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Vom schön(en) Sein: Der Frauentag 2006 im Kirchenkreis Köln-Nord

Kennenlernen, Diskutieren und Nachdenken, Gestalten und Feiern – dazu nahmen sich beim 6. Frauentag im Kirchenkreis Köln-Nord des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region rund 140 Teilnehmerinnen Zeit. Auf Einladung des Theologinnenkonvents des Kirchenkreises waren sie in die Auferstehungskirche in Köln-Bocklemünd gekommen, um sich vor allem in acht Workshops mit dem Thema „Vom schön(en) Sein“ zu beschäftigen. Um Fragen nach innerer und äußerer Schönheit nachzugehen, und unterschiedliche Antworten auf sie zu finden.


Aus Sicht der Clownin: fünf Altersstufen im Leben einer Frau
Zum gemeinsamen Auftakt zog Clownfrau „Sophia Altklug“ alias Dr. Kristin Kunze die Gäste in Bann. Vor elf Jahren, im Alter von 52 Jahren, hatte sich die Zahnärztin entschieden, ihre Praxis aufzugeben. „Ich habe gemerkt, wenn ich so weiter mache, werde ich erstarren.“ Sie besuchte eine Zirkusschule und absolvierte eine Ausbildung zur Clownfrau. Bei ihrem Kostüm reichen Auftritt in Bocklemünd spielte sie die Geschichte „Oma Maria und die erste Geige“. Auf humorvolle und entwaffnende Art schilderte sie fünf verschiedene Altersstufen im Leben einer Frau.

„Jammerkultur  macht hässlich“
In der anschließenden Interview-Runde meinte Kunze, dass die in Deutschland verbreitete Jammerkultur hässlich mache. Aber in Kenia beispielsweise, wo bittere Armut herrsche, begegne sie immer wieder schönen Frauen. Frauen, die durch Humor und Lebensfreude beeindrucken würden. „Davon möchte ich ihnen gerne etwas weitergeben“, sprach Kunze. Jedes Jahr reist sie mit Ärzte-KollegInnen nach Afrika, um Hilfe zu leisten. In Kenia, so Kunze, habe man unter anderem ein Projekt für Witwen angestoßen, deren Männer an Aids gestorben sind. Ziel des Projektes ist es, den Frauen Kredite zu ermöglichen, damit sie Kleingewerbe anmelden und sich ihren Lebensunterhalt, etwa als Näherin, selbst verdienen können. Ihnen fließt auch die Kollekte zu, die beim abschließenden, gemeinsamen Gottesdienst des Frauentages zusammen kam. Darin wurde, auch mit Hilfe von 42 Spiegel, das Bibelwort „In euren Gesichtern wird sich die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln“ thematisiert.

Neues Schönheitsmittel: der Humor
„Die Frauentag-Themen kommen angeflogen“, beschrieb „Hausherrin“ Uta Walger, Pfarrerin an der Auferstehungskirche, Kunstpädagogin und Mitglied des Organisationsteams Planung und Angebot des diesjährigen Frauentags. „Wir assoziieren, sehen hier und dort etwas, überlegen uns passende Themen. Themen mit biblischem Bezug, Themen, die alle Frauen angehen“, so Walger. Mit dem aktuellen sei es wieder gelungen, junge wie ältere Frauen anzusprechen. „Schönheit, ob äußere oder innere, ist ein ewiges Thema, es interessiert alle.“ Außerdem sei der Begriff Schönheit positiv besetzt. „Wir nutzen den Tag, um neue Sichtweisen, um ´neue´ Schönheitsmittel, etwa den Humor, zu entdecken“, erklärte Susanne Zimmermann, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Mauenheim/Weidenpesch und Synodalbeauftragte für Frauenarbeit. Bei der Zusammenstellung der Workshops und der Wahl der Dozentinnen habe man auch diesmal viel aus den eigenen Reihen schöpfen können, freute sich Walger. Das liege auch daran, dass zahlreiche Pfarrerinnen über Zusatzqualifikationen verfügten, meinte Zimmermann. So bot Walger gemeinsam mit der Künstlerin Isabell Östreich den Workshop „Rund und schön – eine kreative Nana-Werkstatt“ an. „Selbst etwas machen, körperliche Rundungen künstlerisch ausarbeiten und erleben, neue Anregungen, neue Techniken erfahren“, mit diesen Vorstellungen hatte sich eine der Teilnehmerinnen in den Kreativ-Kurs eingeschrieben. „Sie sind erfüllt worden“, freute sie sich und verlieh ihrer Frauenfigur aus Pappmaché eine weitere Schicht aus klebrigen Papierschnipseln.

Schönheitsideale im Wandel der Zeit
„Kann denn Schönheit Sünde sein?“ fragten die Theologinnen Christina Schlarp und Sabine Petzke in ihrem Workshop. Dabei gingen die Teilnehmerinnen von ihren eígenen Erfahrungen und Gedanken zum Thema aus, um anschließend an Beispielen aus der Bibel, der Kunstgeschichte und Gegenwart Schönheitsideale im Wandel der Zeit zu verfolgen. Auch mittels der Puppen einer „Barbie“-Sammlerin aus Köln konnten die Gäste darüber nachdenken, wann welche Schönheitsmaße, welcher Taillenumfang „angesagt“ waren.  Derweil betrieb die Musikerin und Kantorin Waltraud Huizing eine Schlagerwerkstatt rund um die Schönheit. Die Psychologin Dr. Juliane Arnold, Leiterin des Amtes für Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung bot unter dem Titel „Wer schön sein will, muss lieben“ Übungen zur Wahrnehmung der äußeren und inneren Schönheit. Gut besucht war ebenso die theoretische wie praktische Anleitung der Heilpraktikerin Ana S. Heinen rund um den Körper. Dabei vermittelte sie, was Frau für Schönheit und Gesundheit gleichzeitig tun kann.

Der hohe ehrenamtliche Aufwand lohnt sich
Trotz des hohen ehrenamtlichen Aufwandes mache die Vorbereitung und Durchführung des Frauentages großen Spaß, versicherte Walger. „Die Planungstreffen sind sehr spannend“, ergänzte Zimmermann. Beide fasziniert die Möglichkeit, ein Thema mit mehreren Zugangsweisen anzugehen. Es in diversen Facetten ausgestalten, und damit großräumig Frauen ansprechen zu können. Unter den Teilnehmerinnen seien doch einige, die sonst weniger am Leben in ihrer Gemeinde teilnehmen würden, so Zimmermann. „Aber beim Frauentag sind sie immer dabei. Sie genießen die Auszeit, das vielfältige Angebot die Stunden in der Gemeinschaft mit anderen Frauen.“

„Ich bin begeistert“
Der Wunsch der Organisatorinnen, „dass von den vielen schönen Begegnungen und Anregungen an diesem Tag Anstöße und Überraschendes ausgehen möge in unseren Alltag in Familie, Beruf und Kirche“, erfüllte sich auch in diesem Jahr.
So freute sich ein ältere Dame über das Workshop-Angebot der Theologinnen Christiane Neufang und Sybille Noack-Mündemann. „Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?“ hatten sie ihre Bibelarbeit zur Geschichte der Frau am Jakobsbrunnen aus dem Johannes-Evangelium betitelt. „Ich kann aus der rein weiblichen Sicht auf die Bibel für meine persönlichen Glaubensfragen viel mitnehmen“, betonte die Teilnehmerin. „Bisher ist es immer so gewesen, dass der Frauentag viel Neues und Überraschendes gebracht hat. Das ist auch heute der Fall“, sagte eine Besucherin des Workshops von Kristin Kunze. „Das Thema ´Lieber vielfältig als einfältig. Mit Humor die Kunst der Gelassenheit, des Lachens und des eigenen Schönseins entdecken´, dieses sich nach allen Seiten öffnen, kommt mir sehr entgegen.“ Ihrer Nachbarin gefiel dabei nicht nur die Betonung des Humors, sondern generell die Herangehensweise der Dozentin. „Die Clownfrau ist ein wunderbarer Mensch. Sie hat uns richtig gelockert. Sie beobachtet uns, erkennt uns, sieht unsere Defizite. Ich bin begeistert.“ 

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich