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Das Gemälde von Ferdinand Pauwels, "Luthers Thesenanschlag", 1872

Was bedeutet Reformation? – Ein kurzer Überblick zum Reformationstag

Hin und wieder braucht die Kirche frischen Wind. Vor mehr als 500 Jahren brachten eigensinnige Theologen die fest gefügte Ordnung durcheinander.

Zahlreiche Neuerer rebellierten im Mittelalter gegen eine moralisch verkommene Kirche. Petrus Waldes, Franz von Assisi, John Wyclif, Jan Hus, Martin Luther und Huldrych Zwingli sind nur einige von ihnen. Sie wollten, dass Priester und Bischöfe den Menschen im Geist der Bibel helfen – statt ihre seelische Not auszubeuten wie zu Luthers Zeiten durch den Verkauf von Ablassbriefen, die angeblich die Strafen für die Sünden verringerten. Sie wollten Kultur und Bildung unter die Leute bringen. Sie hatten keinen Namen für ihr Neuerungswerk, sie wollten lediglich die fehlgelaufene Geschichte korrigieren (lateinisch: corrigere), die Kirche der Frühzeit wiederherstellen (restituere), eine verkrustete Lehre erneuern (renovare) und die kirchlichen Ämter umgestalten (reformare).

Im 18. Jahrhundert setzte sich für solche Neuerungsbestrebungen auch im Deutschen der französische Fachbegriff „Réforme“ durch. Das Wort „Reformation“ wurde zum Epochenbegriff. Für Geschichtsschreiber markiert das Zeitalter der Reformation den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Den Kirchenreformern lag nichts ferner, als neue Bekenntnisse oder gar eine nationale Kirche zu schaffen. Sie wollten wie die ersten Christen wieder über das predigen, was in der Bibel steht.

Zum problematischen Erbe der Reformation zählt die Zersplitterung der Christenheit in viele Konfessionen. Eskaliert ein Streit, neigen Protestanten dazu, eine eigene Kirche aufzumachen. Dabei hatten sich die Christen der Frühzeit stets um organisatorische Geschlossenheit bemüht – auch wenn es zu keiner Zeit eine einzige weltweite Kirche gegeben hat.

Eine Kirche, die sich auf den Gott der Liebe beruft, braucht immer wieder frischen Wind. Es sollte aber niemand meinen, dass jede Reform auch eine Besserung sei. Gerade die Reformer des 16. Jahrhunderts waren in dieser Hinsicht sehr pessimistisch. Egal was Menschen tun, nie habe ihr Werk vor Gott Bestand, lehrten sie. Der Mensch sei ganz auf Gottes Gnade angewiesen. In ihrem Reformeifer ließen sie sich davon allerdings nicht bremsen.

Text: Burkhard Weitz, aus: "chrismon" / gemeindebrief.de
Foto(s): Thomas Lohnes / epd bild / gemeindebrief.de