„Singet dem Herrn ein neues Lied!“: Diese Aufforderung aus Psalm 98 stand nicht nur über dem Sonntag „Kantate“, sondern auch als Motto über dem Festgottesdienst zum 50-jährigen Bestehen des Chores der Thomaskirche. Zum Jubiläum hatte sich der Chor, den (als 7. Chorleiter) seit 2007 Diakon und Kirchenmusiker Andreas Mittmann leitet, den Chor der Evangelischen Kirchengemeinde Deutz/ Poll (Leitung: Daniel Konrad) eingeladen. Am Klavier begleitet wurden die Sänger und Sängerinnen von Chorpianist Uli Schauerte.
Gleich zu Beginn wurde die Aufforderung des Psalmwortes wörtlich genommen, denn die beiden Chöre sangen das noch sehr neue Lied zur Jahreslosung 2024 „Alles in Liebe“. „Cantate dominum canticum novum“ heißt es auch zu Beginn der 1612 entstandenen Motette von Hans Leo Hassler, die nach der Psalmen-Lesung aufgeführt wurde.
Die Predigt zum Thema „Lieblingslieder“ teilten sich Pfarrerin Nicola Thomas-Landgrebe, Pfarrer Christoph Rollbühler und Diakon Andreas Mittmann.
„Wer singt, betet doppelt“
Andreas Mittmann nahm zunächst das Motto der gerade erst verklungenen Motette „Suchet der Stadt Bestes“ von Daniel Konrad auf und betonte, dass Chorgesang sowohl innere Einkehr für die Singenden als auch Freude für die Zuhörenden bedeute. „Wer singt, betet doppelt“, zitierte er Martin Luther. Für Andreas Mittmann war das ebenso zarte wie intensive Lied „Meine Seele ist stille im Herrn“ ein Begleiter durch die schwierige Zeit der Corona-Pandemie. Während des Lockdowns war aus den am heimischen Rechner eingesungenen und später zusammengemischten Einzelstimmen der Chormitglieder eine „Gemeinschaftsaufnahme“ des Liedes entstanden, die auch im Gottesdienst gespielt wurde und Mittmann noch heute berührt.
Nicola Thomas-Landgrebe hatte sich das Paul Gerhardt-Lied „Du meine Seele, singe“ ausgesucht. So wie die Schöpfung die Handschrift Gottes trage, so trügen auch Lieder die Handschrift Gottes, erklärte sie. Sie erzählte von einem Brautpaar, das sich bei der Auswahl der Lieder an den Vorlieben der Großeltern orientieren wollte. „Lieder kehren oft nach Generationen zurück“, sagte Nicola Thomas-Landgrebe und verriet auch gleich ihr persönliches „Qualitätskriterium“: „Ein Kirchenlied ist dann besonders gut, wenn ich mein eigenes Leben im Lichte dieses Liedes sehen kann.“
Christoph Rollbühler bekannte zuerst, dass einer der „Hits“ unter den „neuen geistlichen Liedern“, „Danke für diesen guten Morgen“, bei ihm eher ungute Erinnerungen weckt. Sehr gerne mag er hingegen das Lied „Bewahre uns Gott“ (EG 171), dessen Melodie von Organist Julian Schambortski angespielt wurde. Die Bitte um Bewahrung und Segen und das sich in allen Lebenslagen unter die Hand Gottes stellende Vertrauen hat Textdichter Eugen Eckert auf so berührende Weise zum Ausdruck gebracht, dass es für Christoph Rollbühler zum „Lebenslied“ wurde.
Gina Schwarz, eines der Gründungsmitglieder des Chores, feierte nicht nur den Gottesdienst mit, sondern hatte auch Fotos und andere Erinnerungsstücke aus der Chorhistorie mitgebracht, sodass beim anschließenden Kaffeetrinken im Gemeindesaal sogar eine kleine Ausstellung besichtigt werden konnte. Immer wieder waren dabei Sätze zu hören, die mit „Weißt du noch …“ begannen.
17 Jahre der Chorgeschichte hat Chorleiter Andreas Mittmann geprägt, der zwischen 2008 und 2010 eine Zusatzausbildung zum Diakon absolvierte. Singen ist für den ehemaligen Juristen „ein besonders intensives musikalisches Gebet“, das ihn „durch das Leben begleitet“ und die Aufgaben eines Seelsorgers und Chorleiters greifen für ihn bisweilen ineinander. „Irgendwie sind wir auch ein diakonischer Chor“, sagt er – eine Selbstbeschreibung, in der zum Ausdruck kommt, dass Singende immer gleichzeitig Gebende und Empfangende sind.
Der Chor der Thomaskirche hat circa 25 Mitglieder und singt vor allem in Festgottesdiensten oder Adventskonzerten. Neben dem Festgottesdienst zu seinem 50-jährigen Bestehen war das Konzert zum 20-jährigen Jubiläum der Rühle-Orgel ein weiteres Highlight in der Chorgeschichte. „Legendär“ waren die Chorfreizeiten im gemeindeeigenen Freizeitheim in Breibach.
Wer Lust hat auf gemeinsames Singen und ein lebendiges Chorleben, ist herzlich eingeladen dazuzustoßen. Der Chor der Thomaskirche ist nach wie vor auf der Suche nach neuen Mitsängern und Mitsängerinnen. Geprobt wird donnerstags um 19 Uhr in der Thomaskirche (Neusser Wall 61).
Foto(s): Priska Mielke