus Leverkusen erwiesen sich aber als ebenso andächtiges Publikum.

Vertrautes und Fremdes
Vieles an der Dekoration war fremd, zum Beispiel der Adventskranz. Die Weihnachtskrippe erläuterte die Pfarrerin: „Viele Deutsche haben zu Weihnachten so eine Krippe im Wohnzimmer und lesen die Weihnachtsgeschichte“. Schaper und zwei Mitwirkende trugen an diesem Abend die Weihnachtsgeschichte auf Deutsch, Arabisch und Farsi vor. Völlig fremd ist die Weihnachtsgeschichte Menschen muslimischen Glaubens nicht, denn sie wird auch im Koran erzählt. „Da wird Jesus unter einer Palme geboren, Josef kommt nicht vor, Maria zieht sich zur Geburt in die Wüste zurück, um der Schande als unverheiratete Frau zu entgehen“.

Elemente aus Bibel und Koran
Die Palme fand sich auch als Motiv auf einer Postkarte, herausgegeben von der Melanchthon-Akademie. Sie zeigt scherenschnittartig die Figuren von Maria, Josef und einem herannahenden Hirten, Krippe und Stall stehen unter einer Palme und verbinden so die Elemente aus Bibel und Koran. „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lukas 2, 14), ist dort dreisprachig auf Englisch, Deutsch und Arabisch zu lesen.

Sorge um das besondere Kind
Statt einer konventionellen Predigt „redeten“ die Krippenfiguren. Ihre Gedanken und Gefühle teilten sie den Besucherinnen und Besuchern dreisprachig mit: Maria ließen sie von ihrer Sorge um dieses besondere Kind und das schwere Geheimnis erzählen, Josef von seiner schwierigen Ziehvaterschaft und den Gedanken an die Flucht nach Ägypten. „Alle interessieren sich für mich – dabei bin ich doch nur ein kleiner jüdischer Junge“, ließen sie zum Schluss auch Jesus sprechen.

Ausklang mir persischer Musik
„Ich freue mich besonders, dass sich heute Christentum und Islam begegnen“, betonte Mehrdad Razi, der anschließend die Feier gemeinsam mit Jalda Iazdani und Fatheme Alikhah mit persischer Musik ausklingen ließ. „Auf politischer Ebene gibt es viele Konflikte, ich freue mich, dass wir heute das Gegenteil feiern“. Als das Trio ein afghanisches Lied anstimmte, brachten die vertrauten Klänge sogar einige Besucher zum Mitsingen. Für das europäische Element in der Musik sorgten Joscha, Roya und Nima, Schülerinnen und Schüler der Rheinischen Musikschule, mit Geige und Cello.

Text: Annette von Czarnowski
Foto(s): Annette von Czarnowski