Acht Jahre und drei Monate lang hat Pfarrerin Alice Husken mit ihrem Einsatz für die Kita oder die Seniorentage, für Ökumene im „Veedel“ und den neu gebauten Glockenturm der Trinitatiskirche Neubrück, mit ihrer Lebendigkeit und jährlichen, karnevalistisch-ökumenischen Auftritten – gemeinsam mit dem katholischen Kollegen Klaus Bußmann der Nachbargemeinde St. Adelheid – als „Klaus und Maus“ die Evangelische Kirchengemeinde Neubrück geprägt. Jetzt wurde Husken als Gemeindepfarrerin verabschiedet, und hat ab 1. Februar eine Pfarrstelle des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region am Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg in Köln-Zollstock angenommen.
Zu den „Highlights“ ihrer Amtszeit zählen sicherlich das 10. Jubiläum der ökumenischen Partnerschaftsvereinbarung zwischen der evangelischen Gemeinde und St. Adelheid in Neubrück im Jahr 2009 – es war deutschlandweit die erste Gemeindepartnerschaft dieser Art. Außerdem die Tatsache, dass die Gemeinde es – trotz völliger Mittelknappheit – fertigbrachte, einen neuen Turm inklusive Glocken zu bauen, komplett aus „eigener Tasche“ bezahlt, also nur über Spendenmittel finanziert: Rund 150.000 Euro kostete das gesamte Projekt, allein 63.000 Euro mussten für die Glocken angelegt werden.
Frau Husken, was waren denn die weiteren „Highlights“ in diesen über acht Jahren? Allein 2008 gab es mehrere, ökumenisch gefeierte Jubiläen: seit 30 Jahre existieren die „Neubrücker Seniorentage“, der „Stamm der Pfadfinder“ ebenfalls seit 30 Jahren – deren Jübiläum wurde in Jurten auf dem evangelischen Gelände gefeiert, die Presse hat ausführlich darüber berichtet. Schließlich auch noch das 40-jährige Bestehen des ökumenischen Elterbildungswerks Neubrück. Und last but not least: Unsere eigene Gemeinde feierte im Juni 2008 „35 Jahr – noch immer lebendig und klar“. Dieses kleine Jubiläum wurde ganz bewusst gefeiert, da die Gemeinde ihre finanzielle Krise mit Erhalt ihrer Kita überlebt hatte.
Ein Jahr zurück, 2007, war natürlich der Deutsche Evangelische Kirchentag in Köln das absolute „Highlight“, auch hier in Neubrück: Mit Unterstützung der Pfadfinder, der katholischen Jugend, den „Ubiern“, eigenen jungen Leuten, mit Gemeindegliedern und katholischen Geschwistern aus St. Adelheid sowie mit Hilfe von Menschen aus dem gesamten Ort – initiiert durch den Bürgerverein -, konnten wir zahlreiche Kirchentags-Gäste privat und in Schulen beherbergen und mit allen ein wunderschönes Kirchentags-Fest feiern.
Und dann gibt es hier in Neubrück noch die jährlich wiederkehrenden Highlights: etwa die Adelheidiade, das ökumenische Stadtteilfest, die ökumenische, stadtbezogene Seniorenwoche, auch den jährlichen Auftritt der beiden Ortspfarrer am „Kölsch Ovend“ als „Klaus und Maus“. Dann die Weihnachtsfeier für Seniorinnen und Senioren der Gemeinde mit Beteiligung aller Generationen. Das sieht zum Beispiel so aus: Konfis verteilen die Einladungen, Gemeindeglieder räumen die Kirchbänke aus – 2009 übernahmen das die Pfadfinder. Auch an der Programmgestatung der Senioren- und Weihnachtsfeier beteiligen sich jedes Jahr viele Gruppen, etwa das Gemshornquarttett, die Kinder aus der Kita „Regenbogen“ und der städtischen Grundschule, der ökumenische Sing- und Flötenkreis, verschiedene Solisten und Vortragende, um Deko und die selbstgebacken Kuchen kümmern sich alle gemeinsam. Auch der Familiengottesdienst am 24. Dezember geschah immer – mit selbst verfassten Stücken – in Vernetzung mit der Konfirmanden- und Jugendarbeit.
Gegenfrage: Warum sind eigentlich nur die „großen Highligts“ wichtig?
Was zählt, ist doch vor allem, wie reich und lebendig das Leben einer Gemeinde – gerade im Alltag, im Verlauf des gesamten Jahres – ist. Da sind die vielen „kleinen Highlights“ zu benennen: wenn ein Seelsorgegespräch Trost schenkt, sich junge Menschen im Konfirmandenunterricht und in der Jugendarbeit motivieren lassen,
wenn sich Menschen – wie eben hier in Neubrück – ehrenamtlich unermüdlich, verlässlich und treu einbringen. Oder auch, wenn Kinder beim Einkaufen fragen. „Wann ist denn wieder Gottesdienst für uns?“ Wenn die Kleinen aus dem Kindergarten über den Zaun hinweg in den privaten Garten rufen: „Frau Husken, spielst du mit uns?“
Wenn im Gemeindehaus überall ganz oft ganz unterschiedliche Musik erklingt, von den Bands bis hin zu Flöten und den „Gemsen“.
Was werden Sie vermissen?
Die unzähligen treuen und aktiven Menschen, die sich immer wieder voller Elan und Engagement, mit Verstand und Herz für die Gemeinde – für beide Kirchengemeinden – und zugleich zum Wohl des gesamten Veedels einsetzen. Eine Gemeinde, in der gemeinsam gelebt und gearbeitet, gefeiert und gelacht, zugleich aber auch geweint und getrauert werden kann.
Was wünschen Sie der Gemeinde für die Zukunft?
Gottvertrauen und damit Durchhaltevermögen im Sinne der Jahreslosung
(Johannesevangelium 14,1)
„Jesus Christus spricht:
Euer Herz erschrecke nicht
Glaubt an mich und glaubt an Gott!“
In diesem Sinne: auch Mut und Kreativität, in den anstehenden Veränderungen konzeptionell mit Hilfe des Evangeliums, gepaart mit gesundem Menschenverstand, Strukturen zu schaffen für die Zukunft einer lebendigen, kleinen, aber feinen Gemeinde.
Foto(s): Rahmann
