You are currently viewing Von Jahr zu Jahr werden es mehr Teilnehmende auf der Kölner Missionale

Von Jahr zu Jahr werden es mehr Teilnehmende auf der Kölner Missionale

Elke Dürscheidt kommt aus Düsseldorf und ist katholisch. Und damit war sie genau richtig bei der 38. "Missionale" in Köln: "Natürlich weiß ich, dass wir als Katholische hier in der Minderheit sind. Aber das macht überhaupt nichts. Ich bekomme hier sehr wertvolle Anregungen für unsere Gemeindearbeit. In vielen Dingen sind uns die Evangelischen voraus. Da lerne ich gern."

Gelegenheit dazu gab es in Hülle und Fülle in zahlreichen Workshops, Seminaren, Bibelarbeiten und zwanglosen Gesprächen in den Pausen. Eigentlich also alles wie immer. Wenn da nicht die Sache mit Kaffee und Kuchen gewesen wäre. Der war aus Gründen der Kostenersparnis zum ersten Mal in der Missionale-Historie nicht kostenlos. Kein Problem für Dürscheidt: "Das zahle ich gern. Schließlich ist ja der Eintritt umsonst."

Alltagstauglich mit der Bibel
4.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählten die Organisatoren der Missionale 2015 in den Kölner Messehallen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Abstauben". Die Teilnehmer beschäftigten sich mit Themen wie "Bibel übersetzen – Brücken bauen für das Wort", "Gott spricht zu uns – aber wie?" und "geistlich hören – alltagstauglich mit der Bibel leben lernen".

"Wir müssen enger zusammenarbeiten"
"Es ist hochinteressant, aus alten Texten herauszuklopfen, wie Gottes Wort für uns heute laut wird. Die Bibel ist ganz stark, wenn sie anfängt, mein Leben und mich in meinem Innersten auszulegen", sagte Pfarrer Christoph Nötzel, Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). "Gott spricht nicht durch Goethe oder aktuelle Bestseller-Autoren, wir müssen die Bibel in aktuelle Worte übersetzen", erklärte Pfarrer Hans-Herrmann Pompe, der den Vorsitz der Missionale während der Veranstaltung an Nötzel abgab. Nötzel betonte den ökumenischen Charakter der Missionale. "Wir fühlen hier den Auftrag ökumenischer Offenheit. Ich habe das Gefühl, dass der liebe Gott der einen Kirche gegeben hat, was der anderen fehlt. Wir müssen enger zusammenarbeiten."

Kommunikationsformen verändern sich
Der neue Vorsitzende der Missionale verwies darauf, dass die Kommunikationsformen in der Gesellschaft einem enormen Wandel unterlägen, dem die Kirche nachkommen müsse. Die Missionale-Teilnehmer, die alle engagierte Gemeindeglieder seien, erwarteten "alltagspraktische Tools" für ihre Arbeit vor Ort. Jedes Jahr mehr Teilnehmer verzeichnet die Missionale beim Jugendfestival und beim Kinderprogramm. In diesem Jahr kamen 1.500 Jugendliche und 500 Kinder. Die Missionale wird veranstaltet von einem Trägerkreis aus Mitgliedern der Landeskirchen, Freikirchen und Werke.

"Wir sagen Nein zu aktiver Sterbehilfe"
Prominenter Gast war der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, der während der Eröffnungsveranstaltung Pfarrer Burkhard Weber, Direktor des Johanneums in Wuppertal, Rede und Antwort stand. Gröhe zitierte seinen Taufspruch aus Jeremia 17,7 "Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und des Zuversicht der Herr ist". "Gelassenheit und Demut ist in der Politik wichtig", interpretierte der Minister den Satz für seinen Alltag in Berlin. Politik braucht nach seiner Meinung keinen Radau, wie ihn Vorgänger in seinem Amt veranstaltet hätten. Politik sei nichts anderes als Dienst am Gemeinwesen. Den würden auch die Millionen leisten, die täglich im Bereich Pflege tätig seien, haupt- wie ehrenamtlich. Gröhe plädierte für noch mehr Anstrengungen aller, um alte und kranke Menschen würdig in den Tod zu begleiten: "Wir sagen Nein zu aktiver Sterbehilfe."

Rummel und Ruhe wechselten sich ab beim Jugendprogramm

Mit dem Skateboard die Welle machen
Lukas, 16 Jahre alt, war schon zum zweiten Mal aus Düren zur Missionale angereist. Er war mit seinem Kumpel Ben der Held am Tischkicker. "Der Sieger bleibt am Tisch", erklärte er die Regeln. Ben und er blieben ziemlich lange. Ansonsten konnte man mit einem Skateboard die Welle machen unter einer blauen Folie, ein paar feine Übersteiger beim Soccer zeigen und Bälle in Basketball-Körben oder in Hockey-Toren versenken. Und die Bibel wurde "abgestaubt": Zum Beispiel im Seminar "Wie 'ne Cola in der Wüste. Bibelstellen für krasse Zeiten".

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann