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Citykirchen-Pfarrer Markus Herzberg auf dem neuen Antonierkirchplatz vor der Antoniterkirche in Köln

Was eine Heimatkirche ausmacht – Ein Interview des DOMRADIO mit Pfarrer Markus Herzberg

Eine Kirche wird eine Heimatkirche, wenn sie ein Zuhause ist. „Dort darf man sein, wie man ist und muss sich nicht verstellen oder verstecken mit dem, was man lebt”, beschreibt Markus Herzberg in einem Radio-Interview mit dem DOMRADIO.

Jeder Mensch ist wichtig, willkommen und wird so, wie er oder sie ist, in die Gemeinde integriert, erklärt der Citykirchen-Pfarrer. Dabei spielt es keine Rolle, wer das Gegenüber ist oder was er oder sie hat oder nicht hat. Menschen merken das und fühlen sich willkommen, nimmt der Pfarrer wahr. Nach dem Gottesdienst wird in der Kirche ein Kirchencafé gefeiert. Fragen werden gestellt, Wünsche geäußert und auch Dinge, die nicht gefallen haben, werden benannt. „Ich bin genauso ein Suchender wie andere Christinnen und Christen auch und ich lerne auch durch die Gemeinde dazu“, gibt Herzberg seine Überzeugung wieder.

Wo ich mich zu Hause fühle und Menschen sind, die ich gerne mag

Seit 2009 ist Herzberg Pfarrer der Antoniterkirche in Köln. Der gebürtige Duisburger beschreibt im Interview weiter, was Heimat für ihn bedeutet: „Es ist nicht das, wo ich lebe oder wo ich groß geworden bin. Sondern da, wo ich mich zu Hause fühle. Wo Menschen sind, die ich gerne mag.” Herzberg hat eine Heimatkirche in Duisburg und eine in Köln. Die Heimatkirche in Köln liegt an der Schildergasse, inmitten der Kölner Innenstadt. Die mittelalterliche Kirche unterbricht das ansonsten hektische Treiben von Touristinnen und Touristen und denjenigen, die zum Bummeln hergekommen sind.

„Ich hab‘ einen Kern, die kommen immer – von nah und fern – und dann gibt’s immer auch einen Teil, die immer wieder neu sind.“ Herzberg freut sich über eben diese Zusammensetzung der 200 bis 400 Menschen, die täglich seine Heimatkirche besuchen. Ohne sie, empfände der Citykirchenpfarrer seine Kirche als toten Ort.

Barlachs „Fliegende Madonna“

Für Kultur- und Geschichtsinteressierte ist „Der Schwebende” ein Besuchermagnet. Bei dem Modell handelt es sich um ein Mahnmal für die Toten des Ersten Weltkriegs. Das Original von 1939 wurde von den Nazis als entartete Kunst eingestuft und 1941 eingeschmolzen. Der in der Antoniterkirche hängende Zweitguss konnte mit einer geheim verwahrten Gipsfigur, die zur Herstellung benötigt wurde, 1952 wiederhergestellt werden. Heute ist „Der Schwebende” im Seitenschiff der Kirche zu sehen.

„Och, lass‘ uns bei de Mutter Jottes mal ’ne Kerze anmachen.” – „Is aber ne komische Mutter Jottes – die fliescht”, ist ein Dialog zweier Besucherinnen, der Herzberg besonders im Gedächtnis geblieben ist. Herzberg entschied sich, damals nicht korrigierend einzugreifen. Für die beiden war Ernst Barlachs Statue eben eine Art „fliegende Madonna“. „Kunst ist halt das, was die Leute darin sehen.”


Das komplette Interview des DOMRADIO mit Pfarrer Markus Herzberg finden Sie hier.

Text: DOMRADIO.de/APK
Foto(s): APK