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Wegweisend für das 21. Jahrhundert: die neue Immanuel-Kirche

Der Satz, mit dem die neue Kirche in Stammheim eingeweiht wurde, war protestantisch schlicht: „Hiermit ist die Immanuel-Kirche der Evangelischen Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim eingeweiht“, sagte Christiane Friedrich. Daraufhin läuteten alle drei Glocken in dem frei stehenden Turm vor der Kirche. Ein erhabener Moment. Die Glocken stammen übrigens von der ehemaligen Flittarder Lukaskirche.

Gottesdienst mit 650 Besuchern
Auf diesen besonderen Moment hatten die Gemeindeglieder schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn des Einweihungsgottesdienstes gewartet. Eine lange Schlange hatte sich vor der Kirche gebildet, bis schließlich Pfarrer Gerold Vorländer und Vikar Sebastian Baer-Henney nach dem Durchschneiden des symbolischen Bandes mit dem Lied „Tut mir auf die schöne Pforte“ an der Spitze der Gemeinde in die Immanuel-Kirche einzogen. 650 Besucherinnen und Besucher wurden schließlich gezählt. Da musste sich mancher mit einem Stehplatz abfinden.

Kirche mit Himmelsfenster
Vorländer hatte für die Predigt im Einweihungsgottesdienst den Text 1. Mose 28, 10-13, 15 und 19 ausgewählt. Darin geht es um Jakob, für den Gott in seinem Leben zunächst keine große Rolle gespielt hat. Doch dann: „Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und der Herr stand oben darauf und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott…“ Der Pfarrer verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, „dass immer wieder über Menschen, die hier hinein kommen, der Himmel aufgeht. Eine Erwartung, die die Architektur ja deutlich unterstützt mit dem Himmelsfenster und demnächst noch dem farbigen, von unten nach oben heller werdenden Screen hier vorn.“

Lotterie für eine Orgel
„Wir hoffen und beten“, fuhr Vorländer fort, „dass der lebendige Gott auch hier in der Immanuel-Kirche immer wieder das Unverfügbare schenkt: Dass wir seine Zusage hören und spüren: ,Siehe, ich bin mit Dir und will Dich behüten, wo Du hinziehst.“ Während der Bauzeit konnte die Gemeinde ihre Gottesdienste in der katholischen Kirche St. Johannes feiern. Die musikalische Begleitung des Einweihungsgottesdienstes hatte der Bläserkreis der Gemeinde und der Gemeindechor übernommen. Auf Orgelklänge musste man vorerst noch verzichten. Die Orgel wird am 21. April eingeweiht. Da das Instrument komplett aus Spenden finanziert werden muss, läuft noch bis zur Einweihung eine Kirchbau-Lotterie. Der Gewinner erhält als Preis eine Reise nach Berlin.

Pfarrer Gerold Vorländer (re.)  beim Einzug in die Kirche
Viele Spenden für den Bau

Pfarrerin Andrea Vogel, Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, war als Vertreterin des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region gekommen: Sie freute sich, dass „die Kirche wieder im Ort ist“. Der Kirchenverband hat für den Bau der 3,5 Millionen teuren Kirche einen Zuschuss in Höhe von einer Million Euro geleistet. Dazu kamen der Erlös aus dem Verkauf der Flittarder Lukaskirche und viele Spenden der Gemeindeglieder. Die belaufen sich bis jetzt auf 265.000 Euro.

12 Meter "sakrales Flair"
Einen Blick zurück warf der Kölner Architekt Volker Langenbach, der den siebenjährigen Prozess von ersten Ideen bis zur Einweihung der Kirche als Projektsteuerer begleitet hat. Er lobte insbesondere das Architekturbüro Sauerbruch und Hutton aus Berlin, dem es gelungen sei, einen sakralen Raum zu kreieren, der darüber hinaus mit den Nebenräumen auch für andere Veranstaltungen der Gemeinde genutzt werden könne. Vor allem die Höhe von zwölf Metern verleihe der Kirche ein sakrales Flair und erinnere an die Tempel des Alten Testaments. „Damit wird die Immanuel-Kirche wegweisend sein für den protestantischen Kirchenbau des 21. Jahrhunderts im Rheinland.“

Holz "bedeutet Erdung"
Auch der neue Präses freut sich, auch wenn er an der Einweihung nicht teilnehmen konnte. Er wurde zur gleichen Zeit in sein Amt eingeführt. Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, schrieb: „Ihre neue Kirche ist ganz aus Holz gebaut. Das bedeutet Erdung, Bodenhaftung. Kirche ist bei den Menschen. Sie hat ein Himmelsfenster, ermöglicht den Blick nach oben ins Weite, Freie. Das Fenster in den Himmel gewährt die Aussicht auf einen weiteren Horizont als wir ihn üblicherweise hier unten auf der Erde haben; hin zu dem, von dem es in Psalm 36 heißt: ,Herr, Deine Güte reicht, so weit der Himmel ist; und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann