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„Waffeln statt Waffen“: Mahnwachen gegen Waffengeschäft der Südstadt

Wer zum Teufel braucht einen Teleskop-Schlagstock? Oder ein Butterfly-Messer? Oder eine Pistole, mit der man kleine Farbkugeln abfeuern kann, die aber aus einem Meter Entfernung so täuschend echt aussieht, dass sie schon einigen zum Verhängnis geworden ist, weil die Polizei sie eben für echt hielt und „zurückgeschossen“ hat?
Viele Menschen brauchen so etwas, glauben die Verantwortlichen der „PW Tobacco Konzept GmbH“ mit Sitz im sauerländischen Arnsberg. Die betreibt 30 Geschäfte, in denen alle oben genannten Waren angeboten werden. Und noch einige mehr: Einsatzstiefel der GSG 9, ein Modell des Panzerkampfwagens „German Panther“ für 119 Euro, „Pro Secure Elektro-Schocker“ und Pfefferspray. Er verkaufe an Sicherheitsdienste, aber auch an Privatleute, die sich schützen wollten, sagt Udo Schalla, Verkaufsleiter in der jüngst eröffneten Zweigstelle an der Bonner Straße in der Kölner Südstadt, und er betont auch gleich, dass sich alles im gesetzlichen Rahmen bewege.

„Veedel ohne Waffen. Du sollst nicht töten spielen!“
Doch jetzt regt sich Protest. Hans Mörtter, Pfarrer an der evangelischen Lutherkirche, hat zu Mahnwachen aufgerufen. Zweimal hat man sich schon getroffen, und auch am letzten Samstagevor Weihnachten wird man wieder zwischen 12 Uhr und 14 Uhr vor dem Laden an der Kreuzung Bonner Straße/Zugweg Wache stehen und das Transparent mit der Aufschrift „Veedel ohne Waffen. Du sollst nicht töten spielen“ präsentieren. Mörtter ist wütend darüber, dass in Deutschland gerade im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Krieg wieder von dem „großen Abenteuer“ gesprochen werde. „Das große Abenteuer ist tödlich oder auf jeden Fall traumatisch“, spielt er auf die psychischen Probleme vieler Soldaten nach der Rückkehr vom Hindukusch an. „Dieser Laden an dieser Ecke hat da überhaupt nichts zu suchen“, erklärt der Pfarrer und verweist auf die den Offenen Jugendtreff um die Ecke an der Elsaßstraße mit Jugendlichen, „die dafür anfällig sind“. Die Schwelle, um die Softair-Pistolen oder Kindermesser, die wie Kampfmesser aussehen, kaufen zu können, müsse sehr hoch sein. „Im Internet kann man erst mit 18 Jahren etwas kaufen, weil erst ab diesem Alter Online-Banking möglich ist.“

„Wir lassen uns unsere Veedel nicht von Geschäftemachern kaputt machen“.

„Entsetzt über die Offenheit und die Aggressivität der Darstellung“ ist Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne), der auf einen Schluck Glühwein mitdemonstrierte. Er lobte die Initiative der Anwohner, die unter dem Motto stehe“Wir lassen uns unsere Veedel nicht von irgendwelchen Geschäftemachern kaputt machen“. Von seiten der Bezirksvertretung Innenstadt könne man wenig ausrichten. Aber man werden natürlich genau hinschauen. Der Veedelspolizist werde sich häufiger mal vorbeischauen, das Ordnungsamt werde ebenfalls seine Aufgaben erledigen.

Auseinandersetzung mit „friedlichen Mitteln“
Mörtter richtet sich auf eine lange Auseinandersetzung mit „friedlichen Mitteln ohne Provokation“ ein. In Hamm hätten die Anwohner erreicht, dass die Betreiber einen Laden dieser Art geschlossen haben. Das ist das erklärte Ziel der Demonstranten. Und mit steigenden Temperaturen könnten die Protestaktionen auch wieder „etwas phantasievoller“ werden. Am kommenden Samstag steigt das kulinarische Niveau der Veranstaltung weiter: Dann demonstriert man unter dem Motto „Waffeln statt Waffen.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann