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Von Orgel zu Orgel unterm Regenschirm

Viel wird über „Trost und Hoffnung“ in der Kirche gesprochen. Doch oft liegen Trost und Hoffnung nicht im Wort, sondern vielmehr in anderen Dingen: etwa in einer Geste, einem Blick und vor allem auch in der Musik. Von daher durften diejenigen gespannt sein, die sich Ende Mai eines Sonntagnachmittags bei der 15. Dellbrücker Orgelwanderung „auf die Socken“ machten, die dieses Jahr just unter dem Motto „Trost und Hoffnung“ stand. An der ökumenischen Veranstaltung beteiligten sich die evangelischen Organisten der Pauluskirche und der Christuskirche sowie die katholischen Organisten von St. Joseph und St. Norbert.

„Wir sind das erste Mal dabei“, erzählte Anne Schupp-Wittig, den Fahrradhelm unter den Arm geklemmt. Sie wandert gern mit ihrem Mann Johannes und ist „dank Internet“ auf die Orgelwanderung aufmerksam geworden, zu der sie mit dem Fahrrad von Dünnwald nach Dellbrück geradelt sind. „Orgelmusik passt ja auch gut zum Sonntag“, sagte die junge Frau lächelnd und setzte hinzu: „Ich habe früher selbst Orgel gespielt.“

„Ein bisschen Ruhe finden“
Wie das Ehepaar waren auch rund 70 andere Orgelinteressierte zum Startpunkt Pauluskirche gekommen, wo Organist Thomas Becker sie begrüßte. Er verwies auf die zentrale Bedeutung von „Trost und Hoffnung“ in der Religion und wünschte den Zuhörerinnen und Zuhörern, dass sie „ein bisschen nach innen und Ruhe finden mögen“. Dafür hatte er fünf kurze, zum Teil unbekanntere Stücke beziehungsweise Choralbearbeitungen ausgewählt: von Johann Sebastian Bach, Léon Boëllmann, Frank Michael Beyer, Louis Niedermeyer und Franz Liszt. Diese brachte er an der Schleifladen-Orgel zu Gehör, die 1969 von der Kölner Firma Peter gebaut worden war.

Die größte der vier Orgeln
Solchermaßen eingestimmt spazierte oder radelte die Schar ein paar Straßen weiter zur Kirche St. Joseph, wo Dr. Josef Dahlberg kurz in die drei Stücke einführte, die er auf der dortigen Schleifladen-Orgel mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur spielen wollte. Die 1981 von der Bonner Firma Klais erbaute Orgel ist die größte der vier Dellbrücker Orgeln, ihr elektronischer Registersetzer verfügt über 7128 Kombinationen. In die Orgel sind Register der Vorgängerorgeln von 1892 (Seifert, Köln) und 1928 (Klais, Bonn) integriert.

Das „traurigste klassische Stück“
Dahlberg zeigte, was in dem Instrument steckt, indem er nach „Cortège et Litanie“ von Marcel Dupré zunächst ein Stück spielte, das 2004 von den BBC-Hörern zum „traurigsten klassischen Stück“ gewählt worden war: „Adagio for Strings“ von Samuel Barber. Die leichten Töne waberten von der Orgelempore aus durch den hellen Bau und verzauberten die Zuhörenden. Umso kontrastreicher erschien das nächste Stück „Litanies“ von Jehan Alain, der seine Traurigkeit über den Tod seiner Schwester verarbeitet hatte und dessen gewaltige und schnelle Klangfolgen die Orgelwanderer beeindruckten.

Buxtehude in St. Norbert
Trotz erster Regentropfen marschierten die Orgelfreunde zum nächsten Orgel-Stopp in St. Norbert weiter. Dort wurden sie von Anja Dewey und einer Kegelladen-Orgel, die 1957 von der Firma Seifert in Kevelaer gebaut worden war und die über eine elektrische Spiel- und Registertraktur verfügt, erwartet. Die Organistin präsentierte ein Stück von Flor Peeters und eines von Dietrich Buxtehude.

Mit Schirm zur Christuskirche
Sicherheit bot das Wetter dagegen nicht: Es regnete in Strömen, als die Orgelfreunde wieder ins Freie traten. Schirme schnappten auf, Regencapes wurden angelegt. Wer nicht so gut vorgesorgt hatte, erreichte recht nass die letzte Station der Orgelwanderung: die Christuskirche, wo Mechthild Brand die Schar erwartete, die trotz des Regens nicht geschrumpft zu sein schien. Der Organistin stand eine Schleifladen-Orgel mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur zur Verfügung, 1967 von der Kölner Firma Peter gebaut. Anders als in den drei vorherigen Kirchen hatten die Zuhörer die Orgel nun im Blick, da sie sich im Altarraum befindet. Mechthild Brand spielte Werke von César Franck und Franz Liszt, deren oft traurige Klänge zum Wetter und dem Blau-Grau der Fensterscheiben passten.

Fazit: "Ökumene ist ein Geschenk"
„Es ist ein Geschenk, dass man an so einem regnerischen Tag immer wieder eingestimmt wird auf die Ökumene“, sagte Otmar Baumberger, Pfarrer der Christuskirche, in seinem Abschlusswort. Er dankte den vier Organisten, überreichte Blumensträuße und verriet, er selbst habe in dem „musikalischen Fächer“ manche Tonfolgen entdeckt, die an Rock, Blues und Jazz erinnerten, an die Beatles und die Doors. Beim anschließenden Umtrunk trank auch Johannes Brezina ein Kölsch. Er war das erste Mal bei einer Orgelwanderung dabei und bilanzierte: „Es war sehr gut! Interessant ist es, die Orgeln im Raum zu hören.“ Dem stimmte Maria Breuer zu, die schon mehrmals mitwanderte. „Der ökumenische Zusammenhalt hier in Dellbrück ist sehr gut, das wollen wir unterstützen.“ Ehrensache, dass sie 2017 wieder mit dabei ist, wenn die Orgelwanderung anlässlich des Reformationsjubiläums unter dem Motto „Luther“ stehen wird.

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser