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„Vita Christi“ in der Trinitatiskirche: vortreffliche Klangregie zwischen Solisten, Chor und Orchester

Das umfangreiche und hochkarätige Kulturprogramm an der Kölner Trinitatiskirche hat zum Jahresanfang einen ersten Höhepunkt erlebt, als der Kölner Kammerchor und das Collegium Cartusianum unter Leitung ihres Gründers und Dirigenten Peter Neumann Anfang Februar ein vielbeachtetes Konzert gaben.

Neumann, der viele Jahre lang als Kantor an der evangelischen Kartäuserkirche eine der prägenden protestantischen Kirchenmusiker Kölns gewesen ist, gehört mittlerweile mit seinem Kölner Kammerchor zu den geachteten Kapazitäten der internationalen Musikszene. Seine Tätigkeiten als Musikforscher und Dirigent führen ihn zu internationalen Festivals, unter anderem nach Leipzig, Herne, Krakau, Oslo, Italien, Amsterdam und Moskau, wo er als Spezialist für die Musik Händels, Mozarts und Bachs, aber aus als Interpret von Werken des 19. Jahrhunderts gefeiert wird.

Aus 250 Bachkantaten arrangiert
Für das Gastspiel in der Kölner Trinitatiskirche hatte Peter Neumann ein besonderes, bislang weltweit einmaliges Programm mit dem Titel „Vita Christi“ erarbeitet. Das zweistündige Konzert schilderte „das Leben Jesu, wie es in den Kantaten Bachs dargestellt ist“, so Neumann. Hierzu hatte er aus den insgesamt mehr als 250 geistlichen Kantaten von Johann Sebastian Bach mit großer Kenntnis und sicherem Gespür für barocke Dramaturgie Arien, Rezitative, Chöre, Choräle und Orchesterteile eine Auswahl von 15 Kantaten „in der Art eines barocken Pasticcios arrangiert“. Auf diese Weise entstand ein eindrucksvoller musikalischer Lebenslauf von der Geburt über die Kindheit und Jugend, seine Wunder- und Lehrtätigkeit bis hin zu Passion, Auferstehung und Himmelfahrt, den Peter Neumann durch eine vortreffliche Klangregie zwischen Solisten, Chor und Orchester eindrucksvoll zum Klingen brachte.

Edle Akustik der Trinitatiskirche
Der Kölner Kammerchor profitierte von der edlen Akustik der Trinitatiskirche und erwies sich als tragfähiger, homogener und präzise deklamierender Klangkörper, dem ein lebendiger musikalischer Dialog zwischen den vier Solisten, die ebenfalls aus dem Chor heraus agierten, gelang.

Klare Intonation, feiner lyrischer Gesang
Dieses Solisten-Quartett war ebenfalls kompetent mit noch jungen Künstlerinnen und Künstlern besetzt: Die Sopranistin Hanna Zumsande gefiel durch ihre klare Intonation und ein warmes, gerundetes Timbre in der Stimme. Elvira Bill, die die Altpartien betreute, gestaltete ihre Arien mit strömendem, beinahe schwebendem Klang. Mit feinem, lyrischem Ton und intelligenter Textausdeutung überzeugte der noch junge Tenor Manuel König, und Markus Flaig, füllte als Bass mühelos, unangestrengt und mit edlem Stimmklang den weiten Kirchenraum. Insgesamt eine Solistenformation, die auf höchstem Niveau sang und vom Publikum stürmischen Beifall bekam.

Virtuoses Solo des Flötisten zu Beginn
Köln ist seit mehr als 60 Jahren eines der herausragenden Zentren weltweit für die Erforschung und Pflege der Alten Musik. Zahlreiche renommierte Ensembles und Instrumentalsolisten haben beispielsweise an der Kölner Musikhochschule, im WDR und im Zentrum für Alte Musik (ZAMUS) ihre Heimat gefunden. Einige dieser herausragenden Musikerinnen und Musiker wirken unter Peter Neumann auch im Collegium Cartusianum mit und boten in der Trinitatiskirche hervorragende solistische Leistungen. Besonders zu erwähnen sind hier die Konzertmeisterin des Collegium Cartusianum, Mary Utiger, bei ihrem Violin-Solo in der Kantate BWV 7, sowie der Flötist Leonard Schelb, der gleich zu Beginn des Konzertes ein virtuoses Solo spielte. Nicht zu vergessen die intonationssicheren Bläser auf ihren historischen Instrumenten und schließlich die mit Orgel, Cembalo, Cello und Kontrabass groß besetzte Continuo-Gruppe, die dem gesamten Musizieren – wie von Johann Sebastian Bach selbst gefordert – ein sicheres Fundament gab.

Für den Terminkalender: 8. November 2015
Wer den Kölner Kammerchor und das Collegium Cartusianum zusammen mit Peter Neumann erneut in der Trinitatiskirche erleben möchte, sollte sich den 8. November 2015 bereits heute im Kalender notieren: Für diesen Tag ist um 18 Uhr ein Konzert mit Anthems und Oden des englischen Barockmeisters Henry Purcell geplant, über weitere Details informiert rechtzeitig die Internetseite www.trinitatis-koeln.de.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler