Endlich hat sie es geschafft. Johanna Kalinna ist mit der Ordination in der Jesus-Christus-Kirche in Kalk endgültig zur Pfarrerin dort berufen worden. In einem festlichen Gottesdienst mir Orgel, Klavier und Trompete wurde Johanna Kalinna durch Assessor Pfarrer Torsten Krall in einem Corona-konformen Gottesdienst ordiniert.
„Wir geben dir heute unseren Redestein“
Nach einem Einzug durch das Kirchenschiff begrüßte Pfarrerin Selma Thiesbonenkamp die Gäste, darunter viele ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Johanna Kalinna, ihre Familie und Freunde und natürlich die Mitglieder der Gemeinde. Mit einem gesungenen Gebet aus Psalm 80 startete der Gottesdienst, in der Lesung war der Zweifel Jemerias das Thema, nachdem ihn Gott zum Propheten berufen hatte. „Ich beschütze dich und lege mein Wort in deinen Mund“, waren Gottes Worte, um die Zweifel von Jeremias, ein guter Prophet zu sein, zu besiegen.
Torsten Krall nahm in seiner Ansprache zur Ordination diesen Faden auf. „Jeremias wollte nicht sprechen, das wird Johanna kaum passieren, so wie ich sie kenne.“ Er verglich ihre Rolle mit einer Erfahrung aus ihrer Jugend: „In deiner Familie ging ein Redestein um, wer den hatte, durfte reden. Wir als deine Familie geben dir heute unseren Redestein.“ Ordination sei kein elterlicher Akt, der das Wort gibt. „Nein, wir wollen dich hören. Wir glauben, dass du das kannst. Ich freue mich, dich heute hier ordinieren zu dürfen.“
Ein einstimmiges Ja zur Ordination
Zum eigentlich Akt der Ordination wurde Johanna Kalinna mit Gemeindemitgliedern zum Altar gerufen. Jeder, der etwas zur Ordination zu sagen hatte, durfte das Wort ergreifen. Einwände gab es erwartungsgemäß keine, der neuen Pfarrerin wurden einige Bibelstellen und persönliche Worte mit auf den Weg gegeben. „Hilf den Menschen, rede mit den Menschen, vertrau dich im Gebet Gott an.“ „Du bist in der Gemeinschaft unserer Kirche geborgen.“ „Das Wort, das von Gott ausgeht, kehrt nicht wirkungslos zurück.“ Anschließend fragte Torsten Krall die Gemeinde und Johanna Kalinna, ob sie die Ordination wollen, es kam ein einstimmiges Ja von allen Seiten. „Mit der Ordination bist du beauftragt, alle entsprechenden Handlungen hier in der Gemeinde zu vollziehen.“ Mit einem Segen wurde die Ordination abgeschlossen.
„Die Rettung kann nur von Gott kommen“
In ihrer Predigt spannte Johanna Kalinna den Bogen vom Propheten Jesaja in die Gegenwart. „Eine Ärztin von der Intensivstation hat mir erzählt – so schlimm wie jetzt war es noch nie. Eine Frau, die ihren Mann vermisst, hat mir erzählt – so schlimm war es noch nie.“ Genau das könne man auf die Gesellschaft übertragen. „Wir finden kein Gespräch mehr in der Gesellschaft, wir hören dem anderen gar nicht mehr zu. Auch Impfgegner sind Gottes Kinder, auch wenn sie einen riesigen Fehler machen.“
Dann erinnert sie an Jesaja, der Gott nach der Zerstörung Israels anflehte: Reiß doch den Himmel auf und komm zu uns herab. „Damals lag der jüdische Staat in Trümmern, unsere Trümmer sind das nicht reden. Wie begegnen wir dem anderen, ohne ihn zu kriminalisieren?“ Das könne man auch auf andere großen Probleme der heutigen Gesellschaft wie die Diskussion über den Klimawandel übertragen. Hier kommt wieder Jesaja ins Spiel, der Gott anflehte: „Du Herr bist unser Befreier, unser Erlöser. Warum lässt du uns in die Irre gehen?“ Jesus beschreibe einen Weg: wenn die Menschen sich ändern und es schaffen, gerecht miteinander zu sein, kann diese Spaltung überwunden werden. Dazu müsse auch jeder sich selber sehen. „Jesaja sagt, ich muss selber etwas tun, ich muss aus meiner Blase heraus.“ Doch irgendwann stoße jeder an seine Grenzen. „Es ist ganz klar Gott ist der Erlöser. Die Rettung kann nur von Gott kommen. Am Ende bin ich auf Gott angewiesen.“
Nach den Fürbitten, die von den Konfirmanden vorgetragen wurden, betete die Gemeinde gemeinsam das Vaterunser, um dann nach dem festlichen Auszug am Lagerfeuer bei Glühwein, Bratwurst und Waffeln die allgemeine Lage zu diskutieren.
Foto(s): Dr. Klemens Surmann